
Wer Gleitsichtveteran Günther Fielmann auf die Zukunft seines Brillenkonzerns anspricht, dürfte eine klare Antwort erhalten: Nachfolger? Fielmann.
Schon seit Jahren wird in der Zunft gerätselt, wann der heute 73-Jährige Brillenkönig abdankt. Der Unternehmer hatte im Herbst 1972 sein erstes Fachgeschäft in Cuxhaven eröffnet und damit den Grundstein einer Erfolgsgeschichte gelegt, die im deutschen Handel ihres gleichen sucht. Für seine Leistungen wurde der Senior am Mittwochabend gar mit dem Lifetime Award des Deutschen Handelspreises ausgezeichnet und spielt damit in einer Liga mit Branchengrößen wie Versandunternehmer Michael Otto und dm-Gründer Götz Werner, deren Leistung in der Vergangenheit ebenfalls mit dem Preis gewürdigt wurde. Modische Brillen auf Rezept: Mit dieser Idee hat Fielmann die Branche umgekrempelt. Sein Optikerkonzern überstand Lieferboykotte und Gerichtsprozesse und ist mit einem Marktanteil von gut 25 Prozent der unangefochtene Marktführer vor Apollo und Pro Optik. Im vergangenen Jahr verkaufte Fielmann 6,7 Millionen Brillen und erzielte einen Konzernumsatz von 1,05 Milliarden Euro.





So eindrucksvoll der Aufstieg des Optik-Unternehmens ist, so sehr ist es auf den Patriarchen Fielmann zugeschnitten. Er ist Firmengründer, Hauptaktionär und Vorstandschef in einer Person. Um den fielmannschen Einfluss auf den Konzern auf Dauer festzuschrieben, hat Fielmann nun die von ihm kontrollierte Familienstiftung zum Hauptaktionär gemacht. Sie hält künftig durchgerechnet 51 Prozent an dem im MDax notierten Unternehmen.
Weitere Aktien überträgt der 73-Jährige auf seine Kinder Marc, 23 und Sophie Luise, 18. Sie halten ihre Anteile an der Optikerkette künftig teils gemeinsam mit der Stiftung in einer Zwischenholding und teils direkt. Marc besitzt künftig knapp elf Prozent, seine Schwester knapp vier Prozent. Ihr Vater bleibt ebenfalls direkt an der börsennotierten AG beteiligt. Insgesamt bleibt der Familienanteil unverändert bei 71,31 Prozent. Damit gebietet der Brillenclan über eine deutliche Mehrheit. Die restlichen knapp 29 Prozent sind im Streubesitz; auch viele der rund 15000 Mitarbeiter halten Aktien.
Bis sein Sohn Marc den Laden übernimmt, kann es noch dauern. Erst vor gut einem Jahr hat der Fielmann-Filius sein Studium an der London School of Economics beendet. Seither absolviert der Junior etliche Stationen im Konzern, arbeitet in der Verwaltung und besucht Filialen. Geschäftliche Entscheidungen wurden Branchenkreisen zufolge in den vergangenen Monaten schon häufig mit beiden Fielmännern besprochen, berichtete jüngst die "Financial Times Deutschland".