Unverkaufte Ware landet beim britischen Luxuslabel Burberry nicht erst seit Kurzem auf dem Müll. Schon seit Jahren werden Artikel im Millionenwert lieber zerstört als sie günstiger zu vermarkten. Wie aus den Geschäftszahlen hervorgeht, die der Wirtschaftsdienst Bloomberg zusammengetragen hat, verschrotteten die Briten bereits 2016 Artikel im Wert von 18,8 Millionen Pfund (umgerechnet rund 21,1 Millionen Euro). Dieser Wert stieg allerdings allein in den vergangenen zwei Jahren enorm an. 2017 waren es mit 26,9 Millionen Pfund (30,1 Millionen Euro) satte 143 Prozent mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr liegt der Warenwert der zerstörten Burberry-Artikel sogar schon bei 28,6 Millionen Pfund (32 Millionen Euro), wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht.
Eigentlich dürfte diese Entwicklung niemanden überraschen, denn im November 2017 hatte Burberry-Chef Marco Gobbetti angekündigt, dass er das Label künftig noch stärker auf den hochpreisigen Bereich fokussieren wolle. Man wolle „überzeugende Luxus-Lederwaren und Accessoires kreieren“ um neue Kunden anzusprechen – und Gobbetti machte klar: Es gehe ihm um die wirklich gut betuchten Kunden.
Die Investoren sind allerdings alles andere als glücklich mit der aktuellen Geschäftsentwicklung bei Burberry. Zum einen zeigten sie sich unzufrieden mit den neuesten Umsatzergebnissen. Die Burberry-Investoren bemängelten, dass das erste Quartal des britischen Luxus-Bekleidungsherstellers keine positiven Überraschungen gebracht habe. Die Burberry-Aktien waren vergangene Woche in London um bis zu fünf Prozent gefallen. Bloomberg analysiert: Geschäftsführer Gobbetti, der seit Juli 2016 an der Spitze Burberrys steht, gelänge es offensichtlich nicht, eine positive Wende beim Modeunternehmen zu vollziehen.
Zum anderen kritisierten die Investoren, dass in ihren Augen insgesamt einfach zu viel Ware zerstört würde. Die Anteilseigner sorgen sich um das Image des Luxuslabels. Beim Investorentreffen versuchte die Burberry-Spitze deshalb, zu besänftigen. „Es fällt uns nicht leicht, Ware zu zerstören“ , wird der Aufsichtsratsvorsitzende John Peace im Protokoll zitiert. Allerdings sei die Zerstörungsstrategie schlichtweg die bessere Möglichkeit als Rabatte, die Marge und Marke noch stärker beschädigen würden. Schließlich würden Kunden für Exklusivität der Marke Burberry und nicht für den eigentlichen Warenwert hohe Preise zahlen.
Burberry ist längst nicht das einzige Unternehmen, das Produktzerstörung anderen Optionen vorzieht. So kauft beispielsweise der Schweizer Luxusuhrenkonzern Richemont Restbestände seiner Marken lieber zurück, damit die Händler nicht die Preise senken, um die Uhren loszuwerden. Auch ohne das Problem, Exklusivität wahren zu wollen, ziehen manche Unternehmen die Zerstörung von Produkten anderen Wegen vor. So zuletzt bekannt geworden beim Onlinehändler Amazon: Recherchen der WirtschaftsWoche und Frontal21 im Juni belegten, dass Amazon auch im großen Stil Waren vernichtet. Amazon bestritt die Vernichtung von Waren nicht, teilte aber mit, das Unternehmen arbeite jeden Tag an der Verbesserung von Prozessen, um „so wenig Produkte wie möglich entsorgen zu müssen“.
Mit Material von Reuters