Ebay Onlinehändler lockt mit Tiefpreisgarantie

Der Preiskampf im Onlinehandel verschärft sich. Die Plattform Ebay will jetzt mit den günstigsten Angeboten punkten – zumindest für einen Teil der Waren. Doch auf dem Weg zum Schnäppchen liegen einige Hürden.

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Der Online-Marktplatz heizt mit Tiefpreisen den Wettbewerb an. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der Onlinemarktplatz Ebay will im Kampf gegen den großen Konkurrenten Amazon die Kunden mit niedrigen Preisen auf seine Seite ziehen. Künftig sollen die Kunden eine Garantie bekommen, dass sie Waren aus den sogenannten „Wow-Angeboten“ auf der Plattform immer mindestens so günstig erhalten wie bei Wettbewerbern. „Wir wollen dem Kunden mit dem Programm signalisieren, dass wir nicht nur die beste Auswahl, sondern auch die besten Preise bieten“, sagt Reinhard Schmidt, Senior Director Hardgoods bei Ebay, dem Handelsblatt. Täglich betrifft das mindestens 15.000 Angebote.

Doch um in den Genuss dieser Garantie zu kommen, müssen die Kunden erst selber tätig werden. Finden sie eines der Produkte bei einem Wettbewerber billiger, müssen sie vor dem Kauf beim Kundenservice von Ebay anrufen. Dieser prüft das Konkurrenzangebot und stellt dann einen Gutschein aus, der die Preisdifferenz ausgleicht.

Vor einem möglichen Preisnachlass gibt es jedoch eine weitere entscheidende Hürde. Denn zum Vergleich dürfen nur Angebote ausgesuchter Wettbewerber herangezogen werden: amazon.de, douglas.de, notebooksbilliger.de, obi.de, otto.de und zalando.de. Und auch da nur die Waren, die die Webshops selber verkaufen und nicht die Artikel von Dritten, die über einen Marktplatz angeboten werden.

„Wir haben für den Preisvergleich Wettbewerber ausgesucht, von denen wir denken, dass sie aus Sicht des Kunden relevant sind und die die Vielfalt unserer Wow-Angebote gut abdecken“, begründet Ebay-Manager Schmidt dieses Vorgehen. Zudem solle die Beschränkung der Zahl der Wettbewerber das Programm für die Kunden simpel halten.

Dass Ebay nicht gleich dafür sorgen kann, mittels Preissuchmaschinen die Preise immer auf dem Niveau des Wettbewerbs zu halten, hat einen einfachen Grund: Das Unternehmen ist eine reine Plattform auf der andere Händler das Geschäft machen. Diese Händler können deshalb auch frei ihre Preise bestimmen. „Wir arbeiten mit ausgesuchten Händlern und versuchen gemeinsam, günstige Preise im Netz zu erreichen. Dadurch wollen wir sicherstellen, dass die Mehrheit der Wow-Angebote bereits günstiger oder zum gleichen Preis wie beim Wettbewerb angeboten wird.“, umschreibt Ebay-Manager Schmidt dieses Dilemma.


Konkurrenz passt automatisch Millionen von Preisen an

Im Kampf mit Amazon und Co. ist das zunächst ein Wettbewerbsnachteil. Denn die Konkurrenz passt automatisch permanent die Preise dem Markt an. So hat beispielsweise Marktführer Amazon im April nach Berechnungen des Online-Analyseunternehmens Metoda mehr als 3,6 Millionen Preisänderungen vorgenommen.

Für zusätzlichen Druck im Markt sorgt neuerdings die Metro-Tochter Real. Sie hat den Onlinemarktplatz Hitmeister übernommen und mit dem Onlineshop real.de verschmolzen. Im April änderte real.de fast eine Million Mal Preise und liegt damit im Repricing-Barometer von Metoda nur knapp hinter der preisaggressiven Plattform Rakuten auf dem dritten Platz. Nach Einschätzung von Stefan Bures, Vorstandschef von Metoda geben diese beiden Plattformen zurzeit im Markt den Takt vor. „Ihre neuerdings hohe Preisaktivität sorgt für einen verschärften Preiswettbewerb“, kommentiert er.

Mit diesen neuen Angreifern will Ebay mit der Tiefpreisgarantie, die in vier weiteren europäischen Ländern zeitgleich eingeführt wird, Schritt halten. Und das lässt sich das Unternehmen einiges kosten. „Die Differenz zum Preis des Wettbewerbers trägt Ebay“, betont Ebay-Manager Schmidt. Aber die Händler auf der Plattform werden sich wohl auf ernste Gespräche mit Ebay einstellen müssen, falls sie zu oft über den Preisen des Wettbewerbs liegen.

Dass Händler mit Tiefpreisgarantien auf den scharfen Preiswettbewerb reagieren ist nicht neu. Gerade neue Händler wollen sich so ein Profil als günstiger Anbieter beim Kunden aufbauen. Der britische Haushaltsgerätehändler ao.de, der seit einiger Zeit auch in Deutschland um Kunden buhlt, wirbt beispielweise mit einer solchen Zusicherung.

Auffällig ist das auch bei den Baumärkten, wo jahrelang das Unternehmen Praktiker mit massiven Rabatten die Konkurrenz aufgemischt hatte. Auch Jahre nach der Pleite von Praktikern wirbt Hornbach heute noch offensiv mit einer Tiefpreisgarantie - allerdings ohne Beschränkung der Wettbewerber, die zum Vergleich herangezogen werden dürfen.

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