Edeka darf Kaiser's Tengelmann schlucken Die Nummer 1 im Lebensmittelhandel wird mächtiger

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Das ändert sich für Tengelmann-Kunden

Der Name

Das sichtbarste Zeichen, dass Kaiser's Tengelmann einen neuen Eigentümer hat, wird in den kommenden Monaten der Namenswechsel sein. Statt des traditionsreichen Schriftszugs mit Kaffeekanne und T-Logo dürfte dann der Name Edeka an den rund 450  Filialen prangen. Schließlich hatte Karl-Erivan Haub, Inhaber des Tengelmann-Konzerns, bereits im Antrag auf Ministererlaubnis formuliert dass Kaiser’s Tengelmann „definitiv aus dem Markt ausscheidet“.

Das dürfte auch für die Marke gelten, zumal das Image der Tengelmann-Filialen mangels Investitionen und Renovierungen in den vergangenen Jahren arg gelitten hat.

Ähnlich hat Edeka bereits bei der Übernahme des früheren Tengelmann-Discounters Plus und der Zusammenlegung mit dem eigenen Billigableger Netto agiert. Der Name Plus wurde zugunsten von Netto gestrichen.

Die Produkte

Kunden von Kaiser's Tengelmann werden sich aber nicht nur an einen neuen Supermarktnamen gewöhnen müssen, auch die Eigenmarken dürfte sich über kurz oder lang den Edeka-Standards angleichen. Wieder gilt der Plus-Deal als Prototyp: Das Gros der Plus-Eigenmarken verschwand aus den Regalen zugunsten der Netto-Varianten.

Im Fall von Kaiser's Tengelmann bedeutet das, dass Edeka-Labels wie "Gut & Günstig", "EDEKA" oder "Elkos" bald in den Regalen auftauchen werden.

Die Warenbeschaffung

Bei den Markenprodukten zeichnen sich auf Dauer Verschiebungen ab. Eines der Hauptprobleme von Kaiser's Tengelmann war bisher der Einkauf. Nach Angaben von Tengelmann-Chef Haub litt die Handelskette gegenüber Branchengrößen wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka unter gravierenden Kostennachteilen bei der Beschaffung von Ware. Durch den Zusammenschluss mit Edeka ändert sich das nun. Das bedeutet allerdings auch, dass die bisherigen Lieferbeziehungen nicht unbedingt fortgesetzt werden. Wie groß die Überschneidungen sind, welche Produkte ausgetauscht werden und welche Lieferanten dafür neu zum Zuge kommen, ist bisher allerdings unklar.

Modernere Filialen

Das Filialnetz von Kaiser's Tengelmann ist bunt gemixt. Verwinkelte Einkaufsbunker mit kleiner Fläche gehören ebenso zum Standortnetz wie moderne Filialen, die den Begriff "Supermarkt" durchaus verdienen.

Klar ist aber auch, dass sich in den vergangen Jahren ein erheblicher Modernisierungsbedarf angestaut hat. Die ungewisse Zukunft der Kette hat die Eigentümerfamilie Haub kaum dazu bewogen, weiter Geld zu investieren, um die Läden auf Vordermann zu bringen. Vor allem viele der Märkte in Nordrhein-Westfalen gelten in der Branche als veraltet.

Weil die zentrale Klausel der Ministererlaubnis besagt, dass Edeka in den nächsten Jahren keine Kaiser's-Tengelmann-Filialen schließen darf, kommt der Hamburger Handelskonzern an Investitionen nicht vorbei. Zwar ist kaum zu erwarten, dass Tengelmanns Einkaufsbrachen nun sofort in neuem Glanz erstrahlen. Aber auf Dauer dürften sich die Läden wandeln.

Zukunft von Edeka und Tengelmann

Trotz der Auflagen und der zu erwartenden Investitionen, kann Edeka-Boss Mosa mit dem Deal zufrieden sein. Edeka erfährt durch die Fusion einen ordentlichen Wachstumsschub. Anders wäre das im gesättigten deutschen Markt kaum möglich. Immerhin kommt Edeka mit dem konzerneigenen Billigheimer Netto Markendiscount schon auf knapp 12.000 Märkte in Deutschland.

Tengelmann-Patron Haub wird ohnehin glücklich sein, einen Mühlstein los zu werden, der seine Gruppe seit Jahren nach unten zog. Die Tengelmann-Gruppe macht mit der Supermarktkette nach eigenen Angaben seit 15 Jahren Verluste. Mehr als 500 Millionen Euro Miese haben sich seitdem angehäuft.

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