Discounter Aldi verlangt für dünne Plastikbeutel künftig Geld

Solche Plastiktüten will der Discounter Aldi künftig für einen Cent verkaufen. Bisher gibt es sie umsonst. Quelle: dpa

Die dünnen Beutel für Obst und Gemüse sollen künftig bei Aldi für einen symbolischen Preis von einem Cent verkauft werden. Damit reagiert der Discounter auf Kritik wegen zu viel Plastikmüll.

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Bei dem Lebensmittel-Discounter Aldi sollen zukünftig auch dünne Plastikbeutel für Obst und Gemüse Geld kosten. Das gab Aldi am Dienstag bekannt. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ darüber berichtet. Damit reagiert das Unternehmen auf Kritik wegen zu viel Plastikmüll. Demnach sollen die sogenannten Hemdchenbeutel künftig sowohl bei Aldi Nord als auch bei Aldi Süd für einen symbolischen Preis von einem Cent angeboten werden. Außerdem will Aldi die Knotenbeutel zukünftig aus Bioplastik fertigen lassen, dass aus einem nachwachsenden Rohstoff hergestellt wird. Dieser fällt bei der Zuckerrohrproduktion an. Ab Herbst will das Unternehmen zudem wiederverwertbare Mehrweg-Netze anbieten.

Immer wieder wird das hohe Aufkommen von Plastikmüll kritisiert. Denn trotz strengeren Gesetzen und gestiegenem Umweltbewusstsein hat sich die Menge der in Deutschland gesammelten Kunststoffabfälle in den vergangenen zwanzig Jahren noch verdoppelt. Im Jahr 2017 häuften sich in deutschen Haushalten über 5,2 Millionen Tonnen Plastikmüll an.

Viele Entsorger kommen mittlerweile kaum damit hinterher, den Müll wegzuschaffen. Weil nicht alles recycelt werden kann, verbrennen sie große Teile ihres Mülls oder senden ihn nach Asien. Auch deshalb stehen die Wegwerfbeutel immer wieder in der Kritik.

Wie erst vergangene Woche aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgegangen war, ging der Verbrauch dieser leichten Plastikbeutel in den vergangenen Jahren nicht spürbar zurück. So wurden im vergangenen Jahr pro Kopf 37,3 dieser Tüten genutzt, 2017 waren es 39,5 Stück, im Jahr davor 36,3.

Viele Händler geben Tragetaschen nicht mehr umsonst an Kunden aus, sondern verlangen Geld. Doch bei Tüten, deren Wandstärke unter 15 Mikrometern liegt, ist das nicht der Fall. Diese Hemdchenbeutel sind kein Teil der Vereinbarung zwischen Handel und EU und werden deshalb von vielen Kunden als Ersatz für die kostenpflichtigen Tüten genutzt. Die schwereren Plastiktüten sind hingegen in den vergangenen Jahren immer weniger genutzt worden. Pro Kopf verbrauchten die Bundesbürger im vergangenen Jahr noch 24 Tüten – das waren fünf weniger als im Jahr zuvor, wie die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung ermittelt hat. 2016 lag der Verbrauch noch bei 45 Tüten pro Kopf, 2015 sogar bei 68. „Die Zahlen bestätigen, dass die Bepreisung der Plastiktaschen Verbraucher sichtlich zum Umdenken bewegt hat“, sagt Aldi-Managerin Kristina Bell. Das verfolge Aldi nun auch mit der neuen Regelung.

Das Bundesumweltministerium teilte vergangene Woche zum gestiegenen Verbrauch von dünnen Plastikbeuteln mit, Ministerin Svenja Schulze (SPD) habe den Handel aufgefordert, bis zum Herbst darzulegen, wie der Einsatz von Plastikverpackungen deutlich reduziert werden könne. Sie erwarte konkrete Zusagen des Handels. Neben Hemdchenbeuteln sollen auch Vorschläge für alle anderen Plastikverpackungen – speziell im Lebensmittelbereich – gemacht werden. „Einige Handelsketten haben bereits damit begonnen, bei Gemüse Verpackungen gänzlich wegzulassen. Das ist der richtige Ansatz“, teilte das Ministerium mit.

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