Domino's in Hamburg Wenn der Roboter die Pizza liefert

In Hamburg werden Lieferroboter bald die ersten Pizzas ausfahren. Die Restaurantkette Domino's sieht in dem Testlauf aber mehr als eine Spielerei. Pizzaboten sollen jedoch nicht um ihre Jobs fürchten müssen.

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Der Test mit den Filialen von Domino's startet in Hamburg. Quelle: Domino's

Düsseldorf Wer bei Domino's in Hamburg eine Pizza bestellt, dem kann es bald passieren, dass wenig später ein Roboter vor die Haustür rollt – knapp 40 Zentimeter hoch, mit sechs Rädern und einer Antenne mit blauem Fähnchen.

Sobald dieser eingetroffen ist, gibt es eine SMS. Mit einem Tastendruck auf das Handy geht der schwarze Kunststoffdeckel auf, der Kunde kann die Pizzen entnehmen. Und schon macht sich „Robbie“, wie der rollende Pizzabote von seinen Erfindern liebevoll genannt wird, auf den Rückweg. Bezahlt wurde die heiße Fracht bereits online.

Der Pizzalieferdienst Domino's hat jetzt einen Kooperationsvertrag mit dem Roboterhersteller Starship Technologies geschlossen. Testweise sollen künftig Starship Roboter Bestellungen im Umkreis von zwei Kilometern der Domino's Filialen in ausgewählten Städten in Deutschland und den Niederlanden ausliefern. In Deutschland startet die Testphase mit Roboterlieferungen in Hamburg.

Wann genau es losgeht, hängt auch davon ab, wie rasch die Behörden in den Städten die Genehmigung für die autonomen Fahrzeuge erteilen. Die Verhandlungen seien in den letzten Zügen, teilte Domino's auf Nachfrage mit. Das Unternehmen rechnet aber mit einem Start in den nächsten zwei Monaten. Die Flotte der Testroboter wird mit ungefähr fünf Exemplaren klein anfangen und soll dann im Verlauf weiter wachsen.

Domino's experimentiert schon seit einiger Zeit mit Lieferrobotern und hat dazu eine Robotic Unit gegründet, die auch Drohnentechnologien zu Auslieferung testet. „In Domino’s haben wir einen Partner gefunden, der unsere Vision teilt, dem Endkunden größtmögliche Bequemlichkeit zu bieten” sagt Ahti Heinla, einer der Gründer des Roboterspezialisten Starship. Auch im australischen Brisbane hat Domino's bereits seit dem vergangenen Jahr einen Lieferroboter im Einsatz – allerdings von einem anderen Hersteller.

Domino’s Pizza Enterprises ist das größte Franchise-Unternehmen des Konzerns und liefert täglich aus über 2000 Filialen weltweit hunderttausenden Bestellungen aus. In Deutschland hat das Unternehmen 2015 Joey’s Pizza übernommen und ist nun Marktführer bei den auf Pizza spezialisierten Schnellrestaurants.


Roboter springen für fehlende Fahrer ein

Karsten Freigang, Chef von Domino’s in Deutschland, hält die Auslieferung mit Robotern nicht für einen Werbegag, sondern sieht es als ernsthafte Alternative: „Ich bin schon sehr lange in diesem Geschäft und vor zehn Jahren haben alle gedacht, dass die Bestellung per Internet nur eine Spielerei ist", sagte er dem Handelsblatt. Inzwischen würden über 70 Prozent aller Bestellungen über das Internet abgegeben. „Ich verfolge mit großem Interesse die erste Domino’s-Lieferung durch einen Lieferroboter in Europa", so Freigang.

Der Hauptgrund für den Einsatz der autonomen Fahrzeuge ist jedoch der Mangel an Fahrern. Die Roboter seien eine gute Ergänzung für das schnell wachsende Team der Pizzaboten in Deutschland. „Derzeit gibt es viele offene Stellen bei Domino's und die Roboter decken einen kleinen Teil des derzeitigen Bedarfs.“ Gerade bei schlechtem Wetter: Da schnellten die Pizzabestellungen in die Höhe – aber die Zahl der verfügbaren Fahrer sei meist kleiner.

Das britische Start-up Starship Technologies hat den autonomen Lieferroboter entwickelt, der innerhalb von 15 bis 30 Minuten Pakete, Lebensmittel und andere Waren in einem Radius von fünf Kilometern ausliefern kann. Die Lieferroboter bewegen sich autonom und werden in einer Zentrale von Menschen überwacht, die jederzeit in das Verhalten des Roboters eingreifen können.

Starship wurde im Juli 2014 von den zwei Skype-Mitgründern Ahti Heinla und Janus Friis ins Leben gerufen. Das Start-up arbeitet auch schon mit dem Elektronikhändler Media Markt zusammen. Seit dem vergangenen Jahr liefern Roboter testweise Bestellungen aus einer Düsseldorfer Filiale des Elektronikhändlers aus.

Starship Technologies hat weitere Partnerschaften in den USA, Großbritannien, Deutschland, der Schweiz und Estland geschlossen, unter anderem mit Postmates, Door Dash, Just Eat, dem Hermes-Paketdienst, der Schweizer Post und Wolt. Vor kurzem gab das Unternehmen eine erfolgreiche Seed-Finanzierung von 16,5 Millionen Euro bekannt, angeführt von Mercedes Benz Vans.

Mercedes hat bereits einen Transporter vorgestellt, der bis zu acht Lieferrobotern als Basis dienen kann Der Van bringt die Roboter zu einem Knotenpunkt, von wo aus die dann zu ihren Bestimmungsorten ausschwärmen können und später zu ihrem Mutterschiff zurückkehren.

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