Elektronikhändler MediaMarkt-Saturn bekommt einen Chief Cyborg Officer

Innovation oder Provokation? Europas größter Elektronikhändler MediaMarkt-Saturn hat jetzt einen Chief Cyborg Officer. Bei einer internen Veranstaltung wurde der Manager gekürt – und die Mitarbeiter auf die digitale Zukunft eingeschworen.

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Chief Cyborg Officer Jens-Peter Labus. Quelle: Presse

Der Chief Cyborg Officer trägt ein blau-grauen Sakko mit Einstecktuch und steht freundlich lächelnd in einem unscheinbaren Zelt auf dem Gelände der MediaMarkt-Saturn-Zentrale in Ingolstadt. Um ihn herum flirrt und piept es. Schließlich hat Europas größter Elektronikhändler zum "Digital Campus" geladen. Alle zwei Jahren werden Mitarbeitern bei der internen Veranstaltung neue Technologien und Produkte präsentiert. Diesmal gehörte Chief Cyborg Officer Jens-Peter Labus wohl zu den Hauptattraktionen des Events.

Warum die Metro sich aufspaltet

Dabei lässt allenfalls ein kleiner Verband an seiner Hand erahnen, warum dem 56-jährige Manager, der eigentlich Geschäftsführer bei der IT-Tochter der Unternehmensgruppe ist, der seltsame Titel überhaupt verliehen wurde. Labus hatte sich zuvor im Rahmen einer Präsentation zum Thema Implantate auf der Bühne live ein Implantat unter die Haut setzen lassen. Der darin integrierte Chip zur Nahfeldkommunikation (RFID/NFC) soll es unter anderem ermöglichen, die Wohnungstür ohne separaten Schlüssel zu öffnen, per Berührung zu bezahlen oder Kontaktprofile an Smartphones zu übertragen. "Für MediaMarkt-Saturn liegt die Zukunft ganz klar in der Kombination aus analog und digital", sagte Unternehmenschef Pieter Haas der WirtschaftsWoche. "Jens-Peter Labus hat das sehr konsequent interpretiert – das freut uns natürlich."

"Get Your Imlant Here!", warb denn auch eigens ein Stand der Firma Digiwell im Campus-Zelt um weitere "Cyborg"-Kandidaten und hatte regen Zulauf. Neben Labus nutzten 30 Mitarbeiter des Konzerns die Gelegenheit und ließen sich vor Ort Chips implantieren. "In ein paar Jahren könnten solche Upgrades Alltag sein", ist Labus überzeugt.

Sollen Media-Markt-Kunden im Laden also künftig zum Tuning per Implantat antreten, statt Fernseher und Computer zu kaufen?

Martin Wild, der für die digitale Strategie des Konzerns verantwortlich ist, winkt ab. Beim Digital Campus gehe es vor allem darum zu zeigen, was technisch machbar ist und welche Trends künftig womöglich an Fahrt aufnehmen. Die meisten Innovationen, die an den mehr als 30 Ständen im Zelt gezeigt wurden, dürften denn auch weitaus weniger umstritten sein als Chip-Implantate.

Besonders beliebt sind derzeit wohl Roboter. Zumindest zogen vier kleinere Roboter mit ihren Tanzeinlagen reichlich Aufmerksamkeit auf sich. Auch Paul, ein Verkaufsroboter, der sonst im Ingolstädter Saturn-Markt die Kunden begrüßt und mit ihnen auf dem Weg zu den gesuchten Produkten  übers Wetter plaudert, rollte durch die Gänge. Die Maschine hat sich für den Markt in Ingolstadt bereits als Kundenmagnet erwiesen. Ähnliche Geräte sollen daher künftig auch an anderen Standorten eingesetzt werden.

Ergänzt wird Paul dabei in Zukunft wohl von Paula, einem sogenannten Augmented-Reality-System. Wer eine spezielle Brille aufsetzt, bekommt dreidimensionale Bilder und Informationen in das normale Blickfeld projiziert. So erscheint die virtuelle Figur Paula und lotst den Nutzer zum neuen Samsung Handy, um hernach das Gerät anzupreisen. Ohnehin gehören Datenbrillen zu den Hoffnungsträgern der Branche. Einzelne Virtual-Reality-Systeme bieten indes weitaus mehr als den klassischen 3-D-Effekt. Auf dem Digital Campus wurden etwa Kinosessel mit Geruchsdüsen gezeigt, die das virtuelle Erleben noch realistischer gestalten sollen. Auch Bewegungen können simuliert werden.

Nebenan hoben Drohnen ab und Amazons und Googles neue Sprachassistenten ließen sich von den Mitarbeitern des Elektronikhändlers ausfragen. Und natürlich wurden auch digitale Preisschilder gezeigt, wie sie bereits in den Märkten zu finden sind. Künftig sollen sie auch mit Apps auf den Smartphones der Kunden kommunizieren und so als Navigator durch die Regalreihen dienen. In Holland und Belgien wird die Technik bereits erprobt.

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