Aber nicht nur Supermärkte und Discounter werden in Zukunft noch im stationären Handel funktionieren. Allein mit dem Netz ist der Konsumhunger der Deutschen nicht zu stillen. Während die großflächigen Ladenkonzepte schwächeln, schlägt jetzt die Stunde der Händler mit klarem Fokus, glaubt Ruprecht: „In Zukunft werden wir vor allem bei Experten einkaufen, die sich auf einen Bereich besonders spezialisiert habe. Diese Händler werden sich auch erfolgreich in den Innenstädten und den Einkaufsstraßen niederlassen.“
Austauschbar heißt angreifbar
Im Vorteil sind dabei Ladenkonzepte, die zugleich Händler und Hersteller sind und die Ware in den Verkaufsregalen selbst produzieren. Diese Vertikalisierung bietet Vorteile, weil das Unternehmen Kontrolle über Produktionsschritte hat. Das spart Kosten und ermöglicht es, schnell auf Trends zu reagieren. Zudem gibt es die selbstproduzierten Stücke eben nur im eigenen Laden zu kaufen – nicht bei Amazon.
Beispiel Modebranche: Mittelständische Boutiquen und Modehäuser verloren 2013 besonders stark an Umsatz, büßten laut Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels durchschnittlich zwei bis drei Prozent ein. H&M und Zara, Ketten die vertikal aufgestellt sind und ihre Marken in eigenen Läden verkaufen, eröffneten sogar neue Filialen und beim Umsatz leicht zu.
Erfolgsfaktoren für Web-Shops
Sie müssen nahtlos miteinander integriert sein. Das heißt, wenn der Besucher im Shop eine Bestellung auslöst, muss dieser Prozess in den nachgelagerten Warenwirtschafts-, Kundenwirtschafts- und Produktmanagementsystemen sauber abgebildet werden.
"In Zukunft wird es immer wichtiger sein, mehrere Kanäle gleichzeitig zu bedienen und diese gut miteinander zu vernetzen", so Reupert. Beispielsweise können integrierte Prozesse in den Webshops von Einzelhändlern eine Funktion bieten, über die der Besucher herausfindet, ob ein Artikel in einer bestimmten Filiale vorrätig ist. "Denn nach wie vor informieren sich viele Kunden im Internet und kaufen dann doch im stationären Handel."
Der Trend zum Smartphone hält an und darum ist es für Shop-Betreiber elementar, den Shop-Content auch mobil zur Verfügung zu stellen, um Kunden nicht an technisch fortschrittlichere Konkurrenten zu verlieren.
Studien haben gezeigt, dass rund ein Drittel der Kaufabbrüche in einem Web-Shop auf der Produktdetailseite erfolgen. Daher ist die Qualität von Produktbeschreibungen und Produktbildern elementar wichtig. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, rät Reupert: Besser als die Mitbewerber über Produkte informieren, bessere Usability und effektive Suchmaschinenoptimierung.
Quelle: Achim Reupert, Experte des Dienstleisters Nionex, auf Mittelstandsmanager.de
Emotionen und Internet
Aber auch normale Händler, spezialisiert auf ein Fachgebiet, sollen Online-Giganten wie Amazon die Grenzen aufzeigen können. „Die Kernfrage lautet: Wie komme ich aus der Vergleichbarkeit raus“, erklärt Marketing-Mann Ruprecht.
Leicht wird das nicht. Wirtschaftsexperten und Marktforscher haben für die WirtschaftsWoche analysiert, welche Händler besonders unter Druck stehen. Auf der langen Liste der gefährdetsten Unternehmen befinden sich Mode- und Sporthändler genauso wie Buchhändler, Spielwarengeschäfte und Elektronikketten. Litten zunächst die kleinen, inhabergeführten Läden, sind längst auch Branchengrößen in Gefahr.
Die Einzelhändler machen die gleichen Fehler wie die Warenhäuser und haben zu lange nicht auf die veränderten Kundenbedürfnisse der Kunden reagiert. Dabei herrscht über die Chancen, mit denen Kunden zusätzlich zu einem besonderen Sortiment für den Gang ins Geschäft begeistert werden können, eigentlich Einigkeit: Bessere Beratung, mehr Service, die Inszenierung des Einkaufens zum Erlebnis.
Das haben vor allem die erfolgreicheren Einkaufszentren verstanden. Bei ihnen geht die Entwicklung weg vom reinen Verkaufsort. Statt Laden an Laden zu reihen, beinhalten moderne Shopping-Center Cafés, Kinos und Wohlfühl-Angebote. Der Kunde kommt, um Spaß zu haben und bringt den Händlern ganz nebenbei Geld.
Ebenso zukunftsweisend wird vor allem eine intelligente Verbindung vom Angebot im Ladenlokal und dem eigenen Online-Shop sein. Dort sieht Jakob Ruprecht einen wichtigen Baustein für Ladenkonzepte mit Zukunft: „Als erstes muss der stationäre Handel das Schubladendenken aufgeben. Da die Filiale und hier das Onlinegeschäft. Das muss alles eins sein.“
Es sind scheinbar einfache Ideen, die die Ladenkonzepte und unseren Einkauf in Zukunft mehr oder weniger grundlegend verändern werden. An der Umsetzung hapert es jedoch mancherorts gewaltig, wie die Liste der bedrohten Unternehmen zeigt.