Cartier, Rolex & Co. Die Reparaturabzocke der Luxusuhrenhersteller

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Hersteller schröpfen Uhrmacher

Edelchronometer für Liebhaber und Anleger
Cartier Quelle: Pressebild
Große Lange 1 Quelle: Pressebild
Big Bang Tutti Frutti Caviar
Montblanc GreyTech
BrückenschlagEin Tourbillon ist mehr Zierde als Notwendigkeit. Schön, dass die Brücken der Girard Perregaux Laureato den Blick darauf nicht versperren.Preis: 176 000 Euro
Calendrier Chinois Quelle: Pressebild
Patek Philippes Ref. 5940 Quelle: Pressebild

Dabei verfügen viele freie Uhrmacher über den Meisterbrief, teures markenabhängiges Spezialwerkzeug, Zertifikate genau dieser Hersteller und reparieren erfolgreich Luxusuhren von Chopard oder Patek Philippe. Doch von der Mehrheit der Hersteller – darunter Cartier, Breitling, Audemars Piguet, Jaeger- LeCoultre – bekommen sie weder Schraube noch Uhrwerk.

Beispiel Swatch Group: Der Schweizer Uhrenkonzern beherrscht geschätzte 80 Prozent des Zuliefermarktes. Swatch hat sich auf Druck inzwischen bereit erklärt, Uhrmacher mit Ersatzteilen zumindest für seine günstigeren Marken zu bedienen wie Tissot, Rado, Union Glashütte oder Longines. Für das hauseigene Luxussegment mit den Marken Breguet, Blancpain und Omega gilt das nicht.

Zudem versuchen Hersteller gern, den Kunden eine große Revision oder Reparatur zu verkaufen. Wer zum Beispiel die Dichtigkeit nicht erneuern lässt, sobald es der Hersteller nach dem von ihm aufgestellten Zeitplan rät, verliert Gewährleistungsansprüche. Doch kein Kunde kann anschließend auch kontrollieren, ob die teuer honorierten Feinarbeiten im Inneren der Uhr tatsächlich ausgeführt wurden. Öffnete er sie, wäre es wieder vorbei mit der Dichtigkeit.

Luxusuhren: Geldanlage oder Kostenfalle?

„Und welche Verkäuferin warnt einen Kunden, dass seine Favoritenuhr statt wie bei anderen Marken alle fünf bis sieben Jahre leider alle zwei Jahre gewartet werden muss, weil sie so empfindlich und die Ganggenauigkeit so unpräzise ist? Das kostet jedes Mal 1200 bis 1400 Euro“, ärgert sich Hauke Heffels, Uhrmachermeister und öffentlich bestellter Sachverständiger der Handwerkskammer Aachen.

Die Hersteller schröpfen auch die Uhrmacher. Glashütte Original rückte eine Sperrklinge mit Feder für 15 Euro nur raus, wenn der Uhrmachermeister zuvor „6 bis 8 kostenpflichtige Schulungen à 1 Woche absolviert hat“, so ein internes Papier. Kosten für die Zwangsfortbildung: rund 1500 Euro.

Auch Cartier bestellt externe Uhrmacher zu Weiterbildungen ein. „Aber das sind reine Werbeveranstaltungen, anschließend darf unser zertifizierter Betrieb trotzdem nur Batterien auswechseln“, ärgert sich Ernst August Kortenhaus aus Mettmann, Vorstand der Uhrmacher-Innung Nordrhein-Westfalen.

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