Britische Fluggesellschaft Monarch Dritte Airline in der Insolvenz

Mit Monarch muss die dritte europäische Airline in diesem Jahr aufgeben. Der jahrelange Preiswettbewerb stellt die britische Fluggesellschaft vor existenzielle Probleme. Mehr als 800.000 Passagiere sind betroffen.

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Die Maschinen von Monarch Air heben nicht mehr ab. Quelle: REUTERS

Die Aufforderung ist glasklar. „Wenn Sie planen, heute oder in Zukunft mit Monarch von einem britischen Flughafen starten wollen, gehen Sie nicht zum Flughafen, denn Ihr Flug wird nicht stattfinden“, heißt es auf der Webseite der fünftgrößten britischen Fluggesellschaft. Erneut muss eine europäische Airline aufgeben. Nach Alitalia und Air Berlin ist die Billig- und Ferienfluggesellschaft Monarch am Ende. Am Montagmorgen meldete das Management Insolvenz an.

Zwar ist die Fluggesellschaft eher klein, betreibt 34 Flugzeuge, mit denen es zu europäischen Zielen geht. Doch die Pleite hat deutlich größere Auswirkungen als die von Air Berlin. Denn da kein Überbrückungskredit etwa von der britischen Regierung gestellt wird, hat die britische Flugaufsicht CAA den Flugbetrieb anders als im Fall Air Berlin umgehend unterbunden. Über 110.000 Passagiere sitzen deshalb nun im europäischen Ausland fest. Bezieht man die stornierten Buchungen geplanter Reisen ein, sind insgesamt mehr als 800.000 Passagiere betroffen, bestätigte die Civil Aviation Authority der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage.

Die britische Regierung hat die CAA gebeten, die Rückholung der gestrandeten Kunden zu organisieren. Hilfe hat bereits Qatar Airways aus Doha am Persischen Golf angeboten. Die Airline ist mit 20 Prozent an der britisch-spanischen IAG beteiligt, zu der auch British Airways (BA) gehört. Zwei an die BA verleaste A320 sowie acht weitere, die in Doha stehen, will Qatar zur „Bergung“ der Passagiere zur Verfügung stellen.

Wirklich überraschend ist das Aus nicht. Vor fast genau einem Jahr hatte Monarch schon einmal vor der Pleite gestanden. Nur eine Finanzspritze von umgerechnet gut 190 Millionen Euro durch den Eigentümer Greybull Capital verhinderte, dass die Aufsicht CAA den Daumen senkte. Greybull war 2014 bei der 1968 zunächst als Charterfluggesellschaft gegründeten Airline eingestiegen. Zwischenzeitlich gab es angeblich Gespräche mit der britischen Billig-Fluggesellschaft Easyjet über einen Einstieg. Beide Airlines sitzen in London-Luton. Doch aus dem Einstieg wurde nichts.

In den zurückliegenden Wochen waren dann etwa beim Kommunikationsdienst Twitter erneut Gerüchte über eine finanzielle Schieflage aufgetaucht. Befeuert wurden sie noch durch Michael O’Leary, dem Chef der irischen Billig-Airline Ryanair. Er hatte vor wenigen Wochen öffentlich gesagt, dass weder Monarch noch der norwegische Billiganbieter Norwegian dieses Jahr überstehen würden.

Daraufhin sah sich das Management von Monarch dazu genötigt, gegenzusteuern. Man fliege nach Plan, erklärte die Monarch-Spitze noch Ende September. Trotz der Folgen des Brexits, der ständigen Terrorgefahr und dem schwachen Kurs der britischen Währung Pfund werde man im laufenden Geschäftsjahr einen Gewinn von etwa 40 Millionen Pfund erwirtschaften.

Doch so ganz entsprach das wohl nicht der Wahrheit.

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