Discounter in Großbritannien Ein Start-up namens Lidl

Pionier mit Beute: Hannes Floto war für das Sortiment der ersten britischen Lidl-Läden verantwortlich. Quelle: Privat

Der Siegeszug von Aldi und Lidl in Großbritannien gilt als einer der größten Exporterfolge des deutschen Handels. Doch wie kamen die Discounter überhaupt auf die Insel?

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British Beef in den Kühlregal, ein Blumenstand in jedem Markt und überall kleine britische Flaggen – der Discounter Lidl ist gut darin, seinen Kunden in Großbritannien, das Gefühl zu vermitteln, sie kauften nicht ‚made in Germany‘ ein. Die Folge: der Discounter hat in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Wachstumstempo in Großbritannien vorgelegt. An mehr als 700 Märkten prangt inzwischen das blau-gelbe Logo von Lidl. In fünf Jahren sollen es über 1000 Läden sein. Milliardenbeträge fließen derzeit in die Expansion, Lidl ist zur am schnellsten wachsenden Handelskette des Landes avanciert. Doch wie kam der Discounter überhaupt nach England?

Die Antwort führt zu Hannes Floto, schließlich war er der Mann, der vor fast 25 Jahren Lidl auf die Insel brachte. Als Teil eines kleinen Teams leistete er in den ersten Jahren Aufbauarbeit für den Discounter in England – und half mit, die Basis für den heutigen Erfolg zu legen.

Schon 1989 hatte Floto in der Zeitung ein Stellenangebot für einen Geschäftsführerposten in UK entdeckt und sich beworben. Der Name Lidl tauchte im Inserat nicht auf. Floto hätte er ohnehin wenig gesagt. Selbst in Deutschland war der Discounter damals noch nicht flächendeckend präsent. Dass das Unternehmen innerhalb weniger Jahre zu einer europaweit agierenden Handelsmacht werden würde, ließ sich nicht absehen. Umso überraschter war Floto, als er einige Wochen später Klaus Gehrig gegenübersaß.

Das bedeutet der Brexit für Lidl in Großbritannien

Der 1,90-Meter-Mann, der als Chef der Schwarz-Gruppe bis heute das Oberkommando über Lidl führt, skizzierte ihm in der Neckarsulmer Zentrale die gewaltigen Expansionspläne der Handelsgruppe, schwärmte von den Chancen in England, lockte mit Gehaltssprüngen und Firmenwagen. Floto schlug ein und kündigte seinen Job bei einem Hamburger Stahlhändler. Stattdessen: Grundausbildung im Einzelhandel. Ware einräumen und Kassieren. Später wechselte er in den Einkauf.

1993 begann schließlich seine England-Mission. „Ich war für die Warenbeschaffung und das Sortiment zuständig“, sagt Floto. Im November 1994 eröffneten schließlich die ersten zehn Lidl-Märkte auf der Insel – und der steinige Aufstieg des Discounters begann.

„Das war eine richtige Start-up- Atmosphäre“, erinnert sich Floto an die Anfangsjahre. Doch irgendwann verflog die Aufbruchsstimmung. Floto suchte sich einen neuen Job, ging zurück nach Deutschland, dann in die USA, bevor er als Manager des deutschen Handelskonzerns Metro wieder nach England zurückkehrte und sich mit Frau, drei Kindern und dem Familienlabrador auf einem Cottage in der Nähe von Manchester niederließ.

Inzwischen berät Floto Unternehmen und ist unter anderem für die Online-Plattform cheaper2you im Einsatz, die sich an unabhängige Einzelhändler, Hotels und Restaurants wendet und ihre Lieferantenbeziehungen samt Logistik und Zahlungsabwickelung bündeln und einfachen will. Start-up-Atmosphäre inklusive.

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