Ernte nach Hurrikan „Irma“ Geflutetes Gemüse, zerstörte Zitrusfrüchte

Florida ist in der Winterzeit eine wichtige Obst- und Gemüsequelle in den USA. Doch in diesem Jahr hat Hurrikan „Irma“ einen großen Teil der Ernte beschädigt. Wie stark, müssen die Behörden noch herausfinden.

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Weite Teile des US-Bundesstaats wurden von Hurrikan „Irma“ überflutet. Wie groß der Schaden der Landwirte ist, muss nun geprüft werden. Quelle: AP

New York Die Obstbauer in Florida rechnen damit, dass die Schäden durch „Hurrikan“ Irma für Zitrusfrüchte, Gemüse und Zuckerrohr erheblich sind. Da die Strom- und Kommunikationsverbindungen in weiten Teilen des US-Staats weiter unterbrochen sind, wird es nach Behördenangaben Wochen dauern, um ein vollständiges Bild von den Verlusten zu bekommen. „Irma ist genau die Mitte hoch gegangen“, sagt Mark Hudson vom Nationalen Statistikdienst für Landwirtschaft.

„Es war egal, wo man war, weil „Irma“ so breit war.“ Abzuwarten bleibt, wie viele Schäden genau die Früchte erlitten haben, wie viel Geld die Produzenten von der Versicherung bekommen könnten und wie viel mehr Verbraucher für ihren morgendlichen Orangensaft künftig zahlen müssen. Die Orangenernte in Florida beginnt normalerweise um Thanksgiving Ende November herum. Rund 90 Prozent der Orangen werden zu Saft verarbeitet.

Die Prognosen für die Anbausaison 2016 bis 2017 sagten 68,5 Millionen Kisten Orangen und 7,8 Millionen Kisten Grapefruits voraus. Die Orangenernte war nach Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums über 886 Millionen Dollar (etwa 739 Millionen Euro) wert, die Grapefruiternte knapp 110 Millionen Dollar (etwa 91,7 Millionen Euro).

„Vor Hurrikan „Irma“ bestand eine gute Chance, dass wir diese Saison mehr als 75 Millionen Kisten Orangen auf den Bäumen haben würden, wir haben jetzt viel weniger“, sagt Shannon Stepp, Exekutivdirektorin der Zitrusbehörde von Florida. Erste Berichte deuten darauf hin, dass der Wind durch „Irma“ viel Obst von den Bäumen holte, doch relativ wenig Bäume entwurzelte. Dies wird den Bauern langfristig helfen.

Wie Sprecherin Lisa Lochridge vom Obst- und Gemüseverband von Florida sagt, muss der Süden des Staats, abhängig von der Region, Berichten zufolge einen Ernteverlust von 50 bis 70 Prozent wegstecken. Nördlich davon seien die Verluste „nur knapp geringer“. Der Mitgründer der Commodity Weather Group, Joel Widenor, sagt voraus, dass der Gesamtverlust bei der Orangenernte zehn Prozent betragen wird, der bei der Grapefruiternte 20 bis 30 Prozent.

Er schätzt den Zuckerrohrverlust auf zehn Prozent. Die Zuckerrohrernte sollte am 1. Oktober beginnen. Erwartet wurde eine „sehr gute“ Ernte von rund 2,1 Millionen Tonnen, wie der Geschäftsführer der Florida Sugar Cane League, Ryan Weston, sagt.


„Ich habe noch nie so viel Obst am Boden gesehen“

Florida ist im Winter für den Rest der USA eine wichtige Quelle für frisches Obst und Gemüse. In vielen Fällen sind die Früchte noch nicht in die Erde gepflanzt oder es kann noch neu gepflanzt werden. Doch seien vor allem mit Tomaten und Erdbeeren zu bepflanzende Felder beschädigt worden, sagt Lochridge. Daher werde erwartet, dass die Tomatenernte Anfang November schwach ausfalle.

Im Dezember werde aber mit einer soliden Ernte gerechnet. Erdbeerbauern rechneten mit einer schnellen Erholung und einer pünktlichen Ernte, berichtet Lochridge. Für die Obstbauer sei wichtig, Arbeitskräfte zu finden, um beim Wiederaufbau zu helfen, sagt Lochridge. „Das Arbeitskräfteangebot war bereits sehr knapp.“

Seine erste Prognose für die Zitrusernte in Florida 2017-2018 will das US-Landwirtschaftsministerium am 12. Oktober bekanntgeben. Die Industrie des Staats hatte in den vergangenen Jahren unter einer Zitruskrankheit zu leiden, die dazu führt, dass die Erträge zurückgehen und Obst bitter wird. Seit der Entdeckung der Krankheit in Florida 2005 sei die Ernte um mehr als 70 Prozent gesunken, sagt Lochridge.

Die daraus resultierenden höheren Verbraucherpreise hätten die Verluste für die Bauern nicht wettgemacht. Der Herausgeber des Newsletters „Citrus Daily“, Chet Townsend, besitzt einen Hain nahe Fort Denaud im Südwesten von Florida. Er konnte sich am Dienstag einen Eindruck von den Schäden verschaffen, als er in seiner Gegend herumfuhr. „Ich habe noch nie so viel Obst am Boden gesehen, selbst nach einem Frost“, sagt Townsend.

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