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Edekas Kampf um den Supermarkt So steht es um die Zukunft von Tengelmann

Bewegung im Fall Tengelmann: Offenbar geht Edeka im Streit um die Übernahme der Supermarkt-Filialen auf das Kartellamt zu. Der Stand der Verhandlungen – und welche entscheidenden Fragen noch immer ungeklärt sind.

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Diese Händler dominieren den Lebensmittelhandel
Platz 5: MetroMit weitem Abstand auf die vier Großen folgt die Metro-Gruppe, zu der die Real-Märkte gehören. Auch wenn die Gruppe laut Kartellamt den Anschluss an die Spitzengruppe verliert, liegt sie in ihrer Bedeutung weit vor den regionale Ketten wie Kaisers Tengelmann oder Tegut, Coop oder Globus, die jeweils weniger als drei Prozent Anteil am Markt haben. Umsatz: unter 10 Milliarden Euro Umsatzanteil am Gesamtmarkt: 5-10 Prozent Verkaufsfläche: 2-3 Millionen Quadratmeter Standorte: 300-400 Quelle: dpa
Platz 4: AldiDie Aldi Gruppe ist mit mehr als 4.000 betriebenen Standorten die führende Discounter-Größe in Deutschland. Bei Handelsmarken nimmt das Unternehmen eine herausragende Stellung ein. Hersteller dieser Produkte sind auf das Unternehmen angewiesen. Umsatz: 15-20 Milliarden Euro Umsatzanteil am Gesamtmarkt: 15-20 Prozent Verkaufsfläche: 3-4 Millionen Quadratmeter Standorte: 4.000-5.000 Quelle: dpa
Platz 3: Rewe/Rewe DortmundZur Gruppe gehört neben den Rewe-Märkten auch der Discounter Penny. Insbesondere bei den Herstellermarken hat Rewe eine starke Position inne. Umsatz: 20-25 Milliarden Euro Umsatzanteil am Gesamtmarkt: 15-20 Prozent Verkaufsfläche: 4-5 Millionen Quadratmeter Standorte: 6.000-7.000 Quelle: dpa
Platz 2: Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland)Die Schwarz Gruppe besteht aus den beiden Stiftungen Kaufland und Lidl, deren Kapital bei der Dachgesellschaft Schwarz Beteiligung GmbH liegt. Zusammen kommen die beiden Ketten auf ganz erhebliche Marktanteile. Umsatz: 25-30 Milliarden Euro Umsatzanteil am Gesamtmarkt: 20-25 Prozent Verkaufsfläche: 5-6 Millionen Quadratmeter Standorte: 3.500-4.650 Quelle: dpa
Platz 1: Edeka GruppeObwohl die Umsätze von Edeka vorwiegend von den selbständigen Einzelhändlern erzielt werden und zur Gruppe auch der Filialist Netto Marken-Discount gehört, betrachtet das Kartellamt die Gruppe als Ganzes. Besonders Markenhersteller sind auf Edeka aber auch Rewe und die Schwarz-Gruppe angewiesen. Diese Drei werden vom Kartellamt als „Nadelöhr für die deutschlandweite Verbreitung“ von Marken-Produkten bezeichnet und haben besonders viel Macht. Umsatz: Edeka 30-35 Milliarden Euro Umsatzanteil am Gesamtmarkt: 25-30 Prozent Verkaufsfläche: 9-10 Millionen Quadratmeter Standorte: 11.000–12.000 Quelle: Bundeskartellamt // Bezugsjahr: 2010 Quelle: dpa

Es geht um 451 Filialen, 16.000 Mitarbeiter, einen Lebensmittelhändler mit 0,6 Prozent Marktanteil und in den Augen mancher um die Zukunft der deutschen Supermarktlandschaft. Seit Wochen liefert sich Edeka ein zähes Ringen mit dem Kartellamt um die geplante Übernahme der Ladengeschäfte von Kaiser's Tengelmann.

