Digitalisierung Das Smartphone wird alles überleben

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Die wichtigste Zutat für den Erfolg des Smartphones

Stattdessen lassen sich unsere Smartphones mit einer billigen Pappkonstruktion und zwei Linsen zur Datenbrille umfunktionieren, mit der wir bei Bedarf in die virtuelle Realität eintauchen können.

Ja, inzwischen können wir sogar mit unserem Smartphone sprechen, es nach dem Wetter, Aktienkursen oder Fußballergebnissen fragen – wie bei sogenannten Smart Speakern, den intelligenten Lautsprechern.

Solche Smart Speaker wie Amazons Echo, Apples HomePod oder Google Home, die gerade reihenweise auf den Markt kommen, spielen auf Befehl Musik und Nachrichten ab. So sinnvoll und hilfreich eine Sprachsteuerung im Alltag sein mag, im Vergleich zum Smartphone sind Smart Speaker vorerst nur ein Nischenprodukt.

Das liegt auch daran, dass ihnen die heutzutage wichtigste Kommunikationsschnittstelle zum Menschen fehlt: der Bildschirm. Mit einem Blick können wir mehr Informationen aufnehmen als es unser Ohr in der gleichen Zeit kann. Neurowissenschaftler haben inzwischen herausgefunden, dass etwa die Hälfte unserer Gehirnleistung für die Verarbeitung von visuellen Informationen genutzt wird. Die Gründe liegen in der evolutionären Vergangenheit des Menschen. Unsere Vorfahren hielten in der Savanne Ausschau nach Gefahren, nach Nahrung, nach einem Partner zur Fortpflanzung.

Wie wichtig unsere Augen weiterhin sind, lässt sich auch im heutigen Medienverhalten ablesen. Eine Studie des Verbandes Privater Medien kam zu dem Ergebnis, dass die Deutschen im Schnitt mehr als fünfeinhalb Stunden täglich auf Bildschirme starren, dagegen nicht einmal vier Stunden Radio und Musik hören. In den USA fällt das Verhältnis noch krasser zu Gunsten des Bildschirms aus. Es dürfte also niemanden wundern, dass heute so mancher Nutzer drei bis vier Stunden am Tag mit seinem Smartphone interagiert, es als Spielkonsole nutzt, zur Videowiedergabe, zum Chatten, zum Lesen – und hin und wieder auditiv zum Hören von Podcasts und Musik.

Die wohl wichtigste Zutat für den dauerhaften Erfolg des Smartphones ist aber seine Erweiterbarkeit. Mittels Apps und Sensoren lassen sich die Funktionen des Gerätes auf alle erdenklichen Arten ausbauen. Das Smartphone wird zum Blutdruckmessgerät, zum Navi, zum Flugzeugradar, zur Bankfiliale, zum Supermarkt. Es frisst nahezu jede neue Technologie, die auf den Markt kommt und macht sie zur eigenen Funktion.

Das Smartphone wird sich auch in den nächsten Jahren weiter entwickeln, mal schneller, mal langsamer – vielleicht sogar ein flexibles Display und flexible Akkus bekommen, so dass wir das Gerät irgendwann wie eine Uhr ums Handgelenk wickeln können. Selbst jene Technologie, an der Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk zurzeit mit einem Start-up namens Neuralink arbeitet, könnte irgendwann als weitere Funktion ins Smartphone einfließen: Musk tüftelt an einer direkten Datenverbindung zwischen Gehirn und Computer. Während sich Neuralink im ersten Schritt auf medizinische Anwendungen konzentriert, etwa die Steuerung von Prothesen, fantasieren die ersten schon von der alltagstauglichen Gedankensteuerung von Computern – und Smartphones.

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