Die US-Donut-Hersteller Krispy Kreme kauft seinen europäischen Ableger von einem Finanzinvestor zurück. Eigentlich in Deutschland kaum eine Meldung wert, denn die Donut-Kette ist vor allem in England und Irland stark – hierzulande ist der Konkurrent Dunkin' Donuts ungleich größer.
Was den Krispy-Kreme-Deal interessant macht: Hinter dem Unternehmen steht die deutsche Milliardärsfamilie Reimann. Wie viel sich die Familie den Europa-Ableger hat kosten lassen, ist nicht bekannt. Marktkennern zufolge dürfte die JAB Holding, das Finanz-Vehikel des Clans, zwischen 215 und 245 Millionen Euro gezahlt haben.
Ob das Geld gut angelegt ist, wird sich erst noch zeigen: Unter der Führung des Finanzinvestors Alcuin Capital hat Krispy Kreme große Wachstumspläne erarbeitet: Mit weiteren Niederlassungen und dem Eintritt in weitere Länder soll die Marke gestärkt werden, das Ebitda soll zuletzt um rund zehn Prozent gewachsen sein.
Das Reimann-Reich
Eigentümer: Renate Reimann-Haas, Wolfgang Reimann, Stefan Reimann-Andersen, Matthias Reimann-Andersen (zu 92 Prozent), Senior Partner Peter Harf, Bart Becht, Olivier Goudet (zu acht Prozent)
Sitz: Luxemburg
Zweck: Sammelt Erträge und schüttet an Anteilseigner aus
Kapital: 18,9 Milliarden Euro
Überschuss: 2,6 Milliarden Euro
Eigentümer: JAB Holding Company (zu 100 Prozent)
Sitz: Luxemburg (JAB Investments), Niederlande (JAB Holdings)
Zweck: Bündelung der Beteiligungen
Hält den Kaffeekonzern Jacobs Douwe Egberts
Sitz: Niederlande
Marken: Jacobs, Senseo, Tassimo, Douwe Egberts, Keurig
Wert: 9,7 Milliarden Euro
Verlust: 253 Millionen Euro
Anteil der Reimanns: 64,7 Prozent
Sitz: USA
Marken: Peet's, Caribou, Einstein Noah, Stumptown, Intelligentsia
Wert: 1,8 Milliarden Euro
Verlust: 92 Millionen Euro
Anteil der Reimanns: 71,7 Prozent
Sitz: Niederlande
Marken: Espresso House, Baresso
Wert: 0,2 Milliarden Euro
Gewinn: 0 Millionen Euro
Anteil der Reimanns: 52 Prozent
Sitz: Großbritannien
Marken: Sagrotan, Vanish
Wert: 6,3 Milliarden Euro
Gewinn: 117 Millionen Euro
Anteil der Reimanns: 10,5 Prozent
Sitz: USA
Marken: Adidas, Calvin Klein, Davidoff, Rimmel
Wert: 6,3 Milliarden Euro
Gewinn: 237 Millionen Euro
Anteil der Reimanns: 79,7 Prozent
Sitz: Schweiz
Marken: Bally, Jimmy Choo und Belstaff
Wert: 0,1 Milliarden Euro
Verlust: 189 Millionen Euro
Anteil der Reimanns: 100 Prozent
Der Milliardärsclan hat damit gerade noch rechtzeitig zugegriffen: Alcuin wollte das Europa-Geschäft des Donut-Herstellers eigentlich an die Börse bringen. Auch ohne Börsengang dürfte sich der Deal für das Londoner Finanzunternehmen gelohnt haben: Der kolportierte Kaufpreis liegt genau in dem Bereich, den Alcuin für den IPO angepeilt hatte.
Die Übernahme fügt sich in eine Reihe weiterer Deals der Reimanns ein. Seit vier Jahren feilt Geschäftsführer Peter Harf im Auftrag des Clans an einem globalen Kaffee-Imperium, das bereits diverse Kaffee-Hersteller (unter anderem den US-Nespresso-Konkurrenten Keurig Green Mountain), Krispy Kreme und verschiedene Kaffeehausketten umfasst. Weitere Hintergründe über die Familie und die Pläne von Peter Harf lesen Sie hier.