




Das Bundesarbeitsministerium bietet in einem der WirtschaftsWoche vorliegenden Bericht finanzielle Hilfen an, sollten sich Arbeitnehmervertreter und Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz auf einen Sozialplan einigen, der auch die Gründung einer Auffanggesellschaft vorsieht.
Bis zu zwölf Monate Unterstützung
In dem „Bericht der Bundesregierung zur Insolvenz von Schlecker“ heißt es: „Sollte aufgrund eines Sozialplans die Gründung von Transfergesellschaften in Betracht kommen, können diese bis zu zwölf Monate mit Transferkurzarbeitergeld gefördert werden, um die Vermittlungschancen der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in eine Anschlussbeschäftigung zu erhöhen.“ Das Transferkurzarbeitergeld ist genauso hoch wie das Arbeitslosengeld und beträgt für Arbeitnehmer mit Kindern 67 Prozent und für andere 60 Prozent des letzten Nettogehalts.

Am Mittwoch hatte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mitgeteilt, dass nur 13.500 Arbeitsplätze der 25.000 in Deutschland erhalten werden. Von den zuletzt 5400 Filialen sollen 2400 geschlossen werden. „Wenn diese tiefen Einschnitte nicht passieren, hat Schlecker keine Überlebenschance“, sagte Geiwitz.
Die fünf Kernprobleme von Schlecker
Die Expansionswut von Schlecker kannte zu lange keine Grenzen. Überall wurden neue Filialen eröffnet, egal ob auf dem platten Land oder in ausgestorbenen Nebenstraßen - Hauptsache die Miete war billig.
So war die Grenze des ökonomisch tragbaren irgendwann überschritten.
Schlecker hielt zu lange an einer firmeninternen Finanzstruktur fest, auf Kapitalgeber wie Banken oder Investoren verzichtete das Unternehmen fast komplett. Nun fehlt Schlecker das nötige Vertrauen, um an günstige Einkaufsrabatte oder Kredite zu gelangen.
Das Unternehmen setzte zu sehr auf Masse statt Klasse. Die Läden wirkten vielerorts zugestellt und unattraktiv, die Kunden kauften lieber bei der Konkurrenz ein.
Auch um sein Image kümmerte sich der Konzern zu lange nicht. Dank interner Skandale , Ausbeutung der Mitarbeiter und Dumpinglöhne war Schlecker bald der Lieblingsfeind von Gewerkschaften und Sozialpolitikern.
Trotz der schmuddeligen Filialen verlangte Schlecker für einen Großteil der Artikel deutlich höhere Preise als die Konkurrenz, Aktionsangebote und Eigenmarken wurden vernachlässigt.
Somit blieben die Kunden aus, und die Produkte in den Regalen liegen.
Verdi-Chef Frank Bsirske hatte angesichts der geplanten Massenentlassungen bereits „dringend eine Transfergesellschaft für Qualifikation und Vermittlung“ von Schlecker-Beschäftigten gefordert. Bei der Gründung einer Auffanggesellschaft sieht die Bundesagentur für Arbeit allerdings das Problem, dass die Schlecker-Filialen deutschlandweit verteilt sind. „Für eine Auffanggesellschaft mit einer so dezentralen Struktur gibt es bislang kein Vorbild“, heißt es in Nürnberg. Bis Ende nächster Woche soll klar sein, wie das möglich sei, so das Bundesarbeitsministerium.