EVG-Chef Torsten Westphal Bahn-Gewerkschaft attackiert Vorstand und Verkehrsminister Scheuer

Der neue Chef der Bahn-Gewerkschaft EVG hat den Vorstand der Bahn und Verkehrsminister Scheuer massiv kritisiert. Es gebe zu viele Baustellen und zu wenig Führung.

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Der neue Vorsitzende der Eisenbahn-Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat wenige Tage nach seiner Wahl Bund und Deutsche Bahn für ein mangelndes Zukunftskonzept kritisiert. Quelle: dpa

Der neue Chef der Bahn-Gewerkschaft EVG, Torsten Westphal, hat Vorstand und Eigentümer der Deutschen Bahn Versagen vorgeworfen und einen Neustart verlangt. „Zu viele Baustellen, zu wenig Führung“, kritisierte Westphal am Donnerstag in Berlin. „Wir sind der Auffassung, dass der Verkehrsminister da endlich Verantwortung übernehmen muss“, sagte er.

Die Leidtragenden seien die Mitarbeiter: „Die haben die Nase bis obenhin voll, um es mal diplomatisch auszudrücken“, kritisierte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). „Die Krone setzt der Bahn-Vorstand mit seinen Streitereien auf“, sagte er mit Blick auf den geplanten Rauswurf von Finanzvorstand Alexander Doll.

Die Gewerkschaft äußerte Zweifel daran, dass die vom Bahn-Vorstand ausgearbeitete Strategie „Starke Schiene“ erfolgreich umgesetzt werde. In einem Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer hatte Bahnchef Richard Lutz kurz vor den Beschlüssen des Bundestages zu Milliarden-Hilfen das Konzept noch einmal erläutert.

Demnach sollen Qualität, Pünktlichkeit und die Sanierung der Güterbahn Zug um Zug mit Hilfe des Bundes vorangetrieben werden. Man komme in vielen Feldern, etwa bei der Einstellung neuer Lokführer, gut voran, schrieb Lutz an Scheuer. Die Schulden würden dennoch unter der vom Bundestag verlangten Obergrenze von 25,4 Milliarden Euro bleiben. Die Debatte um die Ablösung von Finanzvorstand Doll erwähnte Lutz nicht.

Wie Westphal verlangte auch EVG-Vize-Chef Klaus-Dieter Hommel, der die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat des Staatskonzerns vertritt, eine Versachlichung der Debatte. Es könne nicht sein, dass kurzfristig ein Vorstand auf Wunsch des Verkehrsministers entlassen werden solle. „Wir sehen uns nicht als verlängerter Arm des Ministers“, sagte Hommel.

Die Entlassung von Finanzvorstand Doll war in der vergangenen Woche auch an Bedenken der Gewerkschaftsvertreter gescheitert. Ihm wird vorgeworfen, beim geplanten Verkauf der Nahverkehrstochter Arriva zu spät und unzureichend über Probleme informiert zu haben. Der Verkauf ist inzwischen auf Eis gelegt.

Am Montag will sich der Aufsichtsrat noch einmal mit der Personalie befassen. Doll selbst hat bislang einen freiwilligen Abschied abgelehnt. Er habe sich nichts vorzuwerfen, hat er laut Aufsichtsräten gesagt.

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