Die Jungen gewinnt man nicht mit altbackenem Design. Das haben die Fahrradbauer verstanden. Mit den unattraktiven Klötzen aus dem letzten Jahrzehnt haben die neuen Modelle wenig gemein. “Ein E-Bike muss mehr und mehr schön sein”, sagt Puello. Das Zweirad wird zum Lifestyle-Produkt, Radeln mit eingebautem Rückenwind soll sexy und sportlich werden. Die Batterie wird immer geschickter im Rahmen versteckt. Die Linien werden schnittiger und sportlicher, die Farben kräftiger und bunter.
Auch an der Technik wird immer weiter gefeilt. Die verbauten Akkus sind zusehends leichter. Die meisten Elektro-Räder wiegen weniger als 20 Kilogramm. Gleichzeitig steigt die Reichweite der Akkus enorm, während die Aufladezeit sinkt. Nicht nur die klassischen E-Bike-Tugenden werden optimiert. Die modernsten der Räder sollen sich in Zukunft vernetzen. Auf der VeloBerlin zeigt BMC/Stromer mit dem ST2 ein E-Bike, dass auf einem intergierten Touchscreen GPS-Daten anzeigt und via Bluetooth Informationen mit dem Smartphone austauscht.
Mehr Konkurrenz
Die Entwicklung ist derzeit so rasant, dass die ersten Händler schon darüber klagen. “Auf Grund des schnellen technischen Wandels musste der Fachhandel vor allem bei E-Bikes deutliche Abschreibungen auf Überbestände vornehmen”, heißt es vom Zentralverband der Zweiradhändler. Sprich: Das vermeintliche Hightech-Gefährt gehört schneller zum alten Eisen, als so manchem lieb ist. „Die Branche steht vor der Herausforderung, die richtige Balance zwischen Entwicklungstempo und Umsetzbarkeit im Handel zu finden“, sagt Puello.
Doch der Innovationsdruck auf die Hersteller wird nicht nachlassen. Immer mehr Fahrradbauer wollen auf dem E-Bike-Markt mitmischen. "Der Markt wird von den klassischen Fahrradherstellern dominiert”, sagt Neuberger. Die Fahrrad-Riesen Derby Cycle und Cycle Union sind auch bei den E-Bikes die Platzhirsche. Aber auch viele Neulinge drängen auf den Markt. Die Gewinnaussichten sind verlockend. Obwohl Pedelecs und E-Bikes in Stückzahlen nur 11 Prozent am deutschen Fahrrad-Markt ausmachen, generieren sie 28 Prozent des Umsatzes.
Der Wettbewerb wächst nicht nur unter den Fahrradbauern. Shimano schickt sich an, dem bisherigen Branchenprimus Bosch Marktanteile im Bereich der Antriebe abzujagen. Die Japaner bringen 2014 ein eigenes System auf den Markt, dass preiswerter sein wird, als das der Konkurrenz.
Winora-Geschäftsführerin Puello sieht das mit Sorge. Sie hofft, dass in Zukunft Technik und Innovation über den Erfolg entscheiden, nicht nur der Preis. "Wenn wir uns wieder nur den Preisschlachten hingeben, wird das für die Industrie und den Absatz schädlich sein." Bei einem durchschnittlichen E-Bike-Preis von rund 2000 Euro werden sich Kunden über die fallenden Preise erstmal freuen.