Brauerei Asahi kauft Osteuropas Biermarken Pilsner Urquell und Tyskie werden japanisch

Eine milliardenschwere Fusion unter Biergiganten: Der Weltmarktführer AB Inbev übernimmt SABMiller. Nun erfüllt Letztgenannter eine Auflage – und verkauft Traditionsmarken wie Pilsner Urquell und Tyskie an Japaner.

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Die japanische Brauerei übernimmt die Marken Pilsner Urquell in Tschechien, Tyskie und Lech in Polen sowie Dreher in Ungarn. Quelle: Reuters

Tokio Das Kartellrecht verhilft der japanischen Großbrauerei Asahi, zum Weltkonzern aufzusteigen. Für umgerechnet 7,3 Milliarden Euro kauft sie die osteuropäischen Biermarken des fusionierten Konzerns Anheuser-Busch Inbev. Dazu gehören die Marken Pilsner Urquell in Tschechien, Tyskie und Lech in Polen sowie Dreher in Ungarn, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. So können die Japaner den Anteil ihres Auslandsgeschäft von zuletzt einem Sechstel auf ein Viertel erhöhen. 

Das bislang größte Auslandsgeschäft in der Geschichte des Konzerns werde voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen. „Das erlaubt uns ein nachhaltiges Wachstum in Europa“, begründete Asahi die Zukäufe. Bei Anlegern kam die Übernahme nicht gut an: Der Aktienkurs verlor fast sechs Prozent.

Nachdem Japans Wirtschaftszeitung Nikkei den Deal vorzeitig veröffentlicht hatte, sackte die Aktie um mehr als sechs Prozent ab. Auch am Börsenschluss lag sie mit 3497 Yen noch 4,6 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortags. Denn die Anleger fragen sich, wie Asahi den Kauf finanzieren will. 

Möglich wurde die Expansion der Japaner durch die milliardenschwere Fusion von AB InBev und SAB Miller. Mit dem Verkauf der Biere in Osteuropa erfüllen AB Inbev und SABMiller eine Auflage der EU-Kommission. Im Gegenzug für die Genehmigung der 79 Milliarden britische Pfund (aktuell 94 Milliarden Euro) schweren Fusion der beiden Biergiganten hatten die Wettbewerbshüter gefordert, dass SABMiller nahezu sein gesamtes europäisches Biergeschäft abgibt. Und von Beginn an galten die Japaner als Abnehmer erste Wahl. 

Zuvor hatte SAB Miller bereits die Marken Peroni aus Italien und Grolsch aus den Niederlanden an Asahi verkauft. Auch Marken in der Slowakei, Ungarn und Rumänien gehören zu dem Paket.

Mit einem Abschluss des Verkaufs an Asahi wird im ersten Halbjahr 2017 gerechnet. Bereits im Frühjahr hatte Asahi für mehr als 2,5 Milliarden Euro die Biermarken Peroni aus Italien und Grolsch aus den Niederlanden von SABMiller übernommen. Auch in der zweiten Runde setzten sich die Japaner gegen Mitbieter wie die Jakobs Holding aus der Schweiz, den tschechischen Investmentfonds PPF und China Resources durch. 

Der große Vorteil von Asahi ist das dichte Vertriebsnetz. Zudem hatten die Japaner offenbar deutlich mehr als die Rivalen. Laut Reuters hatten die Verkäufer mit einem Erlös von 6,4 Milliarden US-Dollar gerechnet. 


Auch Lokalrivale Suntory strebt ins Ausland

Asahi rechtfertigte den Aufschlag mit seiner Wachstumsstrategie. Weil in Japan die Bevölkerungszahl fällt und damit der Durst nach Bier und anderen Getränken der zweitgrößten Volkswirtschaft in Asien abnimmt, will nicht nur Asahi im Ausland expandieren – vor allem in Europa. Der Lokalrivale Suntory war bereits 2014 mit dem 14 Milliarden US-Dollar teuren Kauf des Getränkekonzerns Beams vorgeprescht.

Derzeit macht Asahi 16 Prozent des Umsatzes in Übersee. Durch die Zukäufe in Osteuropa soll der Anteil auf etwa ein Viertel gesteigert werden. Auf dem Heimatmarkt hat sich das Wachstum in letzter Zeit verlangsamt.

Asahi verspricht sich nun, mit seiner starken Position auf dem Heimatmarkt wiederum die Ausdehnung jenseits der Landesgrenzen zu finanzieren. Die Japaner wollen sich dabei als Anbieter von Premiummarken positionieren und so das Auslandsgeschäft zum Wachstumstreiber ausbauen. 

Die zugekauften Marken seien „sehr kompatibel zu unserem bestehenden Geschäft in Osteuropa und wird unser Geschäft stärken“, teilte ein Sprecher von Asahi mit. Zumindest in Europa – denn Asahi erwirbt oft nicht die weltweiten Markenrechte. So behält AB InBev beispielsweise Pilsener Urquell in den USA.

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