E-Bikes und Co. Ist der Fahrrad-Boom vorbei?

Ein Fahrradfahrer fährt kurz vor Sonnenaufgang über einen Feldweg. Quelle: dpa

Der Fahrrad-Markt gilt als klarer Gewinner der Coronakrise. Doch nach dem Rekordjahr 2020 muss sich die erfolgsverwöhnte Branche 2021 auf Umsatzrückgänge einstellen – und das trotz ungebrochener Nachfrage.

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Anhaltende Lieferprobleme bremsen das Wachstum des Fahrradmarktes, zeigt eine neue Studie des Handelsforschungsinstituts IFH Köln und der BBE-Handelsberatung. Demnach muss sich die Branche dieses Jahr auf Umsatzrückgänge einstellen – allerdings verzerren Vorjahreseffekte das Bild. So zählte der Fahrrad-Markt mit einer Wachstumsrate von 41,3 Prozent im Jahr 2020 noch zu den klaren Gewinnern der Coronakrise und lag weit vor allen anderen Non-Food-Branchen – insbesondere vor den Verlierern aus dem Fashionsegment.

Der Branchenumsatz stieg 2020 auf 7,1 Milliarden Euro – ein doppelt so hohes Marktvolumen wie noch drei Jahre zuvor. Doch in diesem Jahr wurde der Höhenflug gestoppt. Zum einen weil der Basiseffekt dafür sorgt, dass die Wachstumskurve abflacht. Zum anderen leidet die Branche seit geraumer Zeit unter massiven Lieferengpässen. „Die aktuellen Lieferengpässe verhindern, dass das phänomenale 2020er Ergebnis noch einmal getoppt werden kann“, sagt IFH-Experte Christoph Lamsfuß. „Auch im Weihnachtsgeschäft wird sich dies noch einmal widerspiegeln: Wer an Weihnachten ein Fahrrad verschenken möchte, sollte darauf vorbereitet sein, dass die Ware bei später Bestellung nicht mehr rechtzeitig ankommen wird“, so Lamsfuß. 

Das bestätigt Marcus Diekmann, Mitglied der Geschäftsführung von Rose Bikes in Bocholt. Das Weihnachtsgeschäft sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Allein im letzten Jahr habe ich über 50 private Nachrichten von Menschen bekommen, die mich nach einer Geschenkidee aus dem Bikesegment gefragt haben“, sagt Diekmann. „Wir sehen vor allem im Bereich Bekleidung, Teile und Zubehör einen großen Markt“. Doch auch Rose Bikes leidet unter den Lieferengpässen: „In den letzten Monaten sind die Lieferzeiten geradezu explodiert“, sagt Uwe Schmäing, Head of Supply Chain bei Rose Bikes. Das liege in seiner Branche vor allem an der weltweit wachsenden Nachfrage an Fahrradteilen, während die Verfügbarkeit aufgrund von Rohstoffmangel und Corona-bedingten, temporären Werksschließungen reduziert sei.

(Das gesamte Interview mit dem Rose-Bikes-Co-Chef über wütende Kunden am Telefon und spontan auftauchende Container lesen Sie hier.)

40 Wochen Lieferzeit für ein Rennrad? Marcus Diekmann, Co-Chef des Herstellers Rose Bikes, über wütende Kunden am Telefon, spontan auftauchende Container und die Zukunft von Europas Fahrradindustrie.
von Peter Steinkirchner

E-Bikes machen 70 Prozent des Marktvolumens aus

Langfristig bleibe der Fahrradmarkt aber auf Wachstumskurs. „Ab 2022 werden die wesentlichen Lieferengpässe überwunden sein und es kann wieder mit einem Umsatzplus gerechnet werden“, geht aus der Studie hervor. Demnach bleiben vor allem E-Bikes der Wachstumsträger der Branche. Durch ihre vergleichsweisen hohen durchschnittlichen Verkaufspreise von rund 2.600 Euro machten sie bereits 2020 rund 70 Prozent des gesamten Marktvolumens aus.

Zwar konnten auch andere Typen wie Straßensporträder und Trekking-Bikes infolge der Coronakrise bei Verbrauchern punkten – E-Bikes werden aber wohl auch unabhängig von der Pandemie in den nächsten Jahren einen steigenden Stellenwert haben, erwarten die Experten. 

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Laut der Marktanalyse hat sich auch das Onlinewachstum verlangsamt. Den größten Umsatzanteil – wenn auch kontinuierlich leicht rückläufig, macht nach wie vor der Fahrrad-Fachhandel aus. Der Online-Anteil am Geschäft stagniert bei einem Anteil von 21,1 Prozent.

Mehr zum Thema: 40 Wochen Lieferzeit für ein Rennrad? Lesen Sie hier das Interview mit Marcus Diekmann, Co-Chef des Herstellers Rose Bikes.

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