Drogeriemarkt-Pleite Schlecker-Kinder sind Gläubiger

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Konzern auf Kur

Geschlossene Schlecker-Filiale Quelle: dpa

Wie hoch die Forderungen von Lars und Meike Schlecker im Detail ausfallen, dürfte sich erst nach der regulären Eröffnung des Verfahrens voraussichtlich im April herausstellen, wenn die Geschwister ihre Außenstände bei Gericht beziffern.

Doch ein zweistelliger Millionenbetrag scheint realistisch zu sein, zumal intern sogar der Einzug eines Familienvertreters in den vorläufigen Schlecker-Gläubigerausschuss diskutiert wurde. „Die Frage stand im Raum“, bestätigte Geiwitz der WirtschaftsWoche am vergangenen Mittwoch. Er habe der Familie aber davon abgeraten.

In dem Gremium sind die wichtigsten Betroffenen vertreten, etwa der Schweizer Einkaufsverbund Markant und der Warenkreditversicherer Euler Hermes. Der Gläubiger-Ausschuss soll den Verwalter kontrollieren und unterstützen. Weder bei den übrigen Gläubigern noch bei möglichen Investoren wäre wohl nachvollziehbar gewesen, dass der Kontrolleur von Anton Schlecker wiederum von dessen Familienangehörigen beaufsichtigt wird. Wie könnte der Verwalter die vertrackte Gemengelage auflösen?

Denkbar wäre dereinst die Umwandlung interfamiliärer Forderungen in Anteile am sanierten Schlecker-Unternehmen. Er strebe eine Lösung an, „bei der die Familie eine Rolle spielt“, deutete Geiwitz bei der Präsentation seiner Sanierungspläne an.

Radikalkur à la Geiwitz

Doch das ist Zukunftsmusik. Derzeit verbrennt Schlecker rund 20 Millionen Euro pro Monat. Bis April will Geiwitz die Verluste stoppen und hat dem Unternehmen eine Radikalkur verordnet. Auf 3000 Standorte könnte er das Filialnetz schrumpfen - einst waren es rund 10 000. Auch einzelne Auslandsgesellschaften stehen zur Disposition. Von Mai an will Geiwitz bei Shampoo, Spüli und Schminke den Rotstift ansetzen, da der Konzern gegenüber Rivalen wie dm und Rossmann auf Preisebene seit Jahren nicht mehr satisfaktionsfähig ist.

Schließlich soll eine neue, offene Führungskultur im Unternehmen verankert werden. Letzteres ist auch ein Zugeständnis an die Gewerkschaft Verdi, deren Vertreter von der Höhe der geplanten Stellenstreichungen überrascht wurden. Ein Gewerkschafter war im Vorfeld von 8000 bis maximal 10 000 Jobs ausgegangen, die wegfallen würden. Nun sollen es nach den bisherigen Zahlen fast 12 000 werden.

Schlecker-Mitarbeiterinnen brauchen Weiterqualifizierung

Womöglich kann die Gewerkschaft die Zahl noch etwas drücken und so einen Achtungserfolg verbuchen. Doch der Spielraum ist begrenzt. In den kommenden Wochen müssen die Arbeitnehmervertreter und der Insolvenzverwalter einen Sozialplan für die Massenentlassungen in Logistikzentren und Filialen aushandeln.

Besonders bitter: Viele Schlecker-Verkäuferinnen haben wenig Chancen, sofort eine neue Beschäftigung zu finden. „Wir brauchen dringend eine Transfergesellschaft für Qualifikation und Vermittlung“, forderte bereits Verdi-Chef Frank Bsirske. Rückenwind bekommt er vom baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid. Die Schlecker-Mitarbeiter müssten für jahrelange, unternehmerische Fehler den Kopf hinhalten. "Der Staat ist gefordert, die Folgen abzumildern."

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