Coronakrise Käthe Wohlfahrt meldet Schutzschirm-Insolvenz an

Käthe Wohlfahrt Pop-Up Store Hamburg Quelle: obs

Die Auswirkungen der Coronakrise treffen den Weihnachtsschmuckanbieter Käthe Wohlfahrt hart. Das Familienunternehmen will sich nun über eine Schutzschirm-Insolvenz neu aufstellen.

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Auf 60 Weihnachtsmärkten in Deutschland verkauft das Familienunternehmen Käthe Wohlfahrt normalerweise Krippenfiguren, Baumschmuck und Nussknacker. Doch die Märkte sind coronabedingt abgesagt. Auch die unternehmenseigenen Weihnachtsfachgeschäfte mussten schließen. Der Verkauf übers Internet sei zwar deutlich gestiegen, könne die Verluste aber nicht ansatzweise ausgleichen, sagte bereits vor einigen Tagen ein Unternehmenssprecher. Der Umsatzverlust gehe in die Millionen. Nun hat der Traditionsbetrieb aus dem mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber die Konsequenzen gezogen und ein Schutzschirmverfahren eingeleitet. 

Bei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante bleibt Geschäftsführer Harald Wohlfahrt an Bord und leitet das Unternehmen, wird dabei aber von dem Restrukturierungsexperten Matthias Kühne von der Kanzlei Nickert unterstützt. Daneben begleitet die Beratungsgesellschaft Struktur Management Partner unter Leitung von Georgiy Michailov das Unternehmen und unterstützt die Geschäftsleitung bei der Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen. Als vorläufiger Sachwalter wacht Insolvenzspezialist Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun darüber, dass bei der Rettungsmission die Interessen der Gläubiger gewahrt werden.

 Ausbau des Onlinegeschäfts geplant

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von Henryk Hielscher

„Der Schritt in die gerichtliche Eigenverwaltung ist mir nicht leichtgefallen“, wird Geschäftsführer Harald Wohlfahrt in einer Pressemitteilung zitiert. Die Corona-Auswirkungen hätten aber keine andere Wahl gelassen. Ziel sei es nun, „die Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Wohlfahrt. „Wir werden jetzt alles daransetzen, die Sanierung des Unternehmens erfolgreich abzuschließen, und dies auch kurzfristig“. So soll der Geschäftsbetrieb des Unternehmens mit 280 Mitarbeitern in vollem Umfang fortgeführt werden. Sämtliche Kundenaufträge sollen wie gewohnt ausgeführt werden. Die Lohn- und Gehaltszahlungen der Arbeitnehmer seien über das Insolvenzgeld sichergestellt. 

Der vorläufige Sachwalter Böhm zeigte sich zuversichtlich, dass die Rettung des Unternehmens gelingt: „Käthe Wohlfahrt ist ein starker Markenname mit einer etablierten Position im Markt sowie einer hohen Kundenzufriedenheit“. Mit einer zielgerichteten Sanierung „sollte es möglich sein, dieses traditionsreiche Unternehmen wieder auf ein stabiles Fundament zu stellen“, so Böhm. Unter anderem sehen die Restrukturierungsmaßnahmen vor, das Filialnetz und die Verkaufsstandorte zu optimieren. Zudem soll das Onlinegeschäft massiv gestärkt werden. Läuft alles nach Plan, soll das Schutzschirmverfahren mit Beginn des zweiten Quartals 2021 abgeschlossen werden.

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Die Käthe Wohlfahrt KG wurde von Wilhelm und Käthe Wohlfahrt, die zu Anfangszeiten vor allem Spieldosen verkauften, im Jahr 1964 gegründet. Das zunächst in Herrenberg ansässige Unternehmen zog nach Rothenburg ob der Tauber und eröffnete dort 1977 das erste Fachgeschäft für Weihnachtsartikel – „Käthe Wohlfahrts Christkindlmarkt“.

Seither hat das Unternehmen mehrere weitere Weihnachtsfachgeschäfte im In- und Ausland eröffnet, ist regelmäßig auf Weihnachtsmärkten vertreten und hat eigene Produktlinien unter dem Namen Rothenburger Weihnachtswerkstatt entwickelt. 

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