Dirk Roßmann wird 70 Was wir vom Drogeriekönig lernen können

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Investiere in Menschen

Der wichtigste Erfolgsfaktor für sein Unternehmen sind die Mitarbeiter in den Filialen, die Taschentücher, Duschgels und Babynahrung in die Regale räumen und den Kontakt zum Kunden halten. Deswegen besucht Roßmann noch immer um die 30 Filialen im Monat, gibt jedem Mitarbeiter die Hand und spricht mit ihnen. Aber nicht nur Zeit investiert er in seine Mitarbeiter.

Zum Unternehmen gehört ein Schulungszentrum in der Lüneburger Heide, in dem die Mitarbeiter Seminare besuchen können – von Bildhauerkursen bis hin zur Warenkunde.

Als die Zusammenarbeit mit der Hannover Finanz gerade begann, wollte Roßmann unbedingt dieses Schulungszentrum bauen, erinnert sich Hertz-Eichenrode. „Als ich ihm erklärte, das Geld werde für dringendere Investitionen benötigt, hat er sich mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit durchgesetzt und damit auch gezeigt, wie wichtig ihm die Menschen sind, die bei ihm arbeiten.“

Bis heute kommen neue Führungskräfte dort fünf Mal im Jahr dort zusammen und trainieren Selbst- und Fremdwahrnehmung. „Das hat dann nichts mit Verkaufstraining oder dergleichen zu tun, sondern es geht ausschließlich um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit“, sagt Roßmann. „Wichtig ist mir, dass Menschen die Chance bekommen, ihre eigene Kraft und Bedeutung zu entdecken.“

Überhaupt, das Menschliche steht für Roßmann weit vorne.

Pflege deine Kontakte

Roßmanns geschäftliche Unternehmungen haben ihm viele Freundschaften beschert, vor allem in Hannover. Etwa im Fall Albrecht Hertz-Eichenrode von der Hannover Finanz: „Auch nach dem Ablauf der Beteiligung durch Hannover Finanz an seinem Unternehmen blieb unsere Freundschaft bestehen“, sagt Hertz-Eichenrode. „Sein Vertrauen hat er dadurch ausgedrückt, dass er mir den Vorsitz des Beirats der Firma Rossmann angetragen hat.“

Oder Hörgeräteproduzent Martin Kind: „Mit Roßmann kann ich alles ehrlich, offen und vertrauensvoll diskutieren“, sagt Kind.

Beide verbindet seit bald 20 Jahren eine Freundschaft, sie spielen zusammen Tennis, Skat, Schach, haben aber auch unternehmerische Berührungspunkte, unter anderem bei der Sanierungsgesellschaft von Hannover 96 an der Roßmann rund 20 Prozent hält. Kind fungiert als Gesellschafter und als Geschäftsführer des Fußballvereins.

„Ich habe ihn 2012 davon überzeugt bei Hannover 96 einzusteigen, weil wir eine gemeinsame regionale Verantwortung für Hannover tragen“, sagt Kind. Bundesligafußball habe eine hohe Bedeutung für das Ansehen einer Stadt.

Als es in der vergangenen Saison mit sportlich Hannover 96 bergab ging und der Verein schließlich in die 2. Bundesliga abstieg, ließ Roßmann Kind nicht im Stich. „Gerade in Krisenzeiten erwarte ich besondere Loyalität“, sagt Kind. „Und genau das zeichnet Roßmann aus: Er ist loyal.“ 

Halte zu deinen Freunden

Das hat sich auch gezeigt, als Roßmanns Freund Christian Wulff in seiner Zeit als Bundespräsident von den Medien zerfleischt wurde.

Wie emotional er werden kann, bewies Roßmann bei seinen damaligen Fernsehauftritten. 2012 etwa bei Maybrit Illner. Das Thema der Sendung: „Die Causa Wulff“. Roßmann verteidigte das Verhalten des damaligen Bundespräsidenten und machte aus seiner Wut über die Medien keinen Hehl: „Wenn man einen Menschen niedermacht für etwas, dass er überhaupt nicht gemacht hat, ist das eine Sauerei!“

Roßmann vermutete damals eine „Kampagne“ einiger Medien, die lieber Joachim Gauck als Bundespräsidenten gesehen hätten: „Da war eine Intention da, dem Wulff was ans Zeug zu flicken!“ An der Kreditaffäre sei nichts dran. „Das Ausland, die Neue Zürcher Zeitung, die lachen doch schon über uns“, ärgerte er sich lautstark und schob hinterher. „Ich taktiere hier nicht, sondern sage einfach, was ich denke, meine Mitarbeiter kennen das.“

Auch wenn es Wulff am Ende nicht half – die Freundschaft besteht bis heute.

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