Elektronikgeräte im Test Bauen Hersteller absichtlich Schrotthandys?

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"Verbrauchern fehlen detaillierte Informationen"

Aber als Kunde habe ich ja die Auswahl. Gemessen an Ihren Kriterien schneidet etwa das Fairphone 2 gut ab, weil es einen austauschbaren Akku hat. Das kann ich doch kaufen, wenn ich mag.
Das Fairphone ist in dem Fall kein gutes Beispiel, weil der Anbieter sein Konzept auf Modularität ausgelegt hat. Außerdem schneidet es auch gut ab, weil der Anbieter transparente Angaben zum Produkt gemacht hat. Schauen Sie sich andere Firmen an. Denn selbst wenn es Anbieter gibt, die bei den von uns abgefragten Produktgruppen Alternativen mit wechselbaren Akkus bieten, dürfte klar sein: Wenn der Kunde eine Alternative nicht kennt oder sieht, kann er sie nicht nachfragen – und greift bei Neukäufen erneut zu Produkten mit fest verbauten Akkus. Der Anbieter bekommt das Signal: Die Kunden wollen das also – und baut auf diese Art weiter. Das soll Kundenwille sein? Ich bin sehr skeptisch, wer hier über die tatsächliche Marktmacht verfügt.

Aber welcher Hersteller sollte denn aus „geplanter Obsoleszenz“ ein System machen und damit Gefahr laufen, seine Marke zu beschädigen?
Ob ein System dahinter steckt, Produkte mit einer bewusst verkürzten Lebensdauer zu entwickeln, können wir nicht beurteilen. Das Argument, dass Kunden abwanderten, wenn sie von zu kurzlebigen Produkten enttäuscht seien, halten wir für vorgeschoben. Uns Verbrauchern fehlen detaillierte Informationen über die Produkte, weshalb eine Vergleichbarkeit untereinander gar nicht möglich ist. Was kostet eine Waschladung Schmutzwäsche in Maschine A im Vergleich zu Maschine B oder C? Wie teuer ist einmal durch die Wohnung saugen? Wie häufig kann ich Akku A im Vergleich zu Akku B aufladen und entladen, bis er an Originalkapazität verliert? Kunden müssten für ihre Entscheidung sämtliche Kosten pro Nutzung kennen. Das ist aber praktisch nie der Fall. Außerdem lässt sich Markentreue nicht nur am Produkt festmachen.

Was schlagen Sie vor?
Wir raten Kunden, die die Gebrauchsdauer eines Produkts nicht von der Lebenszeit eines Akkus abhängig wissen wollen, gezielt nach Alternativen zu suchen und zu fragen. Wenn Verbraucher verstärkt langlebige Produkte fordern, werden Anbieter früher oder später darauf reagieren müssen. Wir Kunden brauchen für eine fundierte Kaufentscheidung mehr Informationen, unter anderem die, die wir in unserem Ökotest abgefragt haben. Neben dem Anschaffungspreis sind das etwa Informationen zur geplanten Gebrauchsdauer bei durchschnittlicher Nutzung, die Angaben über die Akkuladezyklen bis zum Kapazitätsverlust, wie lange Ersatzteile verfügbar sind oder auch Kosten, die zum Zeitpunkt des Kaufs uns Kunden noch gar nicht bekannt sind. Hier fehlt es unserer Meinung nach an Markttransparenz, weshalb wir diese Aussagen konkret von den Anbietern eingefordert haben. Viele Anbieter wollten genau mit diesen Informationen nicht herausrücken. Daraus lässt sich eigentlich nur schließen, dass sie gar keine informierten Kunden haben wollen. Vielleicht genau deshalb, weil sie dann abwandern.

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