Einzelhandel 2017 Discounter hübschen auf

Das Einkaufen in Deutschland verändert sich. Discounter werden edler. In Supermärkten gibt es mehr zu sehen. Neue Outlet-Stores erobern die Innenstädte. Und einige bekannte Namen verschwinden aus den Einkaufsstraßen.

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Discounter wie Aldi und Lidl machen sich schön. Deren Ziel ist es, sich gegenüber den „klassischen“ Supermärkten zu behaupten. Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschlands Innenstädte sind im Umbruch. Veränderte Konsumgewohnheiten und der Druck der Online-Konkurrenz zwingen immer mehr Händler, sich neu zu erfinden. Das gilt für Discounter ebenso wie für Supermärkte, Warenhäuser oder Textilhandelsketten. Ein Überblick über die wichtigsten Trends im Einzelhandel 2017.

1. Die Städte werden leerer

Auch wenn es im Weihnachtstrubel nicht so scheint, die Städte werden leerer. In Umfragen des Handelsverbands Deutschland (HDE) berichten 60 Prozent der Händler von sinkenden Besucherzahlen in den Läden. Vor allem der Fachhandel in kleinen und mittelgroßen Städten ist von dieser Entwicklung betroffen. Verantwortlich für den Rückgang ist nach Einschätzung der Betroffenen der Online-Handel. Wer im Internet shoppt, spart sich oft den Weg in die Innenstadt.

2. Die Geschäfte werden edler

Um die Aufmerksamkeit der rarer gewordenen Kundschaft buhlen die Geschäfte mit umso größerem Aufwand. Einkaufstempel wie das KaDeWe in Berlin und das Alsterhaus in Hamburg investieren zweistellige Millionenbeträge, um attraktiver zu werden. Auch der Kaufhof ist dabei, eine ganze Reihe von Warenhäusern aufwendig umzubauen. Und das sind keine Einzelfälle. „Den Händlern ist bewusst, dass attraktive Geschäfte das beste Mittel gegen den Wettbewerb des Internets sind“, heißt es in einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung KPMG. „In vielen Branchen dürfte daher künftig der Inszenierung des Geschäfts eine immer größere Bedeutung zukommen.“

3. Auch Discounter hübschen sich auf

Aber nicht nur die Warenhäuser, auch Discounter wie Aldi und Lidl machen sich schön. Angenehmere Beleuchtung, Regale in Pinienoptik, Kaffeemaschinen und Kundentoiletten halten inzwischen Einzug in die einst spartanisch eingerichteten Billigläden. Hauptgegner ist hier nicht das Internet. Ziel der Discounter ist es, sich gegenüber den „klassischen“ Supermärkten zu behaupten. Die Zeit des „Geiz ist geil“ ist vorbei, wie eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zeigt. Die Konsumenten legen immer mehr Wert auf ein angenehmes Ambiente beim Einkauf. Die Billiganbieter verloren dadurch in den vergangenen Jahren spürbar Marktanteile. Jetzt sind Aldi und Lidl dabei, ihre Filialen mit hohem Aufwand attraktiver zu machen. Das Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“ spricht schon von einer neuen Generation von „Superdiscountern“.

4. In Supermärkten gibt es mehr zu schauen


Weil die Discounter aussehen wollen wie kleine Supermärkte, müssen natürlich Edeka, Rewe und Co. nachlegen. Eine wachsende Zahl von Supermärkten setzt inzwischen auf Erlebniseinkaufen statt auf das reine Abhaken der Einkaufsliste. Die Kunden können zusehen, wie frische Pasta gemacht wird, oder die Steaks während des Abhängens im gläsernen Reiferaum begutachten. Sie können in einer Sushi-Bar, einem französischen Bistro oder einem Café einkehren, die im Supermarkt zum Verweilen einladen.


Outlet-Stores kommen, bekannte Namen verschwinden

5. Neue Outlet-Stores kommen in die Innenstädte

Auch wenn die Deutschen beim Lebensmitteleinkauf nicht mehr so aufs Geld achten: In der Modebranche sind günstige Preise offenbar immer noch ein gutes Verkaufsargument. Das zeigt der Siegeszug von H&M, Zara, Primark und Co. Im kommenden Jahr will ein neuer Spieler von der Lust der Bundesbürger am Sparen profitieren. Der kanadische Kaufhof-Eigentümer HBC wird die ersten Filialen seines Edel-Outlets „Saks off 5th“ in Deutschland eröffnen. Aber auch andere Billiganbieter wie Primark oder TK Maxx wollen weiter expandieren, wie in der Branche zu hören ist.

6. Bekannte Namen verschwinden

Auch der Ausleseprozess im Handel geht weiter. Dabei schützen auch Tradition und ein bekannter Name nicht vor dem Niedergang. Das erlebt zurzeit die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann. Deren Firmenlogos werden voraussichtlich 2017 aus dem deutschen Straßenbild verschwinden. Und Kaiser's Tengelmann dürfte kein Einzelfall bleiben, prognostiziert die Unternehmensberatung KPMG in ihrer aktuellen Handelsstudie. „Handelsunternehmen mit einer langen Tradition, die es in den letzten Jahren versäumt haben, sich an dem veränderten Wettbewerbsumfeld auszurichten, werden vom Markt verschwinden“, warnt sie. Als besonders gefährdet gilt der Modehandel.

7. Viele Geschäfte werden kleiner

Lange galt im Einzelhandel die Devise „Big is beautiful“. Ob Buchladen, Baumarkt oder Elektrohandel - die Geschäfte konnten gar nicht groß genug sein. Doch der Siegeszug des Online-Handels hat auch hier ein Umdenken bewirkt. Zuerst im Buchhandel, aber inzwischen auch in anderen Branchen. So experimentieren inzwischen etwa die Elektronikketten Media Markt und Saturn, aber auch die Baumarktkette Hornbach mit Läden im Miniformat. Zum Teil ist es eine Antwort auf die sinkenden Flächenumsätze infolge des Online-Booms. Doch spricht aus Sicht des Handelsexperten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein noch ein weiteres Argument für die Mini-Läden: Dank des Internets sei es heute möglich, „Tablets oder Online-Terminals als Verlängerung des Ladenregals zu nutzen und damit auf auch auf kleiner Fläche eine große Produktauswahl anzubieten“.

8. Trotz des Online-Booms: Die Einkaufsstraßen haben Zukunft

Der Siegeszug des Online-Handels gilt als die größte Umwälzung im deutschen Einzelhandel seit der Einführung der Selbstbedienung vor rund 80 Jahren. Nach einer Prognose des HDE könnte der Online-Anteil am deutschen Einzelhandel sich bis 2020 noch einmal von heute etwa 10 Prozent auf bis zu 20 Prozent verdoppeln. Dennoch: Das Ende der Einkaufsstraßen und Shopping-Center ist vorläufig nicht in Sicht. Immerhin drei Viertel der Bundesbürger betonten bei einer aktuellen Umfrage, für sie sei es auch in Zukunft wichtig, persönlich im Laden einkaufen zu können. Nur etwa jeder Zwanzigste empfand die klassischen Geschäfte als überflüssig.

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