




Der Kölner Einzelhandels- und Touristikkonzern Rewe sieht sich nach einem Gewinnsprung im abgelaufenen Jahr gut gerüstet für weitere Übernahmen. "Geringe Verschuldung, Rekord-Eigenkapital und nicht ausgeschöpfte Kreditlinien eröffnen uns einen immensen Handlungsspielraum", sagte Finanzvorstand Christian Mielsch am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz. Auf Chancen sowohl am Heimatmarkt wie auch auf internationalen Märkten könne Rewe "unmittelbar reagieren".
Rewe stärkte seine Touristiksparte 2015 mit der Übernahme des europäischen Veranstaltergeschäfts des Schweizer Touristikkonzerns Kuoni mit einem Umsatz von rund zwei Milliarden Euro. Die Rewe-Reisetochter DER Touristik stärkt ihre Position damit vor allem in der Schweiz, Großbritannien und den Benelux-Ländern und will so Wettbewerbern wie TUI oder Thomas Cook mehr Konkurrenz machen.
Die gute Finanzausstattung ermögliche es Rewe daneben aber auch, gut aus eigener Kraft weiter zu wachsen, sagte Vorstandschef Alain Caparros. 2016 will der Edeka-Rivale die Investitionen in modernere Märkte, Sortimente, Eigenmarken, neue Konzepte und den Online-Handel auf mehr als 1,6 Milliarden Euro von 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2015 erhöhen.
Bei der per Ministererlaubnis genehmigten Fusion der Konkurrenten Kaiser's Tengelmann und Edeka sieht Caparros noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. "Es gibt da noch die eine oder andere Schlacht, die noch nicht endgültig entschieden ist." Der Zug sei vorerst abgefahren, nun bleibe abzuwarten, wie das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheide. "Vielleicht werden wir da Glück haben." Rewe hat Beschwerde gegen die Ministererlaubnis eingereicht. Der Konzern hatte selbst ein Angebot für die Übernahme von Kaiser's Tengelmann vorlegt, das auch Zusagen zur Sicherung aller Arbeitsplätze umfasste.
2015 sattelte Rewe trotz des harten Preiskampfes in der Branche dank seiner Supermärkte und wieder schwarzer Zahlen bei seinem Discounter Penny in Deutschland erneut drauf. "Wir haben unsere Planungen für das vergangene Geschäftsjahr deutlich übertroffen", sagte Caparros. Vor allem die starke Nachfrage am Heimatmarkt im Schlussquartal habe sich bemerkbar gemacht. Ausgezahlt hätten sich auch die Investitionen in moderne neue Läden. Auch im neuen Jahre habe sich das Wachstum in allen Geschäftsbereichen fortgesetzt.
2015 steigerte der Konzern nach vorläufigen Zahlen im fortgeführten Geschäft - ohne Penny Bulgarien und die an Carrefour verkauften rumänischen Billa-Filialen - den Umsatz um 3,6 Prozent auf 43,7 Milliarden Euro. Hierin nicht berücksichtigt sind die Erlöse der selbstständigen Einzelhändler und der nicht voll-konsolidierten Beteiligungen. Operativ legte das Ergebnis (Ebita) um zwölf Prozent auf 587 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verbesserte sich der Gewinn um 22 Prozent auf 383 Millionen Euro.