Energiesparen im Handel Rolltreppen aus, Ladentüren zu, Leuchtreklame abgeschaltet

Menschen spazieren in Madrid durch eine dunkle Straße. Quelle: dpa

Der Handel macht das Licht aus. Doch das ist nur der erste Schritt. Wie die Betreiber von Shoppingcentern, Bau- und Möbelmärkten den Energieverbrauch reduzieren wollen – und worauf sich Kunden einstellen müssen.

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Der Handel dimmt runter: Wo sonst bunte Werbetafeln leuchten, gehen vom 1. September viele Lichter aus. Nurmehr zwischen 16 und 22 Uhr ist Leuchtreklame erlaubt. So sieht es die Energieeinsparverordnung vor, die die Wirtschaft und öffentliche Hand zu Strom- und Wärmeeinsparungen zwingt. Nach der neuen Regelung sollen künftig auch keine Ladentüren mehr dauerhaft offenstehen, um weniger Heizenergie zu verschwenden. Die Krux dabei: Bei geschlossenen Ladentüren kämen weniger Kunden ins Geschäft und bei weniger Beleuchtung lasse der Werbeeffekt nach, heißt es vom Handelsverband Deutschland (HDE). Die Branche will mit Plakaten aufklären – nach dem Motto: „Türen zu, Geschäft offen“.

Einzelne Handelsunternehmen und Shoppingcenterbetreiber gehen bei ihren Sparversuchen noch einen Schritt weiter. Sowohl beim Elektronikhändler Saturn als auch in einzelnen Kaufhäusern von Galeria Karstadt Kaufhof werden teilweise Rolltreppen abgeschaltet. „Im Bereich Beleuchtung und Rolltreppen sparen wir bereits Strom durch Ausschalten und Stilllegung, wo es möglich ist – ohne die Kunden zu beeinträchtigen“, sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach der „Bild“-Zeitung. 

Die Saturn-Muttergesellschaft Ceconomy, zu der auch Media Markt gehört, bereitet sich zudem auf eine mögliche Gasknappheit im Winter vor. „Wir tun alles, um die Märkte auch bei Gasengpässen offen zu halten“, sagte jüngst Ceconomy-Chef Karsten Wildberger. Teams arbeiteten daran, die Wärmeversorgung gasbeheizter Filialen im Falle des Falles notfalls auch elektrisch sicherzustellen. Wo nötig, werde man dafür auch die Verkaufsflächen verkleinern. Rund ein Fünftel der Filialen könnten nach den Worten des Managers im Winter von den Notmaßnahmen betroffen sein.

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von Florian Güßgen

Auch das Shoppingcenterschwergewicht Unibail-Rodamco-Westfield, zu dessen Reich unter anderem das Centro in Oberhausen gehört, will Energie sparen und setzt auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen. So soll die Parkhausbeleuchtung „auf das notwendige Maß reduziert“ werden, ebenso wie die allgemeine Center Beleuchtung – „insbesondere während der Schließzeiten“. Zudem sollen Lüftung, Heizung und Kühlung der Einkaufscenter nicht mehr automatisch gesteuert werden, sondern manuell und in Abhängigkeit von der Außentemperatur. 

Vorgesehen ist auch das Absenken der „Solltemperatur im Winter“, die Center werden also nicht mehr so stark wie bisher geheizt. Die Warmwasserheizung wird ebenfalls gedrosselt und der Rollentreppenbetrieb „so kurz wie möglich“ gehalten. „Spätestens 20 Minuten nach Ladenschluss werden die Rolltreppen außer Betrieb genommen“, heißt es bei Unibail-Rodamco-Westfield.

„Spachtelmasse in höher beheizten Zonen“

Shoppingcenter-Wettbewerber ECE plant je nach Center-Situation ebenfalls „eine geringere Kühlung“ oder die „Reduzierung der Beleuchtung an Stellen, wo dies nicht unbedingt erforderlich ist“. Zudem seien die ECE-Center „bereits weitgehend auf LED-Beleuchtung umgestellt“, was Energie spare, teilt ein Unternehmenssprecher mit. 

Auf LEDs setzt auch der Baumarktbetreiber Hornbach. Frühzeitig habe man zudem „einen interdisziplinären Krisenstab etabliert, der sich mit dem Thema Energie auseinandersetzt“, heißt es von dem Unternehmen. Als wesentliches Instrument sei ein Stufenplan entwickelt worden, der sich am Notfallplan Gas der Bundesregierung orientiert und unter anderem die „Reduktion von Soll-Raumtemperaturen innerhalb von bestimmten Zonen unserer Märkte“ umfasst. So sei beispielsweise vorgesehen, temperaturempfindliche Ware wie Zimmerpflanzen, Tierfutter oder Spachtelmasse in höher beheizten Zonen zu bündeln oder durch Abdeckungen zu schützen. „Zudem wurde jetzt im Sommer die Klimatisierung der Zentralverwaltung eingestellt“, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Damit könnten ab sofort Gas und Strom für die Klimatisierung und Belüftung eingespart werden.

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Statt Krisenstab spricht man beim Möbelhändler Ikea lieber von einer „Taskforce“. Die Aufgaben sind ähnlich, nämlich „alle in Betracht kommenden Szenarien und Maßnahmen zum Energiesparen“ auszuloten. Geprüft wird nach Medienberichten ebenfalls, ob der Betrieb von Rolltreppen eingeschränkt wird. Möbelwettbewerber XXXLutz hat bereits in Möbelhäusern und Servicecentern, Lagern und Verwaltungsgebäuden „die Temperatur der Kühlung reguliert und die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur verringert“. Gleiches werde nun in der Herbst-/Winterperiode für das Heizen fortgesetzt, kündigt ein Sprecher an. Zusätzliche, darüber hinaus gehende Maßnahmen würden auf ihre Effektivität hin überprüft. 

Tatsächlich ist offen, welchen Effekt die Bemühungen der Händler insgesamt haben werden. Das Sparpotenzial von Industriebetrieben ist in der Regel deutlich höher. Von der Energieeinsparverordnung, die neben den handelsspezifischen Vorgaben weitere Sparmaßnahmen in anderen Bereichen umfasst, erhofft sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Senkung des Gasverbrauchs um ungefähr zwei Prozent. 

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