Das Unternehmen Ponnath aus der Oberpfalz ist eine Institution im deutschen Fleischgewerbe. Bis zur ersten urkundlichen Erwähnung des Metzgers Johan Adam Ponader im Jahr 1692 reicht die stolze Firmenhistorie zurück. Mittlerweile in der zwölften Generation produziert der Familienbetrieb Leberkäse, Kochschinken und Wiener Würstl, setzt neuerdings aber auch auf Sojaprotein, Kokosöl und Maisstärke. Denn ausgerechnet Deutschlands ältester Metzgereibetrieb stellt jene ganz und gar fleischfreien Bratlinge für den „Wonder Burger“ her, den es ab Montag in den Läden von Aldi Süd geben wird – und der einen ähnlichen Burgerhype entfachen soll, wie es zuvor Wettbewerber Lidl gelang.
Dort hatte im Mai die Einführung von veganen Burgern des US-Start-ups Beyond Meat für einen Kundenansturm gesorgt. Beyond Meat stellt Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis her und kaum gingen die zuvor nur im Großhandel bei Metro verfügbaren Bratlinge des Unternehmens bei dem Discounter in den Verkauf, waren sie auch schon vergriffen.
Lidl reagierte schnell und bietet unter der Marke „Next Level Meat“ seit Donnerstag eigene Pflanzen-Buletten an. Lieferant ist die Cloppenburger Firma Vefo, die auf ihrer Homepage die Vorzüge fleischfreier Ernährung preist. „Die vegane Ernährung hat positive Auswirkungen auf den Klimawandel und schränkt die Abnutzung natürlicher Ressourcen stark ein“, heißt es dort etwa. „Ein weiteres ausschlaggebendes Resultat ist die Verbesserung des Tierwohls. Außerdem werden landwirtschaftliche Flächen eingespart und können somit nachhaltiger genutzt werden.“ Die Ausführungen überraschen, denn geführt wird Vefo von Herbert Paschertz, einem früheren Manager des Geflügelproduzenten Heidemark. Der Putenfleischkonzern sah sich in der Vergangenheit mehrfach der Kritik von Tierschützern ausgesetzt.

Paschertz ließ eine Anfrage der WirtschaftsWoche bislang unbeantwortet. Auch Aldi-Lieferant Ponnath reagierte nicht auf Fragen zur „veganen Sensation“, als die der „Wonder Burger“ von dem Discounter gepriesen wird. Eine Packung mit zwei Veggie-Patties wird für 2,99 Euro verkauft, die Lidl-Variante kostet ebenfalls 2,99 Euro.
Für das vegane Original sind dagegen 4,99 Euro fällig, schließlich wird Beyond Meat inzwischen längst als Kult-Burgermarke gefeiert und im US-Heimatmarkt von Promis wie Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio unterstützt.
Tatsächlich liegt Beyond Meat mit seinen Produkten im Trend einer Zeit, in der viele Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten überdenken und sich der ganze oder teilweise Verzicht auf Fleisch großer Beliebtheit erfreut. Hinzu kommt eine clevere Vermarktung, die statt Geschäftsinteressen Gesundheit, Tier- und Klimaschutz sowie die Rettung des Planeten angesichts schwindender Ressourcen als Mission ausgibt.
Exklusiver Vertriebspartner der Amerikaner ist in Deutschland indes der Hähnchen-Konzern PHW. Der ist bisher vor allem als Hersteller von günstigem Geflügelfleisch unter der Marke Wiesenhof bekannt, fährt aber schon länger eine mehrgleisige Strategie – und hatte zuletzt die Nähe von Start-ups wie Beyond Meat gesucht. PHW beliefert Lidl und andere deutsche Ketten mit dem Beyond-Burger. Hinzu kommen Jumbo in Holland und die Coop in der Schweiz. „Wir freuen uns sehr, dass der Beyond-Burger bei den Verbrauchern mit derart großem Erfolg angenommen wird“, sagt Marcus Keitzer, Vorstand für alternative Proteinquellen bei der PHW-Gruppe. „Daher ist die Warenverfügbarkeit im Moment auch knapper“, aber man sei in Gesprächen mit Beyond Meat, um die Produktionsmenge „sukzessive aufstocken zu können“.
Der Erfolg der veganen Burger könnte nun noch weitere traditionelle Hersteller in den Vegan-Markt locken. Schon heute ist Fleischersatz eine der großen Wetten in der Lebensmittelbranche. Der Schweizer Nestlé-Konzern liefert über sein Tochterunternehmen Garden Gourmet vegane Burger an den Lebensmittelhandel und die Fast-Food-Kette McDonald’s. Konkurrent Burger King bedient sich beim kalifornischen Start-up Impossible Foods.
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