Carsten Spohr Lufthansa-Chef wettert gegen Golf-Airlines

Erst vor Kurzem hat die Lufthansa eine Zusammenarbeit mit Etihad bekanntgegeben. Trotzdem fordert Konzernchef Carsten Spohr mit deutlichen Worten eine harte Linie gegenüber den Airlines vom Persischen Golf.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Lufthansa-Chef schrieb einen Brief an die Verkehrskommissarin der EU. Quelle: dpa

Brüssel Die Lufthansa fordert trotz ihrer neuen Partnerschaft mit Etihad von der Europäischen Union eine harte Haltung gegenüber den schnell wachsenden Fluglinien vom Persischen Golf. „Die unglaublich schnelle parallele Expansion der Golf-Carrier seit mehr als zehn Jahren hat den europäischen Netzwerk-Fluglinien großen Schaden zugefügt“, schrieb Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Brief an EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc. Mitunterzeichner des Schreibens ist Air France/KLM.

Untätigkeit angesichts der Marktverschiebung Richtung Naher Osten wäre kurzsichtig, da vorübergehende Vorteile für Verbraucher wie niedrigere Flugpreise nur so lange angeboten würden, bis die hiesigen Airlines vom Markt gedrängt würden. Deshalb solle die Kommission definieren, wann Wettbewerbsverstöße vorliegen und wie stark diese bestraft werden. Mit dem Warnbrief schalten sich die beiden Groß-Airlines in die Vorbereitung eines neuen Gesetzes ein, mit dem die Kommission härter gegen Wettbewerbsverzerrungen durch nicht-europäische Fluglinien vorgehen will.

Mit der Kritik an den Herausforderern – also Emirates, Qatar Airways sowie Etihad – wagt die Lufthansa einen Drahtseilakt. Die Kranich-Fluglinie arbeitet seit kurzem nämlich punktuell mit Etihad aus dem Öl-Emirat Abu Dhabi zusammen, spricht sich gleichzeitig aber gegen angeblich staatliche Subventionen der Heimatländer für ihre Airlines aus. „Unsere neue Kooperation mit Etihad ändert an dieser Haltung nichts“, hatte Spohr Ende vorigen Monats dem „Manager Magazin“ gesagt. Zudem hätte der neue Partner nicht wie andere Fluglinien vom Golf auf blindes Wachstum gesetzt, sondern die Kapazitäten maßvoll erweitert. Die Golf-Fluglinien widersprechen dem Vorwurf, von ihren Herrscherhäusern über die Maßen unterstützt zu werden.

Die Kommission verhandelt derzeit auch ein Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und Katar. Darin soll festgelegt werden, wie häufig Fluglinien aus dem Golf-Emirat in die EU fliegen dürfen. Im Rahmen der Verhandlungen müsse sichergestellt werden, dass der Abbau von staatlichen Subventionen und eine höhere finanzielle Transparenz Teil des neuen Vertrags werden, schreiben die Lufthansa und Air France/KLM weiter.

Bis solch eine Vereinbarung zustande kommt, gelten die bestehenden Verkehrsabkommen zwischen den einzelnen EU-Ländern und Katar. Im Fall von Deutschland ist hier die Zahl der erlaubten Flüge in einer Woche festgelegt. In einer ähnlichen Regelung zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist hingegen die Zahl der Flughäfen bestimmt, die die dortigen Airlines Emirates aus Dubai und Etihad ansteuern dürfen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%