Brauerei-Chef Huber Wie dieser Mann Veltins zum Erfolg führte

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400 Millionen für Modernisierung

Als Huber etwa im Jahr 2001 mit „V Plus“ eine eigene Biermix-Marke ankündigte, sei auch Eigentümerin Susanne Veltins irritiert gewesen. „Wenn man aus dieser Branche kommt, ist Bier Bier.“ Seine Mitarbeiter hätten ihm damals prophezeit, dass kein Mensch das Zeug trinken werde. „Als wir dann aber Marktführer bei den Mischgetränken waren, war Ruhe angesagt“, sagt Huber und bläst genüsslich den Rauch einer weiteren Lord ins Zimmer.

Vom derzeit viel beredeten Craft Beer lässt Huber aber dann doch die Finger – zu klein sei der Markt. Einen großen Markt sieht er indes bei den regionalen, süffigen Bieren, hat vor vier Jahren bereits das Grevensteiner Landbier herausgebracht.

Veltins, berichtet Huber, konzentriere sich auf Nordrhein-Westfalen, wo 70 Prozent des Biers abgesetzt würden. Seit 1997 ist die Brauerei Sponsor von Schalke 04 – das verschafft Lokalkolorit. Den Fehler, eine globale Biermarke darstellen zu wollen, werde seine Brauerei nicht machen, sagt der Chef.

Er deutet aus dem Fenster seines Büros. Vor sechs Wochen sind sechs neue Riesentanks geliefert worden. Bis zum 200. Jubiläum der Brauerei im Jahr 2024 investiert Huber mehr als 400 Millionen Euro in die Modernisierung. Das Sudhaus ist schon fertig, als Nächstes kommt eine neue Abfüllanlage. Mehr Bier will er ausstoßen und dabei weniger Strom und Wasser verbrauchen. Kennzahlen dazu kommen jeden Morgen um sieben auf sein Handy, genau wie der Absatz des Vortages. Natürlich seine Idee.
Er sei mitnichten beratungsresistent, sagt Huber. Einmal hätten ihm seine Geschäftsführer vorgeschlagen, die Bierkisten von der Designabteilung von Porsche gestalten zu lassen. Ein 35-Millionen-Euro-Auftrag. „Da ging mir der Arsch ganz schön auf Grundeis.“ Er sagte Nein, doch seine Leute ließen nicht locker und überzeugten ihn schließlich. „Heute bin ich der Truppe dankbar, dass sie mich dahingetrieben hat.“

Inzwischen, sagt Huber, sei das „Vertrauen in der Truppe so groß, dass sie in einer Stresssituation nicht versagen würden“. Schließlich wisse jeder, auf wen er sich verlassen könne. Grund dafür sind auch seine Strategie-Seminare: Nachts um drei lässt Huber die „Jungs“ dann gerne mal aus dem Bett holen und stellt ihnen Aufgaben: Veltins-Bier im Supermarkt wurde vergiftet. Oder: Die Hauptmaschinen der Abfüllung wurden mutwillig zerstört. Was tun? „Wenn die um halb fünf in der Nacht immer noch rumeiern, ist das Mist“, knurrt Huber. Er will wissen, wie lange die Entscheidung dauert und wer sich mit wem zusammentut.

Klimawandel macht Bier teurer

Die Ergebnisse müssen dem Chef gefallen haben. Er will sich nun jedenfalls allmählich zurückziehen. Vertriebschef Volker Kuhl werde ihn „in den nächsten zwei Jahren“ beerben. Huber selbst fühlt sich für den Wandel in die digitale Welt nicht mehr geeignet. Er zeigt auf seinen Schreibtisch, auf der zwei Mappen liegen und ein Telefon steht – aber kein Computer. „Ich habe Probleme zu verstehen, warum Influencer plötzlich Märkte beeinflussen. Ich guck mir einen Influencer an und denke: So eine Dumpfbacke. Warum macht der so einen Alarm?“ Nein, um Vorbild zu sein, müsse man diese Dinge beherrschen. „Dazu bin ich nicht gut genug.“ Wenn er es denn wirklich schafft mit dem Rückzug, wird er mehr Zeit auf Sylt verbringen, wo er seit zwei Jahren mit seiner Frau auf einem Bauernhof lebt.

Erst mal muss er jetzt aber los. Nach Arnsberg, gut 30 Kilometer entfernt. Dort wartet seine zweite Aufgabe. Er ist auch noch Generalbevollmächtigter beim Sauerländer Leuchtenhersteller Trilux, seit 13 Jahren, der Mann scheint nicht ausgelastet zu sein. Der Firma geht es – wie Veltins – gut: Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um rund 100 Millionen auf 714 Millionen Euro.

Unzufrieden mit Trilux

Huber steht auf, verlässt sein Büro. Bevor er in seinen A8 steigt, sagt er plötzlich, dass er dennoch unzufrieden sei mit Trilux. Warum? Noch sei ihm nicht klar, wie die Firma ohne ihn klarkommen soll. „Ich habe das Unternehmen noch nicht ausreichend darauf vorbereitet.“ Es sei eben ein Unterschied, ob man 13 oder 23 Jahre dabei sei.

Huber findet, dass es mal wieder höchste Zeit sei, zu erproben, ob die Manager bei Trilux auch wissen, auf wen sie sich im Krisenfall verlassen können. Höchste Zeit also für einen Stresstest, nachts um drei.

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