dm, Ikea, Apple Chinesische Fälscher lieben Handelsmarken

Was haben die Drogeriekette dm, der Möbelriese IKEA, die Hightech-Schmiede Apple und die Bank Goldman Sachs gemeinsam? Sie füllen eine Liste skurriler Fälschungen von Unternehmensnamen.

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Dm-Filiale in China geklaut. Quelle: WirtschaftsWoche

Die Geschäftstüchtigkeit chinesischer Kaufleute ist legendär. Manchmal allerdings bedienen sie sich Tricks, die bei westlichen Beobachtern Kopfschütteln hervorrufen. Zum Repertoire gehört der Kniff, Unternehmen oder Läden unter dem Namen einer bekannten Marke zu eröffnen, ohne beim Original um Erlaubnis zu fragen. Die Liste skurriler Fakes ist jetzt um einen Eintrag länger.

Nach dem schwedischen Möbelkonzern Ikea oder der US-Investmentbank Goldman Sachs ist auch die größte deutsche Drogeriekette dm Gegenstand chinesischer Imitationskunst geworden. Wie die WirtschaftsWoche berichtete, wurde in einem Einkaufszentrum in der nordostchinesischen Großstadt Shenyang eine dm-Filiale nachgebaut. Offensichtlich mit viel Liebe zum Detail.

Über dem Eingang prangt das unverkennbare Unternehmenslogo, in den Regalen stehen Milchpulver-Packungen und Windelpakete zum Verkauf. Vertreten sind vor allem deutsche Marken wie Hipp oder Aptamil. Selbst der dm-Werbeslogan „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ ziert das Schaufenster des Shops – auf Deutsch.

dm ist das ideale Fälscher-Ziel

Was sagt das 1973 von dem Unternehmer Götz Werner gegründete Original dazu? „Wir betreiben keine dm-Märkte in China. Auch eine Genehmigung, Drogeriemärkte mit Logo und Claim in China zu betreiben, ist nicht erfolgt“, erklärt Unternehmens-Chef Erich Harsch. „Ob und wie wir dagegen vorgehen, ist offen“, so Harsch.

Dass es dm erwischt hat, ist wohl kein Zufall. Die Marke ist vielen Chinesen ein Begriff, seit sich Touristen und auch Händler bei Reisen nach Deutschland in Drogerien mit Milchpulver eindecken. Chinesische Babynahrung ist nach Skandalen um vergiftete Produkte in Verruf geraten. Die Nachfrage nach künstlicher Milch aus dem Ausland ist hoch, weil Stillen bei chinesischen Müttern unpopulär ist.

Die skrupellosesten Fälschungen des Jahres
LED-Taschenlampe Quelle: Aktion Plagiarius e.V.
Porzellan-Engel Quelle: Aktion Plagiarius e.V.
Küchenschneidegeräte Quelle: Aktion Plagiarius e.V.
Käsereibe und Küchenmesser Quelle: Aktion Plagiarius e.V.
Spiralschneider „SPIRELLI“ Quelle: Aktion Plagiarius e.V.
Polstermöbelsystem „Conseta“ Quelle: Aktion Plagiarius e.V.
Parfums „Jean Paul Gaultier Classique“ und „Jean Paul Gaultier Le Male“ Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

Eigentlich schützen Chinas Gesetze auch ausländische Markenzeichen vor Fälschungen – wenn sie dort eingetragen sind. „Doch es kommt immer wieder vor, dass lokale Behörden vor Ort ein Auge zudrücken oder sogar mit Plagiatoren unter einer Decke stecken“, sagt Andreas Lubberger, Anwalt und Experte für Gewerblichen Rechtsschutz bei der Berliner Kanzlei Lubberger Lehment.

In diesem Fall haben die Trittbrettfahrer laut Lubberger ein sicheres Gespür für das positive Image von dm bewiesen. Schließlich sei die Drogeriekette die beliebteste Einzelhandelsmarke in Deutschland.

Die Drogeriekette dm ist aber kein Einzelfall.

Wer noch Opfer von Fälschungen wurde

Selbst die berüchtigte US-Investmentbank Goldman Sachs hat eine chinesische Doppelgängerin, wie im August zahlreiche Medien berichteten. Die chinesischen Goldmänner residieren in der südchinesischen Industriestadt Shenzhen nicht weit von Hongkong. Die Namensgleichheit war angeblich ein Zufall, das Unternehmen hat mit dem Original aus den USA nichts zu tun.

Ähnliche Erfahrungen der dritten Art wie dm haben auch schon andere bekannte Marken in China gemacht. So entdeckte ein amerikanischer Blogger 2011 in der südchinesischen Stadt Kunming ein Geschäft mit dem Apple-Markenzeichen. Dabei handelte es sich auf den ersten Blick um perfekte Adaptionen des Ladenkonzepts der großen Computer- und Smartphone-Marke aus den USA.

Produktpiraterie im Maschinen- und Anlagebau

Selbst die mit den typischen blauen T-Shirts ausgestatteten Angestellten sollen geglaubt haben, in echten Apple Stores zu arbeiten. Echt waren immerhin die dort verkauften Produkte. Ob sich die größtenteils chinesischsprachige Kundschaft an der falsch buchstabierten Aufschrift „Apple Stoer“ gestört hat, ist dagegen nicht überliefert. Als der Fall bekannt wurde, schritten die chinesischen Behörden sofort ein und überprüften die Lizenzen fast aller Elektronikläden in der Stadt. Dabei fanden die Beamten insgesamt fünf „faule Äpfel“.

Auch eine angebliche Porsche-Niederlassung wurde in Kunming gesichtet. Für die Originale Apple und Porsche dürfte der wirtschaftliche Schaden homöopathisch niedrig gewesen sein, denn ihre chinesischen Pendants standen damals hunderte Kilometer entfernt in den großen Küstenstädten, kaum im Landesinneren.

Ganz nah am Original arbeitete auch eine 2011 entdeckte chinesische Möbelkette, ebenfalls vertreten in Kunming. Nicht nur deren Firmenfarben Gelb und Blau folgen dem Markenauftritt von Ikea aus Schweden. Auch ihr Name klingt ähnlich wie der ins Chinesische übersetzte Name des skandinavischen Möbelriesen. Vor allem aber sind die Verkaufsflächen in starker Anlehnung auf das große Vorbild gestaltet.

Bis hin zum Kundenrestaurant im minimalistischen Kantinencharme. Nur die unverwechselbaren schwedischen Fleischbällchen Köttbullar mit Preiselbeeren dürften in China etwas anders geschmeckt haben.

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