Etikette Warum wir Blumen verschenken

Zu keinem anderen Anlass geben die Deutschen so viel Geld für Blumen aus wie zum Valentinstag. Die Floristen freut es. Über die Ursprünge des Valentinstages und einer bunten Tradition.

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Quelle: Fotolia

Seinen ersten Blumenstrauß pflückte er im Alter von fünf Jahren am Wegesrand. Vielleicht sehen seine Bouquets deshalb heute noch so aus, als kämen sie direkt aus der Natur. Ein bisschen wild, nicht symmetrisch, aber dennoch harmonisch.

In der Welt von Film und Mode ist Thierry Boutemy ein Star, seitdem er in Sofia Coppolas Spielfilm „Marie Antoinette“ die Hauptdarstellerin Kirsten Dunst in ein Meer von Rosen tauchte. Regelmäßig stattet der aus der Normandie stammende Florist Modeschauen aus, etwa jene des französischen Unternehmens Lanvin oder der britischen Marke Paul Smith. Privatkunden tun sich dagegen manchmal schwer mit seinen Kreationen. „Ich habe auch schon Sträuße zurückgeschickt bekommen mit dem Hinweis, dass es sich dabei um kein richtiges Bouquet handele“, sagt Boutemy und lächelt.

Mit solchen Reaktionen kann er gut leben. Für ihn zählt vor allem, dass ein Strauß emotional ist: „Er kann Freundschaft ausdrücken, Nähe oder Zärtlichkeit.“ Boutemy ist nicht nur Blumenexperte, sondern auch Blumenliebhaber, der die Natur als Rückzugsort sucht. Deshalb kann er wenig anfangen mit einer Konvention, die in diesen Tagen wieder ansteht – Blumen zum Valentinstag.

Umsatz der Floristen ist stabil

„Diese Symbolik“, sagt Boutemy, „haben sich die Menschen ausgedacht.“ Und dabei wollen sie offenbar auch bleiben. Selbst in Zeiten digitaler Grußbotschaften ist die gute alte Blume noch lange nicht aus der Mode. Im Gegenteil: Insgesamt beläuft sich der Jahresumsatz der deutschen Floristen mit Schnittblumen auf drei Milliarden Euro, die Zahl ist seit Jahren stabil. Eine kurze Nachricht bei Facebook und WhatsApp mag ökonomisch effizient sein, weniger persönlich ist sie allemal.

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Auch deshalb sind Blumen weiterhin das traditionelle Symbol für Liebe, Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Erst recht am 14. Februar, dem Tag der Liebenden. Da mag es das Gros der deutschen Verbraucher klassisch. „Die rote Rose steht an erster Stelle“, heißt es wenig überraschend beim Fachverband Deutscher Floristen. Die Branche würde die Kunden ja gerne für andere Sorten begeistern, bloß: Sie verbinden keine andere so sehr mit der Liebe. Vor allem männliche Kunden bestehen darauf, beobachten die Experten.

Blumen-Knigge: Zu jeder Gelegenheit der richtige Strauß

Zumindest in dieser Hinsicht ist der Valentinstag repräsentativ: Auch im restlichen Jahr ist die Rose mit Abstand die beliebteste Blume der Deutschen, sie kommt auf einen Marktanteil von 43 Prozent. Dahinter folgen Chrysanthemen, Tulpen und Gerbera. Die Geschmäcker sind so einheitlich, dass die Kunden darüber ein nicht ganz unwesentliches Detail vergessen: Rosen befinden sich selten in einem so schlechten Zustand wie Mitte Februar – denn sie waren zuvor bis zu drei Wochen im Kühlhaus.

Lufthansa wird zum Blumenboten

Der Handel baut daher vor, um die Nachfrage zu befriedigen, die Ware kommt meist aus der Ferne. Die Frachtsparte der Lufthansa setzt zusätzliche Flugzeuge ein, um mehr als 1500 Tonnen Rosen aus Kenia, Kolumbien und Ecuador einzufliegen. Das entspricht etwa 40 Millionen Stück – die Kapazität von 16 Maschinen des Transportflugzeugs Boeing MD-11. Der Aufwand lohnt: In den Tagen vor dem 14. Februar geben die Deutschen etwa doppelt so viel Geld für Schnittblumen aus wie in einer durchschnittlichen Woche, ermittelte die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft.

Der Legende nach geht die Tradition des Blumenschenkens am Valentinstag bis ins dritte Jahrhundert nach Christus zurück. Valentin von Rom soll als einfacher Priester Verliebte getraut haben, obwohl es ihm der amtierende Kaiser Claudius II. verboten hatte – er wollte, dass die Männer sich als Soldaten lieber auf den Krieg konzentrieren anstatt auf die Liebe. Nach der Zeremonie überreichte Valentin dem Brautpaar Blumen aus seinem Garten. Zur Bestrafung wurde er enthauptet, und zwar am 14. Februar 269. Deshalb ging das Datum als Namenstag des heiligen Valentin in den kirchlichen Kalender ein.

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