Discounter Aldi Nord will Milliarden in Filialen stecken

Im Testbetrieb erprobte Aldi Nord bereits die Modernisierung einzelner Supermärkte. Jetzt will der Discounter offenbar sein gesamtes Filialnetz aufpolieren – und soll dafür eine Milliardensumme investieren.

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Wie Aldi mit neuem Filial-Design den Umsatz steigern will
Die Vorführ-Filiale bietet viel Tageslicht, breitere Gänge, viel Holz. Obst und Gemüse werden präsentiert wie an einem Marktstand. Quelle: obs
Lars Linscheid, Geschäftsführer der ALDI SÜD Regionalgesellschaft Ebersberg und Jeannette Thull, Geschäftsführerin Zentraleinkauf, bei der Vorstellung der Filiale der Zukunft in München-Unterhaching. Quelle: obs
Journalisten filmen am 11.05.2016 in Unterhaching (Bayern) die neu gestaltete Aldi-Filiale. Vor allem die Präsentation von Obst und Gemüse soll ansprechender werden. Quelle: dpa
Doch die Pappfigur von "Frau Weber", die um Aldi-Nachwuchs wirbt, gehört weiter zum Inventar des Discounters. Quelle: dpa
Wenn nicht Aldi drauf stünde, könnte man fast glauben, in einem Supermarkt von Rewe oder Edeka zu sein. Quelle: dpa
Das Sortiment, hier die Wurst- und Fleischwaren, bleibt im Wesentlichen das selbe. Quelle: dpa
Die größte Veränderung betrifft die Präsentation des Obstes und Gemüses, die an einen Wochenmarkt-Stand erinnern soll. Quelle: dpa

Aldi Nord macht Ernst mit der Modernisierung seiner Filialen. Der Discounter plant einem Zeitungsbericht zufolge das bislang größte Investitionsprojekt in seiner Unternehmensgeschichte. Der Discounter will sämtliche Filialen in Deutschland und im Ausland modernisieren, wie „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. In den nächsten Jahren wolle Aldi Nord weltweit mehr als fünf Milliarden Euro dafür ausgeben. Das Projekt solle im Herbst starten. Am Sonntag war von Aldi Nord zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Warum Aldi billig ist

Allerdings fehlt wohl noch die Zustimmung der Jakobus-Stiftung, die von den Nachfahren des verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht geleitet wird. Vor deren Zustimmung müssten noch Fragen geklärt werden. Bereits im Mai hätten die anderen Familienorganisationen, Lukas- und Markus-Stiftung, die seit mehr als zwei Jahren geplante Modernisierung unterstützt. Bei wichtigen Konzernentscheidungen müssten alle drei Stiftungen zustimmen. Seit längerem tobt ein erbitterter Familienstreit um die Macht bei Aldi Nord.

Mit der Modernisierungsoffensive will Aldi Nord weiter Boden zu Konkurrent Aldi Süd gutmachen. Der Umsatz von Aldi Nord war im vergangenen Jahr schon um 3,61 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro gewachsen. Während der Umsatz bei Aldi Süd bei 15,7 Milliarden Euro Umsatz praktisch stagnierte.

Die größten Lebensmittel-Discounter in Deutschland nach Umsatz

Für die Modernisierung haben die Aldi-Manager nichts dem Zufall überlassen. Der Discounter hatte bereits in Testfilialen neue Konzepte ausprobiert und ständig verbessert. Rund 120 Läden hat das Unternehmen schon modernisiert. Das zahlt sich aus: Laut Unternehmensangaben soll der Umsatz in den neu gestalteten Märkten zweistellig gewachsen sein.

Mit den neuen Konzepten gilt Aldi Nord inzwischen als Treiber in der Modernisierung des Discounts. Das ist allerdings auch notwendig, denn Rewe und Edeka setzen Aldi mit ihren modernen und großen Märkten gewaltig unter Druck, auch der aggressive direkte Konkurrent Lidl will dem Discounter die Kunden abjagen.

