Coty sticht Henkel aus Procter & Gamble verkauft Wella an Coty

Henkel hat bei Wella das Nachsehen. Der Konsumgüterriese Procter & Gamble verkauft seine Kosmetikmarken für 11 Milliarden Euro an den US-Konzern Coty, der von der Unternehmerfamilie Reimann kontrolliert wird.

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Ein Haarmodel von Wella. Quelle: dpa/dpaweb

Henkel hat im Rennen um Wella den Kürzeren gezogen. Der amerikanische Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) verkauft den Shampoo-Hersteller zusammen mit einem bunten Strauß weiterer 43 Haarpflege-, Kosmetik- und Duft-Marken an den US-Parfümhersteller Coty, der bisher von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrolliert wird. P&G bezifferte den Kaufpreis am Donnerstag auf 12,5 Milliarden Dollar.

Allerdings bekommt P&G das Geld nicht in bar, vielmehr sollen die eigenen Aktionäre in Coty-Aktien bezahlt werden, wie beide Unternehmen mitteilten. Damit sparen sie Steuern. Coty wächst mit der Übernahme auf etwa die doppelte Größe und kommt damit auf einen Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro.

Waschen, pflegen, kleben - die Henkel-Welt
Von Düsseldorf aus in die ganze Welt: Die Henkel-Zentrale von oben. Persil kennt in Deutscher praktisch jeder. Doch zu dem Dax-Konzern gehört noch viel mehr ... Quelle: Handelsblatt Online
Der Konzern gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetik und Körperpflege sowie Klebstoff-Technologien. Während die Wasch- und Reinigungssparte Henkels Traditionsfeld ist, macht der Konzern den Löwenanteil seines Umsatzes mittlerweile mit seinen Klebstoffen. Quelle: Handelsblatt Online
Die bekanntesten Waschmittel von Henkel: Persil, Perwoll, Weißer Riese und Spee. Die Traditionsmarke Persil ist eines der Aushängeschilder des Unternehmens und landet bei Verbraucher- und Markenauszeichnungen der Konsumgüterbranche regelmäßig auf Spitzenplätzen. Quelle: Handelsblatt Online
Die Spülmittel aus dem Hause Henkel heißen Pril und Somat. 2008 kam die Spül- und Reinigungsserie Terra Activ dazu, dessen Einführung mit einer groß angelegten Werbekampagne begleitet wurde. Mit dem als Öko-Spülmittel positionierten Produkt will Henkel den Trend zum gesundheits- und umweltbewussten Verbraucher aufgreifen und für sich nutzen. Quelle: Handelsblatt Online
Auch die Putzmittel-Klassiker Ata, Biff, Der General, Sidolin, WC Frisch und WC Ente stammen vom Düsseldorfer Konzern. Im Geschäftsfeld Wasch- und Reinigungsmittel bietet Henkel wie auch in seinen anderen Sparten eine unüberschaubare Fülle von Marken an. Geht es nach Henkel-Chef Kasper Rorsted, wird sich das in Zukunft ändern: "Wir wollen die Markenvielfalt in den nächsten Jahren weiter verringern", sagte der Vorstandschef schon Ende 2008. Er könne auf Anhieb 50 Marken nennen, die so unbedeutend seien, dass Henkel sich von ihnen nach und nach verabschieden könne - jetzt legt er nach und aus der Ankündigung wird Realität. Quelle: Handelsblatt Online
Der zweite Geschäftsbereich umfasst Kosmetik und Körperpflegeprodukte. Die Dauerbrenner in diesem Bereich: Haarpflegeprodukte von Schwarzkopf, mit den Submarken Gliss Kur, Poly Kur und Taft sowie Schauma. Quelle: Handelsblatt Online
Was den Bereich Körper- und Hautpflege angeht, ist Henkel in den Drogerieregalen mit dem Deo Bac, dem Duschgel Fa, den Hautpflegeserien Aok und Diadermine sowie der Zahncreme Theramed gut vertreten. Seit dreieinhalb Jahren wächst der Bereich Kosmetik und Körperpflege kontinuierlich wie kein anderer Bereich des Konzerns. Henkel hat seiner Kosmetiksparte in den letzten Jahren eine kräftige Kur verpasst: Die Hälfte der 16 Fabriken weltweit wurden geschlossen, das Marketing-Volumen enorm gesteigert und das Portfolio bereinigt. Quelle: Handelsblatt Online

Der Düsseldorfer Henkel-Konzern hatte sich anders als Coty nur für die Haarpflege-Sparte Wella interessiert, die auf einen Wert von fünf bis sieben Milliarden Dollar taxiert worden war. Seine Niederlage hatte sich deshalb abgezeichnet.

Die Familie Reimann, die ihren Reichtum mit dem Ludwigshafener Spezialchemiekonzern Benckiser erworben hatte, gibt mit der Übernahme der P&G-Marken ihre Stimmrechtsmehrheit an Coty auf. Sie werde künftig noch mit 33 Prozent beteiligt sein. Die P&G-Aktionäre hielten dann 52 Prozent an Coty. Sie können nach den Vorstellungen des Konzerns wählen, ob sie ihre P&G-Aktien ganz oder nur zum Teil in Coty-Papiere tauschen wollen. P&G rechnet durch den Verkauf mit einem Buchgewinn von fünf bis sieben Milliarden Dollar.

Reich der Düfte

Coty-Aktien lagen nach Gewinnmitnahmen 5,5 Prozent im Minus, P&G-Papiere legten marginal zu. Henkel gewannen in Frankfurt gut zwei Prozent.

Coty stellte als Folge der Übernahme Einsparungen von rund 550 Millionen Dollar in Aussicht. Zu seinen Parfüm-Marken wie Calvin Klein, Adidas und Davidoff kommen nun Hugo Boss, Dolce & Gabbana und Gucci hinzu. Außerdem erhält Coty die Make-up-Serie Max Factor.

Coty wurde 1904 vom französischen Parfümeur Francois Coty gegründet und gehört derzeit den Reimanns - einer der reichsten Familien in Deutschland. Die Reimanns kauften kürzlich über den niederländischen Konzern D.E Master Blenders (Senseo) für fünf Milliarden Dollar das Kaffeegeschäft des US-Konzerns Mondelez mit den Marken Jacobs und Tassimo. Benckiser war im britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser aufgegangen. An dem Hersteller von Calgon-Entkalker, Kukident-Zahnprothesenreiniger und Durex-Kondomen hält die Familie noch einen Minderheitsanteil.

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