Edeka, Rewe, Aldi Milliarden für neue Hightech-Supermärkte

Mehr Frische, mehr Licht, bessere Verknüpfung mit Online: Deutsche Handelsunternehmen investieren Milliardensummen in ihre Läden. Edeka, Rewe, Aldi – in welche Innovationen das meiste Geld der Supermärkte fließt.

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Eine Kassiererin im Aldi Süd Quelle: obs

Der deutsche Handel investiert Milliardensummen in die bessere Ausstattung und Einrichtung der Läden. Das zeigt die Studie „Ladenmonitor 2017“ des EHI Research Institute aus Köln. Danach werden die Handelsunternehmen in Deutschland für die Einrichtung ihrer neuen Läden in diesem Jahr rund 1,37 Milliarden Euro ausgeben.

Wie Aldi groß wurde

Besonders auffällig ist das in der größten Branche, dem Lebensmitteleinzelhandel. Hier sind die Einrichtungskosten für einen neuen Markt im Vergleich zu 2013 zwischen 5 und 6,3 Prozent gestiegen. Im Durchschnitt betragen sie jetzt bei Supermärkten 622 Euro für einen Quadratmeter Verkaufsfläche. Damit fallen beispielsweise bei einem Markt mit einer Fläche von 2000 Quadratmetern allein für die Inneneinrichtung mit Regalen, Beleuchtung, Kühltechnik und Kassen im Schnitt Kosten von mehr als 1,24 Millionen Euro an.

Kostentreiber sind neben dem Wunsch nach einer hochwertigen Optik hohe Investitionen in moderne Kältetechnik. Die großen Supermarktketten wie Edeka und Rewe haben hier mit ihren Frischetheken neue Standards gesetzt, die die Konkurrenz unter Druck setzen. Aber auch die Ausweitung des Angebots an Convenience-Produkten, also beispielsweise belegten Sandwiches oder fertig gemischten Salaten, haben den Bedarf an Kühltheken gesteigert.

Das gilt auch für die Discounter, die ohnehin bei der Inneneinrichtung und dem Angebot den Supermärkten immer ähnlicher werden. Nach Lidl und Aldi Süd investiert nun auch Aldi Nord erneut einen hohen Millionenbetrag in die Bereiche Obst und Gemüse und Backwaren. Nach Informationen der „Lebensmittelzeitung“ sollen in diesem Jahr noch 90 Märkte nach einem Frische-Konzept modernisiert werden, das am Standort Gladbeck getestet wurde.

Wie die neuen Lidl-Filialen aussehen
Auch Lidl wird edel: Glasfronten, Aluminiumverblendungen und einem kombinierter Ein- und Ausgangsbereich sollen „ein Einkaufserlebnis“ für die Kunden zu schaffen. Quelle: Presse
Im Inneren dominiert die Farbe Grau und hat das zuvor bekannte Lidl-Blau abgelöst. Das deutet sich schon im Eingangsbereich an. Quelle: Presse
Lidl Quelle: Presse
Lidl

Massiv investiert auch Aldi Süd in den Ladenbau. Bis 2019 rüstet der Discounter alle rund 1860 Filialen in Süd- und Westdeutschland im neuen Design um. Es geht um weit mehr als um Regale statt Paletten: So wird es künftig sogenannte Cool-Boxen mit gekühlten Snacks und Getränken geben, digitale Bildschirme oder auch Kundentoiletten. Für das neue Filialkonzept hat das Unternehmen sogar den diesjährigen German Brand Award gewonnen.

Die Umbauten zahlen sich aus


Selbst der kleinste Discounter in Deutschland will da nicht zurückstehen. Der norddeutsche Regionalanbieter Netto ApS, eine Tochter des dänischen Handelskonzerns Dansk Supermarked, will bis 2018 rund 45 Millionen Euro in seine 349 Märkte investieren. Auch bei Netto ist der Ausbau des Frische-Sortiments einer der Schwerpunkte.

Wie Aldi mit neuem Filial-Design den Umsatz steigern will
Die Vorführ-Filiale bietet viel Tageslicht, breitere Gänge, viel Holz. Obst und Gemüse werden präsentiert wie an einem Marktstand. Quelle: obs
Lars Linscheid, Geschäftsführer der ALDI SÜD Regionalgesellschaft Ebersberg und Jeannette Thull, Geschäftsführerin Zentraleinkauf, bei der Vorstellung der Filiale der Zukunft in München-Unterhaching. Quelle: obs
Journalisten filmen am 11.05.2016 in Unterhaching (Bayern) die neu gestaltete Aldi-Filiale. Vor allem die Präsentation von Obst und Gemüse soll ansprechender werden. Quelle: dpa
Doch die Pappfigur von "Frau Weber", die um Aldi-Nachwuchs wirbt, gehört weiter zum Inventar des Discounters. Quelle: dpa
Wenn nicht Aldi drauf stünde, könnte man fast glauben, in einem Supermarkt von Rewe oder Edeka zu sein. Quelle: dpa
Das Sortiment, hier die Wurst- und Fleischwaren, bleibt im Wesentlichen das selbe. Quelle: dpa
Die größte Veränderung betrifft die Präsentation des Obstes und Gemüses, die an einen Wochenmarkt-Stand erinnern soll. Quelle: dpa

Wichtig ist Geschäftsführer Paul Berg auch die Ausstattung der Märkte mit moderner LED-Beleuchtung, was einen großen Teil der Investitionssumme verschlingt. Damit liegt er im Trend. Nach der EHI-Studie ist die LED-Lichttechnik bei den Händlern der Investitionsschwerpunkt Nummer eins. Derzeit liegt der branchenweite Umrüstungsstand jetzt bei 24 Prozent im Food- und bei rund 16 Prozent im Nonfood-Handel – Tendenz stark steigend.