Das scheint auch Aldi Süd zu spüren bekommen: Der will nun mit der Tradition brechen und ebenfalls Sonderangebote für Markenprodukte in seinen Märkten anbieten. Bisher gab es bei Aldi Süd keinen Rabatt auf Coca-Cola, Milka-Schokolade oder Maggi Würze. Jetzt geht die Rabattschlacht laut „Lebensmittelzeitung“ in eine nächste Runde. Weil Lidl zunehmend Markenprodukte aus der Aldi-Welt wöchentlich reduziert, nimmt Aldi nun auch Sonderangebote ins Sortiment auf.

Wer hinter No-Name-Produkten steckt
Ostmann-GewürzeMartina Schneider, Autorin des Buches "Welche Marke steckt dahinter?", schreibt, dass sich die Billig-Klone der Markenprodukte für die Unternehmen lohnen: Sie können ihre Produktionskapazitäten voll ausschöpfen und haben ein zweites Standbein. Allerdings sind die Billigmarken, oft auch vertrieben durch Tochterunternehmen, nicht das Lieblingsthema der Unternehmen. Die Gefahr, dass die Kunden statt auf das Original auf die billige Kopie zurückgreifen, ist zu hoch. So spart ein Kunde, der Kräuter oder Gewürze der Marke Basta kauft, 80 Prozent gegenüber den Ostmann-Gewürzen. Dabei kommen die Würzmischungen aus dem gleichen Haus. Einziger Unterschied: Verpackung und Preis. Basta-Gewürze werden übrigens bei der Supermarktkette Norma vertrieben. Quelle: Screenshot
Gallo Cabernet SauvignonÄhnlich hoch ist die Ersparnis für Kunden, die statt dem "Gallo Cabernet Sauvignon" auf den Wein der Marke "Burlwood Cabernet Sauvignon" bei Aldi kaufen. Der Wein stammt vom selben Familienunternehmen in Californien, kostet bei Aldi aber rund 70 Prozent weniger.
ZentisDer Marmeladen- und Konfitürenhersteller Zentis produziert auch für die Rewe-Marke "Ja!". Kunden, die zur Ja!-Marmelade oder Schokocreme greifen, bezahlen für das gleiche Markenprodukt also deutlich weniger. Der Grund für die krassen Preisunterschiede ist die starke Marktposition der Discounter gegenüber den Herstellern. Aldi, Rewe und Co können Unternehmen wie Zentis zwar nicht den Preis für die hauseigenen Marken, wohl aber den Preis für die Billigmarmelade vorschreiben. Quelle: dpa/dpaweb
ToastSo kostet das Label Golden Toast von Lieken rund 59 Prozent mehr als das Lidl-Produkt "Grafschafter Butter Toast" der Firma Kornmark - dabei ist Kornmark eine Tochterfirma von Lieken. Es handelt sich also um dasselbe Weißbrot. Unter dem Namen "Mühlengold Buttertoast" verkauft die Firma Lieken ihren Toast übrigens auch beim Discounter Aldi. Quelle: Screenshot
Dickmann'sAuch das Unternehmen Storck produziert seine "Super Dickmann's" und "Schokostrolche" nicht nur unter dem eigenen Label. Das Aldi-Produkt "Scholetta Mini Schokoküsse" kommt aus der gleichen Fabrik wie alle anderen Storck-Süßigkeiten. Zu denen gehören neben Dickmann's übrigens auch Nimm2, Werther's Echte und Storck Riesen. Quelle: Screenshot
Leibniz-Kekse & CoAuch die Firma Bahlsen produziert zweigleisig: Hinter Aldis "Van Botta Keksen" versteckt sich der "Leibniz"-Keks, die "Bahlsen Waffeletten" tarnen sich beim Discounter als "Favorini Zartes Waffelgebäck" und auch die billigen Schoko-Waffelröllchen der Firma Choco Bistro stammen aus dem Hause Bahlsen. Quelle: dpa
Müller MilchreisGleiches gilt für den Milchreis der Firma Müller, der getarnt als "Gut und Günstig" bei Kaufland im Regal steht. Und auch bei Aldi gibts den Original Müller Milchreis unter anderem Namen zu kaufen - zum halben Preis. Quelle: Screenshot
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