Dirk Roßmann wird 70 Was wir vom Drogeriekönig lernen können

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Streue die Risiken

Angesprochen auf seinen Reichtum sagt er, dass der Großteil des Geldes nicht auf seinen Konto liege, sondern in Form von Zahnpasta und Waschmittel in den Läden seiner Drogeriekette. Das ist Understatement.

Über die Rossmann Beteiligungsgesellschaft ist er direkt und indirekt an 100 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen beteiligt, darunter etwa der Kunststoffhersteller Simona und die Molkerei Schwälbchen. „Wir investieren als Familie auch jedes Jahr in rund 20 Gewerbeimmobilien, und ich bin in größerem Umfang an der Börse aktiv“, verrät Roßmann.

So muss er sich nicht nur auf das hartumkämpfte Drogeriegeschäft verlassen. Zumal hier gerade die Wachstumsraten und Gewinne schmelzen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Zwar sind die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei, aber allein 2015 verbuchte die Drogerie einen Gewinn von 270 Millionen Euro, der Umsatz stieg um 9,4 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro.

Aber Geld ist eben auch nur eine Sache im Leben – viel wichtiger ist Roßmann der Genuss.

Führende Drogeriemarktketten

Genieße das Leben

Obwohl er die Schule nach nur acht Jahren verlassen hat, um im elterlichen Betrieb zu helfen, ist er literarisch gleichermaßen gebildet wie begeisterungsfähig. Als Autodidakt hat er sich dem Denken von deutschen Philosophen wie Schopenhauer und Nietzsche und französischen Literaten wie Zola und Balzac genähert. Alle paar Jahre liest er Dostojewskis „Der Idiot“. Auch aktuelle Romane wie „Unterleuten“ von Juli Zeh fesseln ihn.  

„Roßmann liest sehr bewusst, er saugt die Literatur ein, lebt sie gedanklich und teilt das seinen Gesprächspartnern auch mit“, erzählt Kind. Roßmann habe immer wieder versucht, ihn ebenfalls von seiner Leidenschaft zu begeistern.

Doch nicht nur auf literarischer Ebene macht er sich frei vom Alltag. „Er liebt die Heimat, die schöne Landschaft sowie Gespräche über Gott und die Welt während unserer gemeinsamen Wanderungen“, sagt Hertz-Eichenrode. „Und er nimmt sich die Zeit dafür.“

Das wichtigste für Roßmann ist aber seine Familie. „Familie steht für ihn im Mittelpunkt und ist sein Ruhepol“, erzählt Kind.

Mittlerweile sind Roßmanns Kinder selbst in Führungspositionen im Unternehmen. Eigentlich ein guter Zeitpunkt, sich auf sein Altenteil zurückzuziehen. Doch davon will Roßmann nichts wissen: „Solange ich gesund bin und alle froh sind, dass ich ihnen Arbeit abnehme, wäre es doch Quatsch, zu Hause rumzusitzen“, sagt er. „Wenn mir meine Familie das Gefühl gibt, dass sie mich im Unternehmen nicht mehr braucht, dann höre ich auf. Aber davon spüre ich noch nichts.“

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