Auch ein weiterer Aspekt des Deal ist bemerkenswert. Nicht nur die Filialen den Besitzer. Zum Gesamtpaket, das Edeka übernimmt, gehört auch der Lebensmittel-Lieferdienst Bringmeister. Noch während das Gezerre um die Übernahme lief, legte die Bringmeister-Logistik einen reibungslosen Umzug vor die Tore Berlins nach Schönefeld hin.
Das Ziel: Platz für den nächsten Wachstumsschub schaffen. Denn tatsächlich zählt das Liefergeschäft zu den wenigen Perlen im Kaiser’s-Tengelmann-Portfolio und konnte trotz des Übernahmehickhacks und aller Personalabgänge kräftig wachsen. In Zukunft könnte Bringmeister sogar zu einem zentralen Pfeiler in Edekas Digitalsstrategie werden, heißt es in der Branche. Denn anders als die Wettbewerber Rewe, Kaufland und Lidl verfügt der Marktführer bislang über keinen Onlineshop für Lebensmittel.
Das ist Kaiser's Tengelmann
Verglichen mit Edeka oder Rewe ist die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann ein Zwerg. Sie betrieb Ende 2015 noch 446 Filialen in Deutschland und erwirtschaftete mit knapp 15 300 Mitarbeitern einen Nettoumsatz von 1,78 Milliarden Euro.
Quelle:dpa
Einst bundesweit vertreten, finden sich die Filialen heute nur noch im Großraum Berlin, in München und Oberbayern sowie in Teilen Nordrhein-Westfalens. Die meisten Geschäfte - insgesamt 188 - gab es zum Jahresanfang noch in München und Oberbayern. Im Großraum Berlin betrieb die Kette weitere 133 Supermärkte, 125 Filialen lagen im Rheinland. Aktuell dürften es allerdings schon wieder einige weniger sein. Denn die Geschäftsführung geht davon aus, dass zum Ende des Jahres nur noch 405 Filialen vorhanden sein werden.
Das Familienunternehmen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1876 zurückreicht. Damit ist Kaiser's Tengelmann nach eigenen Angaben das älteste Lebensmittel-Handelsunternehmen Deutschlands. Doch summierten sich die Verluste seit der Jahrtausendwende auf mehr als 500 Millionen Euro.
Das Problem: Das Unternehmen mit 48,4 Milliarden Euro Umsatz ist in sieben Regionalgesellschaften aufgeteilt, in denen rund 4000 selbstständige Kaufleute das Sagen haben. Eine einheitliche Lieferstruktur fehlt. Das machte den Aufbau eines zentralen Onlineshops zum Geduldsspiel. Gleichzeitig stiegen für Edeka Monat für Monat jedoch die Risiken, einen zentralen Trend zu verpassen. Schließlich schickt sich der Internetgigant Amazon an, mit seinem Lieferdienst Amazon Fresh den deutschen Lebensmittelmarkt zu entern.
„Wenn Amazon einsteigt, müssen wir reagieren", sagte Edeka-Chef Mosa bereits im Frühjahr. Mit Bringmeister hat er nun auch die Möglichkeit dazu. Die Plattform könnte nun sukzessive in all deutschen Großstädten etabliert werden, erwarten Beteiligte.