Einkauf der Zukunft Das Ende der Alles-Verkäufer

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Die Problem der Verbrauchermärkte


Am Einkaufserlebnis und dem Service-Angebot scheitert wohl auch ein anderes Handelskonzept. Viele SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte leiden unter einem anhaltenden Rückgang an Kunden und Umsatz. Branchengröße Real reagierte darauf zuletzt mit der Ankündigung bis September 2015 acht seiner 310 Filialen schließen zu wollen. Die übrigen sollen modernisiert und umstrukturiert, Arbeitsplätze abgebaut werden.
„Die Form der SB-Warenhäuser ist in Deutschland fehl am Platz“, glaubt Jakob Ruprecht. „Bei Real ist zum Beispiel nicht klar wofür der Laden steht – außer für viel Ware.“ In den vergangenen Jahren haben die SB-Warenhäuser vor allem im Non-Food-Bereich stark verloren. Für einen Fernseher oder eine Sommerjacke fährt kaum jemand zu Real - die gibt es auch anderswo. Aber auch bei den Lebensmitteln nehmen andere den SB-Warenhäusern die Kunden weg.


Abgesehen von der Beliebigkeit des Angebots ist auch ein gravierender Standort-Nachteil Schuld. SB-Warenhäuser stehen zumeist auf der grünen Wiese, nicht direkt im Wohngebiet. Kunden scheuen die lange Anfahrt für einen einfachen Einkauf. Statt des eines einzigen Großeinkaufs zu machen, gehen sie lieber häufiger in den nahegelegenen Laden. Davon profitieren andere.

Weniger Gewinner
“Neben Drogeriemärkten wie DM und Rossmann gibt es im stationären Handel zwei Gewinnerformate”, sagt Mirko Warschun. “Kleine bis mittelgroße Supermärkte und die Discounter.“ Dass ausgerechnet diese beiden Formate Erfolg haben, obwohl die Händler schon lange über einen anhaltenden Preiskampf klagen, hat zwei wesentliche Gründe.
Zum einen spielen Online-Angreifer im Lebensmittelhandel bislang keine Rolle. Gerade mal 0,5 Prozent vom gesamten Nahrungsmittelmarkt macht das Internetgeschäft derzeit aus. Und auch in Zukunft werden die skeptischen Deutschen ihre Lebensmittel wohl weiter im Laden kaufen. Bis 2020 könnte der Online-Anteil am Umsatz des Lebensmittelhandels auf 2,5 Prozent steigen, sagen Branchenkenner – noch immer ein Klacks.

Chancen des Online-Lebensmittelhandels


Trotzdem kündigte der Rewe-Chef Alain Caparros schon zu Jahresbeginn an, sich gegen eine mögliche Bedrohung aus dem Internet rüsten zu wollen – unter anderem mit eigenem Online-Auftritt und Lieferdiensten, die die Rewe-Waren zum Kunden bringen.
Das offenbart eine zweite Stärke: Supermärkte und Discounter entwickeln ihr Format stetig weiter.

So heben Edeka und Rewe immer häufiger Handelsmarken unter eigenem Namen ins Sortiment. Die sind nicht nur preiswerter, sondern schaffen auch gleich ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz. Weil sie mit Eigenmarken zudem höhere Margen erzielen, steigt der Gewinn der Supermärkte. Im Gegenzug sind die Discounter längst nicht mehr die Billigheimer von einst. Mit höherpreisigen Premium-Produkten haben sie ihr Angebot auf breitere Basis gestellt und decken damit alle Kundenbedürfnisse ab.

Mittelfristig führen diese Strategien zum Problem. "Nähern sich Supermärkte und Discounter zu sehr an, besteht die Gefahr, dass insbesondere erstere Kunden verlieren", sagt Mirko Warschun. Noch sind aber beide Ladenkonzepte höchst erfolgreich. Ein rasches Ende des Erfolgs ist nicht in Sicht.

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