Das Problem: Edeka ist mit 27 Prozent Marktanteil schon jetzt die Nummer 1 im deutschen Lebensmitteleinzelhandel und würde durch den Zukauf nochmal ein Stück mächtiger werden. Das Kartellamt stellte bereits klar, das so nicht mitmachen zu wollen. Edeka hat sich deshalb offenbar zu weiteren Zugeständnissen durchgerungen.

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Nach Informationen des Handelsblatts soll es das Angebot an die Wettbewerbshüter geben, fast ein Viertel der 451 Supermärkte nicht an Edeka, sondern an andere Unternehmen zu verkaufen.

„Gemeinsam mit unserem Vertragspartner Edeka haben wir uns entschlossen, der Behörde im Laufe des heutigen Tages ein deutlich erweitertes Zusagen-Angebot (...) zu machen“, zitierte die Zeitung aus einem ihr vorliegenden Mitarbeiterschreiben von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub. „Darin bieten wir dem Amt nahezu ein Viertel des heute bestehenden Filialnetzes zur Abgabe an Dritte an.“ Man habe damit die Zahl der Filialen mehr als verdoppelt und sei überzeugt, den wettbewerblichen Bedenken in München/Oberbayern sowie in der Stadt Berlin „mehr als genügend Rechnung zu tragen.“

Zustimmung des Kartellamts weiter fraglich

Ob diese Zugeständnisse dem Kartellamt wirklich genügen, ist freilich alles andere als sicher. Denn die Wettbewerbshüter befürchten, dass es durch den Wegfall von Tengelmann auch in anderen Städten wie Bonn und Essen zu einer Marktdominanz von Edeka und Rewe kommen wird.

Auch an wen die Filialen anderweitig fallen könnten, ist bislang unklar. Rewe-Chef Alain Caparros hatte bereits seine eigene Supermarktkette ins Spiel gebracht. Nach der bisherigen Argumentation des Kartellamts ist aber auch das keine Option.

Denn Rewe zählt neben Edeka zu den dominierenden Kräften im Lebensmittelbereich – insbesondere in den strittigen Landstrichen. Stattdessen müssten kleinere, lokale Händler in die Bresche springen. Das könnte zum Beispiel die Migros-Gruppe sein. Für die Schweizer wäre der Einstieg in den deutschen Markt kein Novum. Vor zwei Jahren kauften sie bereits die Handelskette Tegut.

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Ein Sprecher des Bundeskartellamts wollte sich nach Eingang eines Schreibens nicht äußern. Der Handelskonzern Tengelmann war am Mittwochabend nicht für eine Stellungnahme zu dem Medienbericht zu erreichen. Fest steht nur: Die Familie Haub, die Eigentümer von Tengelmann, wollen sicher aus dem Lebensmittelhandel aussteigen.

Wie es um die Mitarbeiter steht

Die Unsicherheit und das lange Warten auf eine Entscheidung zerrt auch an den Nerven der Mitarbeiter. Manche befürchten, dass es nach der Übernahme zu einem Stellenabbau kommen wird. Zudem ist Tengelmann derzeit ein tarifgebundenes Unternehmen. Edeka-Filialen hingegen werden in Eigenregie durch selbstständige Kaufleute betrieben. Die Tengelmann-Mitarbeiter könnten bei einer Übernahme also die Tarifbedingungen verlieren.

Andererseits birgt auch der Status Quo Risiken. So drohe nach Aussage der Übernahmepartner die Schließung defizitärer Tengelmann-Fillialen, wenn das Kartellamt die Übernahme verhindert. Und damit der sichere Verlust vieler Arbeitsplätze.

Die Frist zu einer Entscheidung des Kartellamts zur Übernahme der Tengelmann-Filialen durch Edeka läuft weiterhin bis zum 7. April. Kommt es zu keiner Einigung, könnte der Streit vor das Oberlandesgericht Düsseldorf gehen. Das Anfechten einer Kartellamtsentscheidung würde jedoch aller Voraussicht nach Monate, wenn nicht Jahre dauern.

Mit Material von dpa

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