Elektromärkte Ceconomy übernimmt MediaSaturn ganz – Einigung mit Familie Kellerhals

Die Handelskette MediaSaturn gehört künftig komplett der Muttergesellschaft Ceconomy. Quelle: Bloomberg

Nach langem Streit: Im Konflikt um die Elektronikhandelskette MediaMarkt und Saturn haben die Gründerfamilie Kellerhals und der Eigentümer Ceconomy eine Lösung gefunden.

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Die Holding Ceconomy und die Investmentgesellschaft Convergenta beenden ihren jahrelangen Machtkampf um Europas größte Elektronikhandelskette MediaMarktSaturn. Dazu vereinbarten beide Seiten eine komplexe Transaktion, durch die die Düsseldorfer Holding MediaMarktSaturn vollständig übernimmt und die Familie Kellerhals künftig eine Sperrminorität an Ceconomy kontrolliert, wie Ceconomy am Montag mitteilte. Die Holding einigte sich danach mit der Media-Markt-Gründerfamilie Kellerhals auf die Übernahme der restlichen 21,6 Prozent der Anteile an MediaMarktSaturn. Im Gegenzug bekommt die Kellerhals-Familienholding Convergenta eine Beteiligung von 25,9 Prozent an Ceconomy, Wandelanleihen im Wert von 160 Millionen Euro und 130 Millionen Euron in bar. Ceconomy bezifferte den Wert der Transaktion auf Basis des aktuellen Ceconomy-Aktienkurses auf insgesamt 815 Millionen Euro. Convergenta wolle die Beteiligung bis auf 29,9 Prozent aufstocken. Von der Familienholding war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

MediaMarkt-Gründer Erich Kellerhals hatte vor 30 Jahren die Mehrheit an der Kette verkauft, sich aber umfangreiche Mitspracherechte gesichert. Das sorgte immer wieder für Streit. Dem Management der damaligen Metro waren die umfassenden Veto-Rechte der Familie Kellerhals bei Media Markt und Saturn ein Dorn im Auge. Metro hatte sich 2017 vom Elektronik-Handel verabschiedet und das Geschäft in die Ceconomy AG ausgegliedert, wenig später - im Dezember 2017 - starb Erich Kellerhals. Mit seinen Erben wurden die Gespräche wieder intensiviert. Jürgen Kellerhals hatte sich dann bei Convergenta das Sagen gesichert. Nun gelang nach langen Verhandlungen der Durchbruch.

Mit der Komplett-Übernahme von Media Markt und Saturn ließen sich steuerliche Verlustvorträge von zusammen 2,4 Milliarden Euro Körperschafts- und Gewerbesteuer nutzen, erklärte Ceconomy. Zudem verspricht sich die Holding eine vereinfachte Unternehmensstruktur durch die Transaktion, der die Hauptversammlung noch zustimmen muss. Insider hatten immer wieder von Reibungsverlusten durch die Doppelstrukturen in Düsseldorf und Ingolstadt berichtet. Interimschef von Ceconomy ist Bernhard Düttmann, an der Spitze von Media Markt und Saturn steht Ferran Reverter.

Analysten hatten in der Vergangenheit kritisiert, die Zwistigkeiten bremsten die Entwicklung des Elektronikhändlers, der im erbitterten Wettbewerb unter anderem mit Online-Riesen wie Amazon steht. Dieser Bremsklotz wird nun beseitigt.

Ceconomy verdient in der Corona-Krise operativ weniger

Mehr Beweglichkeit scheint notwendig. Dank eines Schlussspurts im vierten Quartal hat sich Ceconomy zwar gegen die Auswirkungen der Coronakrise gestemmt. Der Konzern verbuchte im Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende September) nur einen leichten Umsatzrückgang von 1,8 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro, wie Ceconomy am Dienstag mitteilte. Doch: Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) brach auf 236 (403) Millionen Euro ein. Unter dem Strich und nach Minderheiten schrieb die Holding einen Verlust von 237 Millionen Euro. Zahlreiche Filialen vom Media Markt und Saturn waren im Frühjahr von den behördlich verordneten Schließungen zur Eindämmung der Pandemie betroffen.


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In das neue Geschäftsjahr startete Ceconomy mit Zuwächsen: die Umsatzdynamik sei im Oktober und November - trotz vereinzelter Lockdown-Maßnahmen in verschiedenen Ländern - „ungebrochen gut“ gewesen und habe sich gegenüber dem vierten Quartal 2019/20 sogar beschleunigt. Für das Gesamtjahr erwartet Ceconomy nun ein bereinigtes Ebit zwischen 320 und 370 Millionen Euro, der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz soll leicht zulegen.

Interims-Chef Bernhard Düttmann und MediaMarktSaturn-Chef Ferran Reverter hatten in der Krise den Umbau der Ketten in Angriff genommen. Sie hatten Online- und Filialgeschäft besser verzahnt, die zuvor komplexe Logistik der Ketten auf neue Beine gestellt, die Organisationsstruktur vereinheitlicht und Stellen abgebaut. In der Coronakrise brummte das Online-Geschäft der Ketten, auch die Nachfrage nach Technik für das Arbeiten im heimischen Büro in der Krise half.

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