Discounter investieren massiv Das globale Wettrennen von Aldi und Lidl

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Aldi kündigt Preiskampf an

Ein Selbstläufer wird die US-Expansion nicht. Nicht nur der amerikanische Handels-Weltmarktführer Walmart verteidigt sein Revier. Auch Erzrivale Aldi, der seit 40 Jahren in den USA aktiv ist, will Lidl einen heißen Empfang bereiten und könnte – ganz Aldi-like – einen Preiskampf entfachen, sobald der Newcomer seine ersten Stores eröffnet. Bis dahin sichert sich Aldi im großen Stil Immobilien und dehnt sein US-Imperium immer schneller aus. Mehr als 30 Millionen Menschen kaufen bereits jeden Monat in den landesweit rund 1600 Läden von Aldi Süd ein. Hinzu kommen rund 450 Outlets des Feinkostdiscounters Trader Joe’s, die zum Inventar des Schwesterkonzerns Aldi Nord gehören. Bis Ende 2018 sollen US-weit fast 500 Aldi-Süd-Märkte dazukommen, knapp drei Milliarden Dollar nimmt das Unternehmen dafür in die Hand.

Familienfehde lähmt Aldi Nord

Aldi-Süd-Chef Norbert Podschlapp will noch mehr. Zeitgleich zur US-Offensive wird er erstmals in Italien Läden eröffnen. In China will er über einen eigenen Internetshop im zweiten Quartal 2017 Wein und andere ungekühlte Lebensmittel vertreiben. Eigene Märkte sollen folgen. Das Unternehmen wäre damit in insgesamt elf Ländern auf vier Kontinenten vertreten.

Auch Aldi Nord zieht es in die Ferne. Frankreich, Polen und sieben weitere Auslandsmärkte gehören zum Absatzgebiet der Essener, mögliche neue Discountdestinationen werden nach Unternehmensangaben „selbstverständlich“ beobachtet. Allein, die Expansionspläne von Aldi Nord stehen unter Vorbehalt: Denn im Eigentümerclan von Aldi Nord tobt eine Schlammschlacht, die das Zeug hat, den Konzern zu lähmen und damit die gesamte Expansionsstrategie zu verzögern. Es geht um die drei Familienstiftungen, in denen alle Aldi-Nord-Anteile gebündelt sind und in die auch die Unternehmensgewinne fließen.

Im Zentrum des Konflikts steht die Jakobus-Stiftung. Streitparteien sind auf der einen Seite Theo Albrecht, der erste Sohn des gleichnamigen Aldi-Gründers, und auf der anderen Seite die Erben von Berthold Albrecht, des 2012 verstorbenen zweiten Sohns des Aldi-Gründers. Berthold hatte vor sechs Jahren über eine Satzungsänderung den Einfluss seiner Frau und seiner Kinder auf die Stiftung stark beschnitten. Vor dem Verwaltungsgericht Schleswig brachten die Erben diese Änderungen wegen Formfehlern zu Fall. Doch Theo legte Berufung ein, fürchtet er doch, Witwe Babette und die Kinder seines Bruders könnten „das Unternehmen am Nasenring durch die Manege führen“, sollte das Urteil Bestand haben.

Zuletzt ist der Streit eskaliert. Während die Babette-Fraktion argumentiert, Berthold sei zum Zeitpunkt der umstrittenen Satzungsänderung krank und „nicht geschäftsfähig“ gewesen, sieht Theo den Ruf seines Bruders durch derlei Behauptungen in „unerträglicher Art und Weise“ beschmutzt.

Der Familienzwist ist gefährlich für Aldi Nord. Denn bei zentralen Entscheidungen gilt das Konsensprinzip. Nur wenn die Vorstände aller drei Aldi-Nord-Stiftungen zustimmen, darf der Discounter im großen Stil investieren oder neue Geschäftsführer ernennen. De facto verfügen damit beide Parteien über ein Vetorecht und können sich wechselseitig blockieren.

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