Die hohen Investitionen in moderne Märkte zahlen sich offenbar aus. Seit Beginn des Umbaus der Märkte im Jahr 2012 sei „der Umsatz pro Markt im Schnitt um 19 Prozent gestiegen“, sagte Aldi-Nord-Geschäftsführer Kay Rüschoff dem Handelsblatt. Und auch Netto-Geschäftsführer Berg setzt große Hoffnungen in die Modernisierung der Läden: „Im Rahmen der Investition versprechen wir uns langfristig bis zu 30 Prozent mehr Umsatz in einzelnen Märkten.“

Bereits vor drei Jahren hatte das EHI Rekordinvestitionen im Bereich der Ladeneinrichtung festgestellt. Damals ging es dem Handel jedoch vor allem darum, mit schönen Geschäften die Position im Wettbewerb gegen den Online-Handel zu verbessern. Heute sind die Investitionen in die Läden nicht gegen das Internet gerichtet, sie zielen neben technologischen Verbesserungen vielmehr auf eine möglichst gute Integration des Online-Handels in den Laden vor Ort ab.

Welche Familien in Deutschland die Macht haben
Rang 20: Liebherr InternationalBranche: NutzfahrzeugeUmsatz 2015: 9,2 Milliarden EuroBeschäftigte 2015: 41.500 Über die Dachgesellschaft kontrolliert die Familie Liebherr das Firmenimperium, das unter anderem Baufahrzeuge, Kräne, Verkehrstechnik, Hausgeräte und Hotels umfasst.Quelle: FAZ, Unternehmen Quelle: dpa
Rang 19: MaxingvestBranche: Nahrung und GenussUmsatz 2015: 10,1 Milliarden EuroBeschäftigte 2015: 30.000 Unter dem Dach der Maxingvest sind der Kaffeehändler Tchibo und der Nivea-Hersteller Beiersdorf vereint. Kontrolliert wird die Holding von der Hamburger Unternehmerfamilie Herz. Quelle: AP
Rang 18: WürthBranche: BefestigungstechnikUmsatz 2015: 11,0 Milliarden EuroBeschäftigte 2015: 69.000 Als Schraubenkonzern ist Würth vielen bekannt. Dabei hat sich der Konzern unter Reinhold Würth, Sohn des Firmengründers Adolf Würth, zu einem weltweiten Großhandel mit Befestigungs- und Montagetechnik entwickelt. Sitz des Unternehmens ist Künzelsau bei Stuttgart. Quelle: dapd
Rang 17: Marquard & BahlsBranche: MineralölhandelUmsatz 2015: 11,1 Milliarden EuroBeschäftigte 2015: 8.700 Zu den Geschäftsbereichen des Konzerns gehören der Mineralölhandel, die Flugzeugbetankung – aber auch die erneuerbaren Energien. Sitz des Familienunternehmens ist in Hamburg. Quelle: dpa/dpaweb
Rang 16: MahleBranche: AutozuliefererUmsatz: 11,5 Milliarden EuroBeschäftigte: 75.600 Der Autozulieferer aus Stuttgart blickt auf eine fast 100-jährige Unternehmensgeschichte zurück und zählt heute zu den größten Firmen der Branche. Der Konzern ist zu 99,9 Prozent im Besitz der Mahle-Familienstiftung. Quelle: dpa
Rang 15: OttoBranche: HandelUmsatz 2015: 12,1 Milliarden EuroBeschäftigte 2015: 49.600 Hinter Amazon ist Otto einer der größten Onlinehändler weltweit. Vom Internetverkauf profitiert der traditionelle Versandhändler so stark, dass die diversen Web-Shops in den vergangenen Jahr stark gewachsen sind. Quelle: dpa
Rang 14: Oetker-GruppeBranche: MischkonzernUmsatz 2015: 12,2 Milliarden EuroBeschäftigte 2015: 30.800 Zur Oetker-Gruppe mit Firmensitz in Bielefeld gehören rund 400 Unternehmen. Oetker ist unter anderem in den Bereichen Lebensmittel (Dr. Oetker GmbH), Bier (Radeberger), Sekt und Wein (Henkell), Schifffahrt (Hamburg Süd) und dem Bankwesen (Bankhaus Lampe) tätig. Quelle: dpa

Online bestellen, im Geschäft abholen oder nach Hause gelieferte Ware im Geschäft zurückgeben – diese und ähnliche Services sind auch im deutschen Handel inzwischen weitgehend etabliert. Auch digitale Komponenten fassen in den Läden immer mehr Fuß. Verkaufsmitarbeiter mit Tablets, Monitore in der Umkleidekabine oder auch virtuelle Realität zur Kundeninformation gehören immer mehr zum Standard in den Geschäften.

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