
In Japan ist Online-Shopping weniger verbreitet. Hier hat diese Einkaufsvariante kaum eine Chance, weil die Kunden täglich frische Produkte bevorzugen. Auch in den USA fristen die Lebensmittel-Online-Händler eher ein Nischendasein. Großbritannien gilt dagegen als Online-Pioniermarkt: Für viele Briten gehört das längst zum Alltag, der Einkauf von Nahrungsmitteln im Netz ist dort schon seit über zehn Jahren gut etabliert. "Solange es bequem ist und die Qualität stimmt, kümmert es uns nicht, woher die Lebensmittel kommen, die meisten Briten kaufen ohnehin bei den großen Supermarktketten und kaum bei Tante-Emma-Läden ein", sagte Andrew Stevens, Senior Analyst bei der privaten Forschungsgruppe Verdict. "Die Kunden kaufen gern online ein, sie vertrauen den Zahlungssystemen und den Einzelhandelskonzernen."
Treiber beim Lebensmittel-Shopping im Netz sind, wie sollte es anders sein, internetaffine Käufer im Alter zwischen 25 und 34 Jahren. Von 2008 bis 2013 legten die Umsätze dort laut Stevens um 117 Prozent zu, im Schnitt um rund 16 Prozent im Jahr.
Kunden suchen günstige Angebote
Das rasante Tempo dürfte sich noch eine Weile fortsetzen: "Wir glauben, dass sich der Markt von derzeit umgerechnet 7,7 Milliarden Euro bis 2018 auf 17,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln wird", sagt Joanne Denney-Finch, Chefin des Lebensmittel-Einzelhandelsverbandes IGD. "Die Technologie hat den Lebensmitteleinkauf fundamental verändert, die Kunden suchen im Netz die günstigsten Angebote, lesen dort Rezepte und schauen Filme über die Zubereitung an." 19 Prozent aller Käufer nutzen zudem Preisvergleichsportale.
Die Supermärkte selbst haben in Kühllieferwagen investiert, sodass die Waren am Tag nach der Bestellung frisch beim Kunden ankommen. Bis 23 Uhr wird geliefert, innerhalb eines Zeitfensters von einer Stunde. Dafür muss der Kunde maximal sechs Euro bezahlen. "Click und Collect" –der Kunde holt die Waren hier selbst ab – ist noch in der Testphase.
Den Läden bleibt keine andere Wahl
Meist werden die Bestellungen der Online-Kunden in den Filialen zusammengestellt. Die Supermarktbetreiber Tesco und Asda unterhalten aber inzwischen auch "Dark Stores" (Dunkle Läden) genannte Warenlager für Online-Käufe. Bei Kosten von bis zu 17 Euro verdienen die Supermärkte zwar kein Geld mit dem Online-Verkauf. Aufgrund des harten Wettbewerbs bleibt ihnen aber keine Wahl.
Marktführer ist Tesco: 60,2 Prozent aller Kunden, die im Netz Lebensmittel einkaufen, beziehen diese über Tesco.com, wo das gesamte Sortiment zum gleichen Preis angeboten wird wie in den Märkten. Derzeit werden erst 5,5 Prozent aller Lebensmittelkäufe übers Internet getätigt, in den nächsten zehn Jahren könnte dieser Anteil laut Stevens auf elf Prozent steigen. Damit sei das Wachstum dann aber ausgereizt: "Die Briten wissen, dass zu viele Lebensmittel im Müll landen. Der Trend zum Großeinkauf nimmt ab."