E-Rezept „Ein Gewinn für Millionen Versicherte“

Quelle: imago images

Endlich sollen Versandapotheken vom E-Rezept profitieren. Olaf Heinrich, CEO des Branchenprimus Redcare Pharmacy macht Patienten große Versprechen. Und erklärt, was Günter Jauch damit zu tun hat.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Seit dem 1. Januar stellen Ärztinnen und Ärzte ihre Rezepte elektronisch aus. Mit ihrer Gesundheitskarte und über ein Kartenterminal können Patienten ihre Medikamente in der Apotheke abholen – wenn das System denn funktioniert. Von der „Steck-Lösung“ profitierten bislang nur die Vor-Ort-Apotheken, die Versandapotheken hatten das Nachsehen.

Das ändert sich gerade: Über ihr Smartphone und die Gesundheitskarte können sich Patienten bald mit den Apps der Versender verbinden, um online Medikamente zu bestellen. „CardLink“ heißt das Verfahren, dass sich derzeit in der Zulassung befindet.

WirtschaftsWoche: Herr Heinrich, die Versandapotheken warten bereits seit zwanzig Jahren darauf, dass das E-Rezept kommt. Nun ist es soweit. Ist Redcare Pharmacy startklar?
Olaf Heinrich: Ja, das war schon eine lange Wartezeit. Jetzt sind wir natürlich vorbereitet, die Infrastruktur steht. Unsere technische Lösung, die in unserer Kunden-App eingesetzt wird, befindet sich im Zulassungsverfahren durch die Gematik, der bundeseigenen Agentur für digitale Medizin. Wie lange das dauert, vermag ich nicht zu sagen.

Zur Person

Bislang mussten die Patienten bei Ihnen noch Papierrezepte per Post einreichen, um rezeptpflichtige Medikamente zu erhalten. Das E-Rezept soll Versandapotheken wie DocMorris und Redcare Pharmacy  nun einen Schub bringen. Branchenkenner schätzen, dass die Versandapotheken so ihren Anteil bei rezeptpflichtigen Medikamenten von ein bis zwei auf bis zu zehn Prozent steigern werden. Wie lautet Ihre Prognose? 
Wir geben dazu keine Prognose ab, weil es noch zu viele Unsicherheiten gibt. Aber wir werden über unsere Werbung natürlich weiter bekanntmachen, dass es beim E-Rezept jetzt auch einen Einlöseweg für Versandapotheken gibt.

Muss da Günter Jauch wieder ran, der für Ihr Unternehmen bereits in einigen Fernsehspots im Einsatz war?
Wir haben einen Marketingmix vorgesehen, zu dem auch Fernsehwerbung gehört. Ich gehe davon aus, dass auch unser Werbepartner Günter Jauch dabei zum Einsatz kommt.

Wie lautet denn die Botschaft?
Die nun gefundene Lösung via Smartphone ist für Millionen Versicherte ein echter Gewinn. Ein richtiger Gamechanger! Sie müssen nicht mehr mit der Gesundheitskarte in die Apotheke gehen, um ihre Medikamente abzuholen. Um dann etwa zu erfahren, dass ihr Medikament nicht vorrätig ist und sie später nochmal wiederkommen sollen. Sie können das jetzt mit dem Smartphone bequem von zu Hause aus erledigen und sich die Medikamente liefern lassen. Das ist besonders für chronisch Kranke, immobile Patienten oder Menschen, die auf dem Land leben, wo die nächste Apotheke womöglich Kilometer entfernt ist, ein großer Vorteil.

Überlastete Server, schlechte Software, wütende Patienten: Das E-Rezept sorgt zwei Monate nach seiner Einführung für reichlich Frust. Der Apotheker Thomas Preis erklärt, woran es hakt – und wie es besser gehen könnte.
von Jürgen Salz

Da hat sich ja die Gematik ein hübsches Förderprogramm für niederländische Versandapotheken ausgedacht...
Nein, davon können Vor-Ort-Apotheken, die entweder eine Versandlizenz besitzen oder einen Botendienst einsetzen, genauso profitieren. Die Patientinnen und Patienten können sogar prüfen, ob das Medikament in der Apotheke vorrätig ist.  Darauf bereiten sich auch gerade viele Vor-Ort-Apotheken mit Hilfe von Softwareanbietern und IT-Dienstleistungen vor. 

Die Präsidentin des Apothekerverbandes ABDA hat Mitte März beklagt, dass es beim CardLink-Verfahren noch etwa zwanzig sicherheitsrelevante Bedenken gibt. Nehmen Sie die Befürchtungen nicht ernst?
Ich kann das nicht nachvollziehen. Sowohl das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, als auch der Bundesdatenschutzbeauftragte haben unsere Lösung, die wir bei der Gematik eingereicht haben, akzeptiert. Ich weiß wirklich nicht, wo da Sicherheitslücken bestehen sollen. Im Gegenteil: Das CardLink-Verfahren ist wesentlich sicherer.

Wie das? Sowohl für die Steck-Lösung als auch für das CardLink-Verfahren brauchen Sie noch nicht mal eine PIN.
Bei der Steck-Lösung können Sie einfach irgendeine Karte in einen Schlitz stecken. Beim CardLink-Verfahren erhalten Sie einen SMS-Code, den Sie ins Smartphone eingeben müssen. Dadurch wird überprüft, ob es sich um eine deutsche Mobilfunk-Nummer handelt. Und um an eine deutsche Nummer zu kommen, müssen Sie irgendwann einmal ein Identifikationsverfahren durchlaufen haben, durch das eine Rückverfolgung gegeben ist.

Entgeltumwandlung Lohnt sich betriebliche Altersvorsorge?

Einen Teil des Gehalts für betrieblich Altersvorsorge einsetzen: Rechnet sich das? Und: Geht es auch mit Aktien? Eine Fallanalyse.

Rezept zum Reichwerden? Das steckt hinter dem System von Deven Schuller

Ein selbsternannter Finanzexperte will seinen Kunden laut eigener Aussage dabei helfen, finanzielle Freiheit zu erreichen, und pflastert das Internet mit Werbung. Was steckt dahinter? Ein Selbstversuch.

Freiberufler-Report So viel verdienen Selbstständige in Deutschland

Zwei Euro mehr pro Stunde – und kaum noch ein Gender Pay Gap: Selbstständigen geht es auch in der aktuell schwierigen Lage recht gut. In welchen Bereichen sie am meisten verdienen.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Nach dem E-Rezept soll 2025 die elektronische Patientenakte kommen. Und später dann noch die digitale Gesundheits-ID: Patienten benötigen dann keine Gesundheitskarte mehr, sondern können sich über ihr Smartphone ausweisen. Wann wird es soweit sein?
Deutschlands Digitalisierung schreitet leider nur sehr langsam voran. Und nach den Erfahrungen mit dem E-Rezept rechne ich da eher mit einem sehr langen Zeitraum.


© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%