Christian Haub Tengelmann-Chef hofft auf Lösung im Familienstreit

Tengelmann-Chef Christian Haub will die Unternehmensgruppe weiter umbauen. Quelle: imago images

Tengelmann-Chef Christian Haub will die Unternehmensgruppe weiter umbauen – und in neue Geschäftsbereiche einsteigen. Welche das sind, was er für Kik und Obi plant und wie er sich zum Familienstreit äußert.

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Tengelmann-Chef Christian Haub will die Unternehmensgruppe weiter umbauen und die Abhängigkeit vom Einzelhandelsgeschäft mit den Töchtern Kik und Obi verringern. „Mit den Beteiligungen und unserer Immobiliensparte Trei haben wir zwar schon einen gewissen Ausgleich zum Einzelhandelsgeschäft“, sagte Haub im Interview mit der WirtschaftsWoche, „aber in den nächsten zehn Jahren sollten noch ein, zwei neue Geschäftsbereiche hinzukommen.“ Momentan sei für Tengelmann „alles rund um das Segment Gesundheit interessant, wobei wir uns auf konsumnahe Produkte und Dienstleistungen konzentrieren wollen“. Zudem stehe das Thema Ernährung „ganz oben auf der Agenda“, so Haub. „Wir wollen noch aktiver beim Fleisch- und Proteinersatz werden. Das ist ein Megatrend, der enormes Potenzial birgt und der noch ganz am Anfang steht.“

Auch beim Textildiscounter Kik sind weitreichende Veränderungen geplant. „Momentan verkaufen wir europaweit ein einheitliches Sortiment“, sagte Haub. „Auf Dauer wird es aber nicht genügen, nur unsere Einkaufsvorteile auszuspielen und in Rumänien die gleichen Shirts zu verkaufen wie in Holland.“ Gemeinsam mit dem Management überlege er daher, „wie wir für die jeweiligen Märkte lokale Angebote entwickeln können.“ Corona haben zudem gezeigt, „dass wir digital viel mehr Gas geben müssen“, so Haub. „Das wird nicht einfach, denn gleichzeitig muss Kik als Discounter seine Preisführerschaft verteidigen.“ Bei der weiteren Expansion fahre Kik vorerst „auf Sicht“, sagte Haub. „Wir preschen zunächst einmal nicht mehr in neue Länder vor, sondern konzentrieren uns mit ganzer Kraft auf die bestehenden Märkte.“

Bei der Baumarkttochter Obi würde es durch den langen zweiten Lockdown anders als im Vorjahr ebenfalls zu Einbußen kommen. „Und 2022 könnte für Obi ebenfalls durchwachsen werden“, sagte Haub. Dann erwarte er eine Trendumkehr: „Reisen, Ausgehen und all das, worauf wir lange verzichten mussten, werden die Menschen dann nachholen und sich weniger um Heim und Garten kümmern. Für den Heimwerkerbereich könnte es ein schwieriges Jahr werden“. Darauf stelle man sich jetzt schon ein, passe beispielsweise Expansionspläne an und baue den Digitalbereich weiter aus.

Im Immobilienbereich, wo Tengelmann mit der Tochter Trei aktiv ist, sieht Haub bislang keine Preisblase. „Die Immobilienpreise werden wahrscheinlich nicht mehr in dem Ausmaß steigen wie bisher, es wird aber auch keinen Einbruch geben. Eine Blase kann ich zumindest nicht erkennen.“ Im Wohnungsbau wolle man daher weiter in Deutschland und in den USA investieren, kündigte Haub an.

Im Familienstreit hielt sich Christian Haub bedeckt. Die Milliardärsfamilie Haub hatte sich nach heftigen internen Auseinandersetzungen zuletzt auf einen neuen Beirat für die Tengelmann-Gruppe geeinigt. Das Gremium habe zum Jahresanfang seine Arbeit aufgenommen hat. „Das war ein guter Start, und so soll es jetzt weiter gehen“, sagte Haub. Es bringe niemandem etwas, „Öl ins Feuer zu gießen“. Deshalb „haben wir vereinbart, über Familienthemen nicht mehr öffentlich zu sprechen, um dem Prozess eine Chance auf Erfolg zu geben“, so Haub. „Ich hoffe, dass wir dieses Jahr eine Lösung unter Dach und Fach bekommen.“

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