
Klingt nach einem Schnäppchen für Schnäppchenjäger: Ebay bietet in Deutschland künftig gegen eine Abo-Gebühr einen kostenlosen Versand und Rücksendungen bei einigen Artikeln an. Zudem soll der Versand besonders schnell ablaufen: Wer bis 14 Uhr bestellt, soll die Ware noch am “am nächsten, allerspätestens am übernächsten Tag” erhalten, verspricht der Händler. 19,90 Euro soll das Ebay Plus genannte Angebot jährlich kosten. Enthalten ist auch der Zugang zu speziellen Sonderangebot.
Die Idee erinnert an das Angebot Prime von Amazon. Der Onlinehändler bietet Kunden, die bereit sind eine Jahresgebühr von 49 Euro zu zahlen, ebenfalls einen schnelleren kostenlosen Versand ohne Mindestbestellwert an. Zudem erhalten die Kunden zum Beispiel einen Gratis-Zugang auf Videostreaming-Portal Instant Video.
Trotz hoher Kosten zahlt sich das Prime-Programm für Amazon aus. Die Premium-Kunden gelten als extrem loyal, kaufen seltener bei der Konkurrenz und bescheren einen wesentlich höheren Umsatz. Schätzungen des Branchendienstes Consumer Intelligence Research zufolge bestellen Prime-Kunden in den USA jährlich Waren für 1500 Dollar – normale Kunden jedoch nur für 600 Dollar.
In den vergangen Jahren hat die Bedeutung von Amazon sowohl als Onlinehändler als auch Marketplace-Betreiber stark zukommen. Das Marktplatzgeschäft von Ebay wächst hingegen nur langsam. Erst im Juli wurde die erfolgreiche Bezahlsystem-Tochter PayPal abgespalten und Ebay auf das Marktplatz-Geschäft zurecht gestutzt. 20 Jahre nach dem Start muss Ebay neu durchstarten.
Dass Ebay versucht, die deutschen Kunden mit kostenlosem Versand zu ködern ist kein Zufall. Die Bundesbürger gelten als extrem preissensibel und haben sich - auch durch Konkurrenten wie Zalando und Amazon - stark an Gratis-Lieferungen und vor allem kostenlose Retouren gewöhnt.
„Für die deutschen Käufer sind einfache Rückgabemöglichkeiten das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung, wo ein Online-Kauf durchgeführt wird, während in anderen Ländern wie den USA und Großbritannien andere Faktoren wie Kundenservice oder leichte Auffindbarkeit der Artikel als wesentlich wichtiger betrachtet werden”, sagt Stephan Zoll, Deutschland-Chef von Ebay.
Das neue Angebot stellt Ebay jedoch vor massiven Herausforderungen. Anders als Amazon verkauft die Plattform schließlich nicht selbst , sondern muss die Marktplatzanbieter überzeugen, daran teilzunehmen - und die Versprechen vor allem bezüglich Lieferzeit und Kostenübernahme einzuhalten. Werden die gebrochen, droht der Handelsplattform ein Imageschaden.
Die verrücktesten Ebay-Auktionen
Der bisher teuerste über Ebay verkaufte Artikel ist eine Luxus-Jacht. Für 168 Millionen Dollar ging sie 2006 an den russischen Milliardär Roman Abramowitsch. Den vorherigen Rekord hielt seit 2001 ein Gulfstream-Privatjet für 4,9 Millionen Dollar.
Der Hof Liebon bei Bautzen ist als „Ebay-Dorf“ bekannt. Liebon, aus einem Wohnhaus und mehreren Stallgebäuden bestehend, wurde 2009 als ganzes Dorf zur Auktion gestellt. Bei der Online-Versteigerung fand es nicht direkt einen Käufer. Besitzer Andreas Reitmann erwarb das Anwesen erst später.
Eine „Superman“-Ausgabe wechselte 2014 für 3,2 Millionen Dollar den Besitzer.
Ein Käsesandwich, auf dem man mit etwas gutem Willen ein Frauengesicht erkennen konnte (interpretiert als das Antlitz der Gottesmutter Maria), wurde 2004 für 28 000 Dollar verkauft.
Dem Hersteller Levi's war 2001 eine seiner Hosen aus dem 1880er Jahren über 46 532 Dollar wert.
Ein VW Golf, den einst Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. fuhr, wurde bei Ebay 2005 für 188 936,88 Euro von einem US-US-Kasino gekauft. Verkäufer war ein Zivildienstleistender, der den Gebrauchtwagen für knapp 10 000 Euro erworben hatte. Als die Amerikaner zwei Jahre später den Golf wieder versteigern wollten, wurde der von ihnen verlangte Mindestpreis verfehlt.
Bitter für Ebay: Schon vor dem Start haben einige Händler offenbar bedenken. Wie das Handelsblatt berichtet, hat eine Umfrage des Händlerbundes ergeben, dass zwei Drittel der befragten Händler angaben, dass ihnen das neue Programm nichts bringe. Die Hürden sind vor allem für kleinere Anbieter offenbar zu hoch.
Händler, die mitmachen wollen, lockt Ebay mit 15 Prozent Rabatt auf die Verkaufsprovision bei Ebay-Plus-Transaktionen und einer besseren Sichtbarkeit in der Suche. “Wir übernehmen die Kosten für den Rückversand und stellen Käufern kostenlose Rücksendeetiketten von Hermes zur Verfügung”, verspricht Ebay zudem.
Die Plus-Option ist zunächst nur für Verkäufer “mit Top-Bewertung” verfügbar. „Wir planen, dass wir zum Start etwa zehn Prozent der gewerblichen Angebote bei Ebay als Ebay-Plus-Angebote verfügbar haben werden“, sagt Zoll. Ebay Plus soll nach einer Schrittweisen Einführung bis Ende Oktober oder Anfang November für alle Käufer verfügbar sein.
Im Bemühen, Kunden auf den Marktplatz zu locken, plant Ebay außerdem Änderungen beim Bewertungssystem. „Wir wollen die Kriterien objektiver machen, mehr faktenbezogen“, sagte Zoll.
Unter anderem gewinne die Versandzeit an Bedeutung, hier sollen Informationen der Paketdienste helfen. „Heute basiert dieses Kriterium sehr stark auf dem Feedback der Kunden, jetzt werden wir die Tracking-Daten hochladen lassen“, kündigte Zoll an.
Mit Material von dpa.