Brillen-Imperium Ray-Ban als Segen und Fluch für deutsche Optiker

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Ein Spagat zwischen Tradition und  Moderne

So kleidet sich der erfolgreiche Verkäufer - oder nicht
Anzug ist PflichtAnzug, Hemd und Krawatte sind Pflicht für den Vertriebsmitarbeiter, sagt die Studie „(Vor)Bild Verkäufer – Von Krawatten, Koffern und Klischees“ der Beratungsgesellschaft Pawlik Sales Consultants. Zudem sollte die Kleidung gepflegt, aufeinander abgestimmt und passgenau sein. Texte: Katja Köllen Quelle: unpict - Fotolia.com
Der Anzug: Nicht unbedingt NadelstreifenDer Anzug ist das entscheidende Kleidungsstück beim männlichen Vertriebsmitarbeiter. Die Farbwahl kann dabei entscheidend für den erfolgreichen Erstkontakt sein: Wer anthrazit trägt, ist Spitzenreiter, gefolgt vom blauen und schwarzen Anzug. Der viel gepriesene und getragene Nadelstreifenanzug landet mit einem Zuspruch von gerade einmal 35 Prozent auf Platz vier. Kurz dahinter liegt nur noch der hellgraue Anzug. Quelle: contrastwerkstatt - Fotolia.com
Das Hemd: Hell und einfarbig gewinntHell sollte das Hemd unter dem Anzug sein. Das sagen über 80 Prozent der Befragten. Wer dabei noch darauf achtet, dass es zudem uni ist, der sollte sich um sein Äußeres in Sachen Hemd keine Sorgen machen. Auf das Kurzarm-Hemd oder Hemden mit Weißkragen sollte ein Verkäufer aber besser verzichtet. Ebenso landen dunkle und gemusterte Hemden eher im Mittelfeld, werden aber von rund der Hälfte der Befragten immer noch als ansprechend bewertet. Quelle: joegraphic - Fotolia.com
Die Krawatte – bitte keine Mickey MouseDie Krawatte, die das Töchterchen ausgesucht hat, weil so viele schöne, bunte Figuren zu sehen sind, sollte Mann lieber nur zum Sonntagskaffee daheim aus dem Schrank holen. Comic-Motive und knallige Muster sind ein No-Go. Quelle: dpa
Die Krawatte – gestreift oder uniWer sich für den gestreiften oder einfarbigen Schlips entscheidet, ist ganz vorne mit dabei. Das altmodische Einstecktuch wird heute lieber auf dem Foto der Großelterngeneration bewundert. Auch die gemusterte Krawatte bekommt wenig Zuspruch – noch weniger als das Einstecktuch. Einfach und schlicht heißt hier also das Motto. Quelle: dpa
Stift und Mappe statt SchmuckUm sich erfolgreich zu präsentieren sollte die Wahl beim Schreibmaterial und der Tasche besser bedacht sein als die Entscheidung über einen Armreif oder ähnliche Accessoires. Kunden achten insbesondere auf die Ausstattung wie Stift und Mappe, sowie aus welcher Tasche der Verkäufer diese zieht. Quelle: Peter Atkins - Fotolia.com
Das Bekenntnis zur EheWer verheiratet ist, und dies zeigt gewinnt beim Erstkontakt an Vertrauen. Der Ehering ist das Accessoire, das beim Vertriebsmitarbeiter am erfolgreichsten wirkt. Über sechzig Prozent der Befragten schätzen den Schmuck an der Männerhand. Weniger als die Hälfte sehen Manschettenknöpfe und Krawattennadel als Aufwertung des Äußeren. Die Firmennadel findet auch Zuspruch, allerdings gerade einmal bei jedem Dritten. Anderer Schmuck wird nicht akzeptiert. Quelle: dpa

Auch wenn die Aussichten in Deutschland rosig scheinen, soll sich das internationale Wachstum  verlangsamen. Nachdem es für Ray-Ban elf Jahre immer zweistellig aufwärts ging, erwartet Luxottica künftig lediglich ein einstelliges Plus. Das sollen vor allem Schwellenländer wie China einfahren. „Die Zentrale macht lieber vorsichtige Prognosen“, sagt Grund. „Wir wurden allerdings immer wieder überrascht, was doch noch an Wachstum drin war.“

Ray-Ban steht grundsätzlich vor zwei Problemen: Einerseits ist das Wachstum allmählich ausgereizt, andererseits bewegt sich die Modewelt weg vom Retro-Schick. „Ray-Ban hat bereits eine enorme Marktmacht und da künftig noch mehr drauf zu legen, ist schwer“, sagt Stephan Schenk von „Markt intern“. „Außerdem besteht bei allgegenwärtigen Marken immer die Gefahr, dass sie sich abnutzen.“

So kleiden Sie sich richtig

Zugleich muss sich Ray-Ban als traditionelle Marke künftig in einer futuristischen Modeströmung behaupten. „Die Hipster-Zeit ist vorbei“, sagt DMI-Geschäftsführer Gerd Müller-Thomkins. „Am Anfang des Jahrtausends orientierte sich die Mode noch an der Vergangenheit, nun schaut sie in die Zukunft.“ Der Stil wird modern, schlicht, zurückhaltend, sportlich und praktisch. „Form follows function“, kommentiert Müller-Thomkins.

Da die Brille eine praktische Funktion erfüllt, wird sie auch weiter als Modeaccessoire angesagt bleiben. Allerdings zeigte sich zuletzt auf der Münchner Fachmesse Opti im Januar, dass der Trend weg geht von den auffälligen Nerd-Brillen. Die Gläser bleiben groß, aber die Ränder werden schmaler und zurückhaltender. Für Ray-Ban bedeutet das künftig ein Spagat zwischen Tradition und Moderne: „Das ist aktuell ein anspruchsvolles Unterfangen für klassische Marken, wie Ray-Ban, die Erwartungen der Stammkunden zu erfüllen und gleichzeitig den Weg in die modische Moderne zu finden“, sagt Gerd Müller-Thomkins.

Christian Grund ist zuversichtlich: „Als größter Brillenhersteller der Welt beobachten wir die Trends ganz genau und können alle Neuheiten bieten, die der Markt verlangt.“ So seien etwa die künftigen Modelle, die sich an die Wayfarer anlehnen, deutlich filigraner als bisher. Mit der künftigen Mitarbeit an Google Glass will sich das Unternehmen außerdem für die Zukunft rüsten. Während Luxottica seine Vormachtstellung ausbauen will, erhofft sich Google modischere Modelle für seine Datenbrille.

Auch Verbandsvertreter Peter Frankenstein traut Ray-Ban zu, sich für die Zukunft gut aufzustellen „Ray-Ban hat einen derartigen Marktanteil. Der Marke wird so schnell kein Konkurrent gefährlich.“ Und daher werden Optiker auch künftig auf Ray-Ban setzen – und dessen Vertriebspolitik akzeptieren.

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