Im Mittelalter begründete der englische Dichter Geoffrey Chaucer mit seinem Gedicht „Parlament der Vögel“ die Tradition, diesen Tag den Liebenden zu widmen – vermutlich verfasste er das Gedicht aus Anlass einer Feier am Hofe König Richards II. Auswanderer brachten den Brauch in die USA, von wo er nach dem Krieg schließlich auch nach Deutschland kam. 1950 feierte in Nürnberg der Valentinsball Premiere – damit war der erste Schritt zur endgültigen Kommerzialisierung getan. „Danach entdeckten der Blumen- und Süßwarenhandel den Tag für ihre Marketingzwecke“, sagt die Kunsthistorikerin Marina Heilmeyer vom Botanischen Museum in Berlin-Dahlem, die sich in einem Buch mit der „Sprache der Blumen“ auseinandergesetzt hat.
Blumen werden verschenkt, seit dem es Menschen gibt
Große Symbolkraft haben sie bereits seit Jahrtausenden. Schon bei den Neandertalern wurden Hyazinthen als Grabbeigabe gefunden. Die Ägypter wiederum gelten als Erfinder des kommerziellen Anbaus – sie brauchten die Blumen vor allem, um sie Göttern zu opfern. Dabei frönten sie gleichzeitig ihrem Faible für Bürokratie: „In der Zeit von Thutmosis III. hielten die Priester genau fest, wie viele Sträuße Blumen täglich in die Tempel gebracht wurden“, sagt Heilmeyer. Blumenschmuck spielte auch bei Begräbnissen eine Rolle. Sträuße und Girlanden begleiteten die Toten ins Jenseits. Außerdem dienten sie Kriegsherren nicht nur als ästhetisches Beiwerk: Als die Römer unter Cäsar Ägypten eroberten, waren sie der Legende nach betört vom Duft des Blumenmeers.
In Ägypten entstand auch der Brauch, gewissen Blumen eine spezielle Symbolik zu verleihen. Die blaue Seerose zum Beispiel stand für ewige Wiederkehr. Und die sagenumwobene letzte Königin Kleopatra war vermutlich die erste Frau in der Geschichtsschreibung, die Männer mit Rosen bezirzte. In ihrem Liebeslager sollen die Kissen mit Rosenblättern gefüllt gewesen sein. Und um ihren Geliebten Mark Anton zu verführen, ließ sie einen Raum ellenhoch mit jenen Blättern füllen.
Bei den Römern setzte sich die Faszination für Rosen fort, allerdings mit zwiespältigen Ergebnissen. Während eines Banketts von Kaiser Nero regnete es so viele Rosenblätter, dass die Gäste daran erstickten. Der Dichter Horaz wiederum dachte nachhaltiger: Er klagte den Rosenkult an, weil dadurch Olivenhaine vernachlässigt und Ackerböden für Rosen- und Veilchenkulturen vergeudet würden. Seine Mitbürger ließen sich nicht beirren. Sie blieben bei dem Brauch, ganze Räume mit Rosenblättern auszulegen oder mit duftenden Safranblüten zu bestreuen.
Mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums um 550 verschwand die Blumenkunst in Europa für einige Jahrhunderte. „Die frühen Christen betrachteten Blumen und Bilder mit großem Misstrauen“, sagt Heilmeyer, „sie sahen in ihnen Sinnbilder der dekadenten heidnischen Kultur.“ Erst mit Karl dem Großen, der auf seinen Feldzügen gegen die Mauren in Spanien arabische Gärten kennengelernt hatte, kam es zu einer Wende. Nach seiner Rückkehr ließ er Heil- und Nutzpflanzen anbauen und schuf damit die Grundlage der europäischen Gartenkultur. Bald darauf wurden Klostergärten zu irdischen Paradiesen erklärt, in denen neben Heilpflanzen auch Blumen wachsen dürfen.
Kreuzfahrer und Eroberer brachten in den folgenden Jahrhunderten Pflanzen aus anderen Teilen der Welt nach Europa, die Flora veränderte sich. Kreuzfahrer Graf Robert de Brie soll die Damaszener Rose in Frankreich eingeführt haben. Und 1554 exportierte der österreichische Gesandte am Hof des osmanischen Sultans die Tulpe erstmals nach Wien. Ursprünglich stammte sie aus Persien, wo sie als Blume der Liebe galt. Im Osmanischen Reich wurde sie schnell populär, die Sultane nahmen sie in ihrem Wappen auf. Aus Amerika kam 1569 die Sonnenblume nach Spanien, die damals auch „indianische Goldblume“ genannt wurde.
Lange als reine Zierpflanze genutzt, begannen die Europäer im 17. Jahrhundert damit, Sonnenblumenkerne als Zwischenmahlzeit zu naschen. Es dauerte allerdings bis zur Renaissance, bis Blumenarrangements in Europa in Mode kamen. Üppige Kreationen wurden zunächst in Italien präsentiert, am liebsten in wertvollen Vasen aus Marmor, Kupfer oder Glas. Der Barock wiederum zelebrierte das Thema Vergänglichkeit – und der Blumenstrauß, naturgemäß nicht für die Ewigkeit gemacht, wurde zum begehrten Geschenk.