Einstieg in den E-Food-Markt Aldi wagt sich an den Handel mit Lebensmitteln im Internet

Ein Deliveroo-Fahrer steht vor einer Aldi-Filiale in London. Quelle: REUTERS

Der Discounter stellt seinen Webshop „Aldi liefert“ neu auf und bereitet in Deutschland den Einstieg in den Onlineverkauf von Lebensmitteln vor. In den USA und England ist Aldi schon weiter.

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„Lasse deine Pflanzen in deinem robusten Gewächshaus sprießen!“, bewirbt Aldi Nord im Onlineshop das „Gewächshaus Royal“ für 1849 Euro. Beim Schwesterunternehmen Aldi Süd werden online derweil „smarte Luftreiniger“ für 229 Euro und Multimedia-Highlights feilgeboten. Und demnächst:  Die „Outdoor-Fasssauna Lahti“ aus finnischem Fichtenholz für 1999 Euro. 

Saunen und Gewächshäuser statt Milch und Butter? Bislang verkaufen die beiden Discountschwergewichte Aldi Nord und Süd nur Technik-, Wohn-, Haushalts- und Sportprodukte, garniert mit allerlei Aktionsartikeln, für die in den Läden schlicht kein Platz ist. Doch das könnte sich bald ändern. Nach Informationen der „Lebensmittelzeitung“ stellen Aldi Süd und Aldi Nord ihre Online-Aktivitäten neu auf. Erstmals haben die Discounter eine gemeinsame operative Gesellschaft gegründet, die das Nonfood-Angebot im Netz schlagkräftiger machen – und den Einstieg in den Lebensmittelonlinehandel vorbereiten soll, heißt es in dem Bericht.

Dafür bündelt der Händler sein bislang in Nord und Süd getrenntes Online-Angebot „Aldi liefert“ unter dem Dach der neu gegründeten Aldi E-Commerce Verwaltungs GmbH.  Sitz ist Düsseldorf und Geschäftszweck der Online-Handel – „insbesondere mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs“. Für Aldi Nord zieht Moritz Scheffler, der zuvor Manager bei Henkel war, in die Geschäftsführung ein. Aldi Süd entsendet Kai Schmidhuber, der für die Digitalisierung bei L’Oréal zuständig war, bevor er im Juni 2020 zu dem Discounter wechselte. 

Bis Aldi tatsächlich frische Produkte liefert dürfte es allerdings noch dauern. So sind viele Lebensmittel samt Preis und Produktangaben zwar bereits abrufbar und die beiden Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihr Sortiment vereinheitlicht. Doch der Onlinelebensmittelhandel birgt vor allem hohe logistische Herausforderungen, zumal bei einem Bestellvolumen, wie es Aldi bewältigen müsste. In jedem Fall kämen auf den auf Effizienz und Sparsamkeit getrimmten Discountriesen erhebliche Kosten zu. 

Click-and-Collect in England

Selbst Amazon und Rewe, die seit Jahren in den E-Food-Bereich investieren, arbeiten in dem Segment bislang nicht profitabel. Gleichzeitig haben neue Player wie der tschechische Lebensmittelhändler Rohlik oder der holländische Rivale Picnic das wachstumsstarke Online-Lebensmittelgeschäft ins Visier genommen. Die Corona-Pandemie befeuert zudem die Nachfrage. So haben die Angst vor einer Ansteckung und der Siegeszug des HomeOffice' dem Einkauf von Fleisch, Obst und Gemüse via Internet Zuwachsraten von knapp 40 Prozent beschert, sowohl im Bestellvolumen als auch beim Anteil der Konsumenten, die die Lieferdienste nutzen, heißt es in einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY-Parthenon.
Damit sei das Marktsegment „der absolute Online-Shootingstar der Krise“. Bis 2024 dürfte sich das heutige Umsatzvolumen demnach von 1,8 auf 4,3 Milliarden Euro verdoppeln, erwarten die EY-Experten. Und das allein in Deutschland.

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Im Ausland ist auch Aldi schon weiter. Vor allem die Landesgesellschaften in Großbritannien, den USA und Australien gelten als interne E-Commerce-Treiber. In Großbritannien weitete der Discounter beispielweise vor Weihnachten seinen Click-and-Collect-Einkaufsservice aus. In mehr als 200 der 900 britischen Geschäfte wird der Service inzwischen angeboten. In den USA arbeitet Aldi mit dem Online-Shopping-Dienst Instacart zusammen. Mithilfe von Instacart können Kunden über die Aldi-Webseite ihren Einkauf bestellen. Mitarbeiter des Shopping-Dienstes kaufen für sie in den Läden ein und bringen die Ware an die Haustür. 

Mehr zum Thema: Egal ob Umsatz pro Mitarbeiter, Flächenproduktivität oder Kundenzufriedenheit – in allen zentralen Kennziffern liegt Aldi Süd vor der Schwester Aldi Nord. Doch was steckt wirklich hinter dem Nord-Süd-Gefälle im Discount?

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