Bundeskartellamt erlaubt Fusion Protokoll: Diese Fehler trieben Kaufhof in die Arme von Karstadt

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Alles „great“, „fantastic“ und „perfect“?

Düsseldorf, 11. März 2016: Kaufhof-Chef Olivier Van den Bossche überschlägt sich förmlich vor Begeisterung. Sein „Dream Concept“ getauftes Umbauprogramm soll die Filiale an der Düsseldorfer Königsallee in neuem Glanz erstrahlen lassen. Ein Haus mit „Vorbildcharakter“ entstünde dort.

Und das sei erst der Anfang. Investitionen von insgesamt rund einer Milliarde Euro verspricht HBC. Filialen sollen modernisiert werden, angesagte Modelabels und Premiummarken einen Hauch Glamour verbreiten. Im Onlinegeschäft will HBC eine Aufholjagd starten, in den Niederlanden eine neue Warenhauskette aus dem Boden stampfen und das Outlet-Konzept von Saks Off 5th zügig nach Deutschland bringen. Dabei ist der Schuldenstand der Kanadier bedenklich hoch und Rivalen wie Amazon wildern immer stärker im Warenhausrevier.

Toronto, 5. Dezember 2016: HBC muss tiefrote Zahlen verkünden – zum dritten Mal in Folge. Der Aktienkurs des Konzerns hat sich seit der Übernahme von Kaufhof nahezu halbiert. Alles halb so wild, beschwichtigen die Unternehmenschefs. Es gehe voran, auch wenn es noch viel zu lernen gebe.

Doch von viel Lernbereitschaft spüren die deutschen Mitarbeiter nichts. Im Gegenteil: Vor allem HBCs Mann für das internationale Geschäft, Kaufhof-Aufsichtsratschef Donald Watros, macht der Crew zu schaffen. Er fliegt regelmäßig in Köln ein, verbringt ein paar Tage in der Zentrale und erteilt dort mit breitem Western-Englisch Anweisungen, die altgediente Kräfte oft nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Als „Kleinkrieg“ beschreibt die „Textilwirtschaft“ bald die Lage. Von einer übertriebenen Einmischung der Amerikaner ist die Rede und von einer verfehlten Rabattpolitik. Die Zahlen verschlechtern sich drastisch.

Für Unruhe sorgen zudem Gerüchte, Kaufhof wolle die Tarifgehälter kappen. Zwar dementiert Kaufhof-Chef van den Bossche. Intern jedoch wird längst bezweifelt, dass er noch viel zu sagen hat. Als HBC im Frühjahr 2017 einen neuen Europastatthalter installiert, an den van den Bossche berichten soll, schmeißt der Belgier hin.

Düsseldorf, 7. April 2017: Am Tag nach dem Abgang des Kaufhof-Chefs bahnt sich Baker seinen Weg durch das Untergeschoss der Filiale an der Düsseldorfer Königsallee. Er nimmt ein Rührgerät in die Hand und wirkt dabei wie der Moderator eines TV-Shoppingkanals, der die neuesten Haushaltswaren unters Volk bringen will. Kameras klicken, Baker strahlt. Alles ist „great“, „fantastic“ und „perfect“. Streit in der Führung von Kaufhof? Von wegen. Rabattorgien in den Filialen? Man habe nur Platz für neue Marken schaffen wollen. Verkaufspläne für Kaufhof? Absurd. Und van den Bossches Abgang? Bedauerlich, sagt der mitgereiste HBC-Chef Storch. Doch keine Sorge, der neue starke Mann für Europa, der auch Kaufhof führen soll, sei ein brillanter Kopf.

Köln, 24. Mai 2017: Die Strecke führt entlang des Rheins, mit Blick auf Dom und Altstadt. Rund 350 Läufer sind beim Galeria Kaufhof Nachtlauf dabei. Unter ihnen der frisch gekürte Kaufhof- und HBC-Europachef Wolfgang Link. Auch im Unternehmen setzt er auf Ausdauer. Der Umbau von Kaufhof sei „kein Sprint, sondern ein Marathon“, verkündet der Manager, der zuvor das Europageschäft von Toys’R’Us geführt hat. Manch Mitarbeiter fühlte sich dort von einer „oberlehrerhaften Attitüde“ genervt. Selbst um die Verteilung von Parkplätzen soll sich Link schon mal gekümmert haben.

Dafür bleibt ihm im neuen Job keine Zeit. Schließlich muss er nicht nur das Kerngeschäft in Schwung bringen, sondern soll auch den Outlet-Markt aufrollen. Kurz nach Amtsantritt startet der HBC-Ableger Saks off 5th in Deutschland und will mit Prada-Pantoffeln und Tods-Täschchen die Republik erobern. Zur Eröffnungsparty der Nobel-Outlet-Kette trippeln Models über den pinken Teppich ins traditionsreiche Düsseldorfer Carsch-Haus. Filialen in Frankfurt, Stuttgart, Wiesbaden, Heidelberg und Rotterdam sollen folgen. Link verspricht einen „heißen Sommer voller Eröffnungen“.

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