Corona-Folgen Tengelmann-Chef erwartet „heftige Preisschlacht“ im Textilhandel

Wirtschaftlich sei der aktuelle Lockdown für die Tengelmann-Handelsgruppe, zu der Textildiscounter Kik gehört, „viel schlimmer als der erste“, sagt Tengelmann-Chef Haub.

2021 wird für Tengelmann wirtschaftlich noch schwieriger als das vergangene Jahr. Das sagt ausgerechnet Unternehmenschef Christian Haub. Was ihn zu dieser Annahme treibt.

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Tengelmann-Chef Christian Haub rechnet trotz der jüngsten Corona-Lockerungen mit einem herausfordernden Geschäftsjahr. „Wirtschaftlich wird 2021 für Tengelmann deutlich schwieriger werden als 2020“, sagte Haub im Interview mit der WirtschaftsWoche. Er erwarte, dass „2021 ein komplettes Coronajahr wird, mit immensen Belastungen für den Handel“. Wirtschaftlich sei der aktuelle Lockdown für die Handelsgruppe, zu der nach dem Verkauf der Lebensmittelaktivitäten vor allem die Baumarktkette Obi und der Textildiscounter Kik gehören, „viel schlimmer als der erste“.

Der Lockdown „wird uns einen hohen dreistelligen Millionenbetrag an Umsatz kosten und einen mittleren an Ertrag“, sagte Haub und fügte hinzu: „Und wir sind noch nicht durch. Gerade dem Textilhandel stehen schwere Wochen bevor: Wir werden eine heftige Preisschlacht sehen.“

Bekleidungshändler müssten jetzt Platz schaffen für neue Kollektionen und hoffen, für die Ware überhaupt noch etwas zu bekommen. „Wir sind stark genug, die Krise aus eigener Kraft zu überstehen, viele kleinere Händler sind es nicht, so Haub. Er erwarte daher „eine gewaltige Schließungswelle“ im Handel. Jedes Unternehmen „wird jetzt prüfen müssen, welche Standorte sich noch rentabel betreiben lassen und welche geschlossen werden sollten.“

Die zuletzt beschlossen Lockerungen seien zwar „ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber natürlich haben wir uns im Einzelhandel deutlich mehr erhofft“, sagte Haub. „Wenn die Inzidenzwerte nicht durch die Decke gehen und sich alle an Hygiene- und Abstandsregeln halten, ist es aus meiner Sicht möglich, den kompletten Einzelhandel zu öffnen“, sagte Haub. „Es geht mir momentan alles zu langsam“, so Haub. „Bis jedes Geschäft wieder offen ist, kann es nach dem jetzigen Modell Monate dauern. Das geht so nicht: Wir werden lernen müssen, auch mit höheren Inzidenzen umzugehen, viel testen und die Geschäfte nach klaren, einheitlichen Regeln öffnen.“

Daher wären mehr Verbindlichkeit und Klarheit bei den Bund-Länder-Beschlüssen hilfreich gewesen. „Stattdessen gibt es jetzt einen verwirrenden Stufenplan, der den Handel nicht groß weiter bringt“. Ansätze wie Terminshopping brächten vielen Händlern nicht den Umsatz, der nötig wäre, um rentabel zu arbeiten.

Mehr zum Thema: Tengelmann-Chef Christian Haub kritisiert die Coronapolitik der Bundesregierung, erwartet eine Rabattschlacht im Modehandel und will die Gruppe, zu der Kik und Obi gehören, weiter umbauen.

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