Drogeriemarkt Die drei Baustellen des neuen dm-Chefs

Christoph Werner ist der neue dm-Chef und Sohn des Unternehmensgründers Götz Werner. Auf ihn kommen trotz guter Zahlen einige Aufgaben zu. Quelle: dpa

Neuer Umsatzrekord und mehr Filialen als je zuvor: Drogerieprimus dm hält Kurs. Trotzdem kämpft die erfolgsverwöhnte Handelskette mit Gegenwind. Um welche Themen sich Konzernchef Christoph Werner jetzt kümmern muss.

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Es war eine Premiere für Christoph Werner. Erstmals stellte der 46 Jahre alte Sohn des dm-Unternehmensgründers Götz Werner als Vorsitzender der Geschäftsführung die Jahresergebnisse des größten deutschen Drogeriekonzerns vor. Er war im September an die Stelle von Erich Harsch gerückt, der zur Hornbach AG wechselte.

Seine neue Position an der Spitze des Unternehmens mit mehr als 62.000 Beschäftigten in Europa, darunter rund 41.000 in Deutschland, nannte Werner eine „tolle Herausforderung“. Tatsächlich muss sich Werner vor allem um drei Baustellen im dm-Reich kümmern.

1. Nachlassendes Wachstum
Keine Frage, die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/2019 fielen solide aus. So konnte dm rund 11,2 Milliarden Euro umsetzen – ein neuer Rekord. Und ein Plus zum Vorjahr von 4,6 Prozent. Doch die guten Gesamtzahlen sind vor allem dem starken Auslandsgeschäft zu verdanken. In der deutschen Heimat ging es weiter weniger dynamisch nach oben. Hier verbuchte dm nur einen Zuwachs von 3,2 Prozent.

Noch wichtiger: Ein Großteil des Wachstums in Deutschland wurde durch die Eröffnung von insgesamt 41 zusätzlichen Filialen generiert. Ohne die Neueröffnungen – also auf flächenbereinigter Basis - lag das Wachstum nach Angaben von dm-Logistikgeschäftsführer Christian Bodi nur bei „rund einem Prozent“. Damit sei man durchaus zufrieden, sagte Bodi. Doch klar ist auch: die Zeiten stürmischen Wachstums, getrieben vom Niedergang des einstigen Rivalen Schlecker und der deutschlandweiten Expansion von dm, scheinen endgültig passé zu sein. Welche Auswirkungen die moderaten Zuwächse in den bestehenden Flächen auf die Ertragssituation des Unternehmens haben, wird sich noch zeigen. Dm macht dazu keine Angaben.

2. Neue Preispolitik
Ein Indiz, dass der Konzern unter Werner wieder stärker auf die Margen achten dürfte, ist indes die neue Preispolitik von dm. Anspruch von dm war es schon immer, der Preisführer im Drogeriesegment zu sein und die Tarife der direkten Konkurrenz, aber auch die von Lebensmittelhändlern wie Aldi und Kaufland zu unterbieten – und das bislang deutschlandweit einheitlich. Das Unternehmen will zwar weiter, „die günstigste Einkaufsquelle für drogistische Produkte“ sein, sagt Werner. Die Preise seien aber „keine nationalen Einheitspreise“ mehr. Das bedeutet, in den Filialen kann es künftig je nach Wettbewerbsumfeld und Region unterschiedliche Preise für identische Produkte geben.

Ob darunter das von den Kunden wahrgenommene Preis-Leistungs-Verhältnis leiden wird, ist offen. Bislang kann dm bei Verbraucherumfragen in der Kategorie regelmäßig überzeugen. Werner muss dafür sorgen, dass sich daran möglichst wenig ändert, aber gleichzeitig mehr Ertrag beim Unternehmen bleibt, um weiter investieren zu können und Kostensteigerungen abzufangen. Ein heikler Spagat.

3. Onlinewettbewerb
Die neue Preispolitik dürfte auch Auswirkungen auf das Online-Geschäft haben. Das beschert dm inzwischen zwar einen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe, dürfte aber dennoch hohe Verluste produzieren. Um ein „auf Dauer auskömmliches Geschäft“ zu erzielen, wie es dm-Manager Bodi formuliert, hat das Unternehmen in den vergangenen Wochen die Preise im Onlineshop im großen Stil erhöht. Zahlreiche Produkte sind nun teurer als bei Online-Konkurrenten und in den eigenen Filialen. Kostenfreie Lieferungen nach Hause gibt es zudem erst ab einem Bestellwert von 49 Euro. Kritiker befürchten, dass dm dadurch Gefahr läuft, Kunden an andere Anbieter zu verlieren.

Intern sucht man derweil nach Möglichkeiten, das Filial- und das Onlinegeschäft stärker zu verzahnen. Zunächst im Raum München können Kunden daher ihre Ware spätestens vier Stunden nach der Bestellung über das Internet in einem von 54 dm-Märkten fertig zusammengestellt abholen. Wird das Angebot angenommen, ist eine Ausweitung auf andere Städte geplant.

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